So schmeckt New York!

Eine kulinarische Exkursion im Zentrum von Manhattan

Text und Fotos: Beate Schümann

USA New York Freiheitsstatue

Amerikaner essen anders als Europäer. Hot Dogs, Hamburger, Spare Ribs mit Kraut, Bagels und Muffins stehen auf dem Speisezettel ganz oben. Über den pappigen US-Toast gerät ein Deutscher, der zu Hause zwischen rund 350 Brotsorten wählt, kaum in Schwärmereien. Ein Franzose muss Revolutionen planen, wenn nur rötlicher Cheddar die Käseplatte ziert. In New York City hingegen werden alle Vorurteile über amerikanische Essgewohnheiten Makulatur. Hier isst man wie in Europa oder wie in Amerika – ganz nach Gusto!

Zito zum Beispiel, der 1918 von Palermo aus den Ozean überquert hatte, um in New York sein Glück zu suchen, vermisste die heimatlichen Speisen. Als mit der großen Immigrationswelle 1924 immer mehr Landsleute kamen, beschloss der junge Sizilianer, in der Bleeker Street 259, mitten in Greenwich Village, eine Bäckerei zu eröffnen, um dem Mangel abzuhelfen. Sein Brot war bald im ganzen Quartier und bis nach Little Italy bekannt, besonders das Prosciutto-Brot. Heute backen in „Zito’s Bread Shop“ Julio und Anthony in zweiter und dritter Generation das kräftige Schinkenbrot nach (groß)väterlichem Rezept. Für vier Dollar geht es über die Theke des schmalen Ladens, dessen Wände gerahmte Bilder von Frank Sinatra zieren. Der Schmusesänger zählte früher zu Zito’s besten Kunden. „Wahrscheinlich hat er nach der ersten Kostprobe seinen Song „Let me try again“ gesungen, und dann kam er nicht mehr davon los“, schmunzelt Julio.

Usa New York Delicatessen

Mit der Stretch Limo zu den Delicatessen

New York hat viele Inseln des guten Geschmacks. Es gibt rund 34.000 Restaurants – italienische, französische, türkische, brasilianische, thailändische, chinesische und kubanische, Feinschmeckerrestaurants, Bistros oder „Deli-Stores“ – McDonald’s und Pizza Hut nicht mitgezählt. Da fällt die Wahl schwer. Gutes Essen lohnt weite Wege, meint Todd Lefkovic. Er reiste zwar nur aus dem dreißig Kilometer entfernten New Jersey an, aber aus dem gleichen Grund: Er wollte gut essen. Drei Jahre fuhr er jedes Wochenende in die Wolkenkratzer-Metropole, probierte Restaurants aus, und immer mehr Freunde kamen mit auf seine Tour. Seit 1979 führt der frühere Designer nun Touristen durch New York, zeigt ihnen die alteingesessenen Spezialitätengeschäfte, gibt Restauranttipps und erklärt nebenbei die alten Stadtquartiere Greenwich Village und SoHo.

Bei Zito´s zeigt man, was man kann

Gleich neben „Zito’s“ deckt sich der Genießer mit dem nötigen Belag für das Brot ein. In „Murray’s Cheese Shop“, von 1940 waren erst nur Milch und Butter zu haben. Käse kam später hinzu. Davon liegen hinter der Glasvitrine nun rund 375 verschiedene Sorten aus Frankreich, Holland, Italien, Schweiz und Spanien. Wieder draußen, schieben sich sechzehn Teilnehmer lustvoll die Proben in den Mund, die Todd bei Murray’s eingekauft hat. „Oh, I love this one“, schwärmt eine Dame aus Houston über den spanischen Manchego, während Marc aus Ontario klar dem Rohmilchkäse aus der Provence den Vorzug gibt.

Dörflicher Charme im „Big Apple“?

Weiter geht’s durch Greenwich Village, das New Yorker Gegenstück zu Schwabing oder Montmartre. Im Gegensatz zum strengen Gitternetz der Avenues und Streets, herrscht hier ein kunterbuntes Durcheinander von Straßen, die keine Nummern, sondern - wie in Europa – Namen tragen. Das „Village“, wie die New Yorker das szenige Künstlerviertel liebevoll nennen, hat sich dörflichen Charme bewahrt. Als es 1696 entstand, lag es noch weit vor der Stadt. Heute sind die meist im Landhaus- oder Palazzo-Stil gebauten Häuser harmonisch zusammengewachsen. „SoHo hat übrigens nichts mit Soho zu tun“, erklärt Todd ein paar Straßen weiter den feinen Unterschied. Es steht für „South of Houston“, das verwinkelte Viertel südlich der Houston Street mit den prächtigen gusseisernen Feuerleitern an den Fassaden.

USA New York Skyline

Wo sind die Delikatessen zwischen all den Wolkenkratzern ...?

Darunter warten zahllose Galerien, Boutiquen mit flippiger Designermode, Antique-Shops, Kleinbühnen „Off-Broadway“ und urige Restaurants auf Kunden. In der Cornelia Street führt Todd uns ins „Gigot“, das er für Brioche, Seafood und humane Preise lobt, und weiter ins schlauchartige Restaurant „Home“. „Typischer Railroad-Style“, stellt Todd fest. „Aber wenn schon Burger, dann hier.“ Vor dem Cornelia Street Café sind die Stühle schon alle besetzt. Abends ein idealer Platz für Cabaret, Jazz-Konzerte und Lesungen.

USA New York Ladentheke

... hier zum Beispiel!

Trotz einiger Schlenker gibt sich die Bleeker Street schnell als Fressmeile zu erkennen. „Faicco’s Pork Store“ in Nummer 260 wahrt seit 1900 Tradition. „Unsere Spezialität ist der ‚Riceball‘“, verkündet Eddie Faicco stolz, der in der vierten Generation sieben verschiedene Sorten Würstchen, Salami, Schinken und hausgemachten Mozzarella herstellt - jeden Tag frisch. Den faustgroßen Leckerbissen hat sein Urgroßvater aus Neapel mitgebracht. Ursprünglich ein sizilianisches Resteessen namens „avanchia“ aus Reis, Käse und reichlich Knoblauch geformt und frittiert. „Delicious!“ ruft der junge Brasilianer aus Sao Paulo nach dem ersten Bissen aus und beißt gleich nach einmal kraftvoll hinein.

Beim Codewort in den Keller!

Ein paar Häuser weiter erzählt Todd die Geschichte der „Pasticceria Bruno“. Rocco, der in den Fünfziger Jahren nach New York kam, verfertigte für Bruno köstliche Obsttorten. Der Laden lief fabelhaft. Bis Rocco 1972 über Nacht kündigte, um nur ein Haus weiter sein eigenes „Rocco’s Pastry & Espresso Café“ zu eröffnen. Inzwischen herrscht wieder Frieden zwischen den beiden. Bruno bietet solide italienische Backwaren an, während Rocco sich auf Ausgefallenes wie süße Cannelloni, Cremalatta und Ricotta-Kuchen verlegt hat.

USA New York Broolyn Bridge

Über die Brooklyn Bridge ...

In der Barrow Street kommen wir zum „Speakeasy“, einer Kneipe aus der Zeit der Prohibition. Hinter der unscheinbaren Fassade mit der Hausnummer 86 schenkte der Wirt zwischen 1919 und 1933 illegal Schnaps aus, kam aber dank seines guten Drahtes zum Polizeichef stets ungeschoren davon. Rückten die Ordnungshüter zur Razzia an, war er längst informiert und rief „86!“. Kaum war das Codewort erklungen, waren die Gäste auch schon durch die kleine, als Bücherregal getarnte Seitentür in den Keller entschwunden. Auch John Steinbeck, Arthur Miller und Orson Welles sollen unter ihnen gewesen sein. Obwohl die Kneipe heute offiziell „Chumley’s“ heißt, ist sie unter „86“ besser bekannt.

USA New York Pizza

... zur Pizza in Greenwich Village

An der belebten Ecke Carmine Street wirbelt Joe seit 1974 Pizzaböden durch die Luft, ohne dass sie an der Decke kleben bleiben. Gekonnt dreht er erst kleine, dann immer weitere Kreise, bis sie schließlich den Durchmesser eines Wagenrades erreichen. Für den Belag hält er sechs Varianten bereit. „Joe’s Pizza ist die beste in New York“, schwört Joe, während er den Teig reich belegt. Die Truppe ist geneigt, das zu glauben, denn immerhin er produziert jeden Tag 600 Pizzen. Mit der erstandenen Riesenpizza ziehen wir in den kleinen Winston Churchill Park an der nächsten Ecke. Während der New Yorker Verkehr unmerklich an dem kleinen grünen Idyll vorüberbraust, teilt Todd an jeden ein Pizzaeck samt Serviette aus. Der Teig ist hauchdünn und wunderbar kross, der Belag gut gewürzt und tomatensaftig. Alle sind zufrieden und finden, dass der Weg sich gelohnt hat.

Reiseinformationen

Informationen:

New York City, c/o News Plus Communication
Sonnenstr. 9
80331 München
Tel. 089-23 66 21 39
Fax -23 66 21 99
www.newyork.de.

Culinary and Cultural Events and Excursions
Tel. (732)636-4650
E-Mail: foodtours@aol.com
Internet: www.foodsofny.com.
Die Walking, Tasting and Discovery Tour  kostet rund USD 40 (inkl. Verkostungen) und dauert drei Stunden. Anmeldung erforderlich.

Website der Autorin: http://www.beate-schuemann.de

 

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