Mehr als 2000 Seen

Mit dem Kanu auf den Boundary Waters in Minnesota

Text: Axel Pinck
Fotos: Peter Frischmuth, agentur argus

Boundary Waters USA ein stiller See

Wer an jedem Tag auf einem anderen Gewässer paddelt, hätte die Seenplatte der Boundary Waters an der Grenze von Minnesota zu Ontario erst in sechs Jahren erkundet. Mit superleichten Kanus, die über Landverbindungen zwischen zwei Seen geschultert werden können, geht es in eine amphibische Landschaft, die mächtige Gletscher der letzten Eiszeiten aus dem Granit gehobelt und gekerbt haben. Die Zivilisation ist weit entfernt, Weißkopfadler kreisen am Himmel, und nachts heulen die Wölfe.

„Uns findest du da, wo die Straße endet“, lacht Blayne Hall und zeigt eine Karte der Boundary Waters im Grenzgebiet des US-Bundesstaates Minnesota und der kanadischen Provinz Ontario. Einsam führen weniger als eine Handvoll Feldwege, „Country Roads“, in eine mit zahllosen blauen Sprenkeln übersäte grüne Fläche. „Wir haben mehr als 2000 Seen in den Boundary Waters.“

Boundary Waters USA Kanus

Die Kanus liegen bereit ...

Einen Kompass und gute Karten, die man bei den Kanuverleihern erhält, sollte man schon dabei haben. Besser ist es noch, eine Tour durch die Boundary Waters Canoe Area Wilderness mit einem der vielen lokalen Führer zu unternehmen, die die Seen und Wasserstraßen wie ihre Westentasche kennen. „Wir hatten schon Leute aus Chicago, die wollten alleine los und konnten Norden nicht von Süden unterscheiden“, weiß Blayne von den „Williams and Hall Outfitters“, die bei Ely am Moose Lake Kanus und Paddelausrüstungen vermieten.

Boundary Waters USA Insellabyrinth

... für die Fahrt durchs Gewässer-Labyrinth

Der Sage nach ist der legendäre freundliche Riese und Holzfäller Paul Bunyan für den Seenreichtum Minnesotas verantwortlich. Sein mächtiger blauer Ochse Babe, der die von ihm gefällten Baumstämme abtransportierte, hinterließ zahlreiche tiefe Hufspuren, die Regen und Schnee später mit Wasser füllten. Die Wahrheit ist nicht weniger märchenhaft. Die mächtigen Gletscher der letzten Eiszeit haben in mehreren tausend Jahren das Land abgehobelt und die Senken ausgekerbt, die sich später in Seen und Teich verwandelten.

Muskelkraft ist der Motor

Diese amphibische Welt ist nur mit dem Kanu zu entdecken. Unsere Reise beginnt in der Lodge nach einem herzhaften Frühstück. Blayne, der uns begleitet, hat die Kanus schon huckepack genommen, sie auf einem Motorboot untergebracht, und steuert uns jetzt, gemütlich über den See tuckernd, zum Ausgangspunkt unseres Trips. Die gut verpackte Ausrüstung wird in den superleichten Booten verstaut, eine Schwimmweste angelegt, unsere Kanus können ablegen. Straßen gibt es hier nicht mehr, die nächsten Menschen leben 20 Kilometer entfernt, nach Chicago sind es tausend einsame Kilometer.

Boundary Waters USA Paddler

Unterwegs in die Einsamkeit

Ab jetzt ist die eigene Muskelkraft unser Motor. Paddel stechen in das ruhige Wasser, eine ungewohnte Stille umgibt uns. Langsam gleiten die Steilufer des Sees vorbei; das viele Millionen Jahre alte Vulkangestein ist von Kiefern, Föhren, Espen und Birken bewachsen. „Lass die Zivilisation zurück und komm’ in die wirkliche Welt“ haben wir in der Werbebroschüre des „Outfitters“ gelesen. Am Himmel zeigt uns ein Weißkopfadler, der amerikanische Wappenvogel, seine Flugkünste. Riesige Libellen kommen heran, bleiben surrend in der Luft stehen und rasen ebenso unvermittelt davon. Ein Elchbulle steht im flachen Wasser und lässt sich beim Trinken nicht stören. „Hier gibt es auch Bären und Wölfe“, erzählt Blayne, „doch die lassen sich selten sehen. Sie mögen Menschen nicht besonders. Nachts kann man manchmal ihr Geheul hören, immerhin.“

Boundary Waters USA Angelandet

Gelandet in der Einsamkeit

Kein Zaun oder Posten markiert die Grenze zu Kanada, die irgendwo hier durch den See verläuft. Gelegentlich passieren wir andere Kanus - wie wir auf dem Weg in die Einsamkeit. Stolz hebt ein Paddler einen gerade geangelten Fisch in die Höhe, ein respektabler Zander, der wie Lachs und Schwarzbarsch die klaren und sauberen Seen bevölkert. Auf einer unbewohnten Insel machen wir Rast. Die einfachen Zelte sind schnell aufgebaut. Unsere Kanus liegen hochgezogen auf den von Gletschern flach geschliffen Felsbuckeln. Während Blayne ein Lagerfeuer für den kräftigen Eintopf aus Kartoffeln und Rindfleisch entfacht, sammeln wir für den Nachtisch Blaubeeren, die auf einer Lichtung im Überfluss wachsen. Bald senkt sich Dunkelheit über die einsame Wasserlandschaft, am Himmel entfaltet sich die glitzernde Pracht Abertausender Sterne. Langsam verglimmt unser Feuer.

Boundary Waters USA Camping

Übernachten in der Einsamkeit

Am nächsten Tag wird es wieder zurück zur Lodge gehen, doch es ist klar, dass dies nicht unser letzter Trip in das Naturparadies der Boundary Waters ist. „Kein Problem“, lacht Blayne, „Ihr könnt viele Jahre lang jeden Tag einen anderen See erkunden, wir haben genug davon.“

Boundary Waters USA Angler

Reiseinformationen zu Boundary Waters in Minnesota

Kanuvermietung:
Williams and Hall Wilderness Guides and Outfitters am Moose Lake, 20 Meilen östlich von Ely, Minnesota, 1-(800) 322-5837, www.williamsandhall.com.

Übernachtungspermits:
Max. 9 Personen pro Gruppe , vergibt der „BWCAW Reservation Service“, die Genehmigungsscheine müssen rechtzeitig über den Outfitter reserviert werden.

 

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