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Reiseführer Nordzypern

Das Ende des Dornröschenschlafs

Famagusta und der Osten Zyperns

Text und Fotos: Volker Mehnert

Nordzypern Famagusta Strand

Nordzypern, durch den jahrzehntelang währenden Konflikt von den internationalen Touristenströmen isoliert, wacht langsam auf. Während im südlichen Teil der Insel schon lange Bettenburgen die Strände säumen und hier und dort Ballermann-Atmosphäre herrscht, hat der Norden noch viel Ursprüngliches zu bieten. Eine Reise ins historische Famagusta und in den menschenleeren Osten der Insel.

Nordzypern Famagusta TorbogenFamagusta, von den türkischen Zyprioten Gazimagusa genannt, besitzt eine der mächtigsten Befestigungsanlagen des gesamten Mittelmeerraumes. Der doppelte Mauerring, im fünfzehnten Jahrhundert von den Venezianern errichtet, ist fast vier Kilometer lang, bis zu achtzehn Meter hoch und mit einem Dutzend Bastionen verstärkt, auf deren Fassaden noch Reliefs mit dem venezianischen Löwen zu sehen sind. Der Graben zwischen den Festungsringen konnte früher mit Meerwasser geflutet werden. Doch selbst dieser gigantische Aufwand hat nicht verhindert, dass die Osmanen 1571 die Stadt eroberten. Die Anlage umschließt die gesamte Altstadt und ist vollständig erhalten. Findet man eine der versteckten Treppen, kann man auf der Mauer kilometerweit entlang spazieren und die Bastionen erklettern. In der Regel wird man dabei allein sein, denn als Folge des türkisch-griechischen Konflikts ist Nordzypern als ganzes in einen touristischen Dornröschenschlaf verfallen, aus dem es jetzt nur langsam erwacht.

Zwischen den Festungsmauern ist Famagustas Altstadt vollgepackt mit christlicher Vergangenheit und muslimischer Gegenwart. Von den meisten christlichen Kirchen des Mittelalters sind nur noch Ruinen übrig, die sich allerdings wie selbstverständlich in das Stadtbild integrieren. Überall sitzt man auf venezianischen Mauern oder stolpert über antike Steine, und dennoch erscheint hier nichts museal. Die moderne Stadt hat sich unaufdringlich der verschiedenen Phasen ihrer Vergangenheit bemächtigt; sie lebt mit ihnen, ohne sie bewußt und planvoll auszustellen.

Nordzypern Famagusta Kathedrale
Kurios: Kathedrale mit Minarett

Reste eines venezianischen Palazzos dienen als Eingangstor zum heutigen Hauptplatz, der außerdem flankiert wird von der ehemaligen Kirche St. Peter und Paul und den bizarr nach oben ragenden Mauerresten der Franziskanerkirche. Zwei alte Kanonen und ein Stapel eiserner Kugeln erwecken den Eindruck, als seien sie gestern auf dem Platz abgestellt, um morgen benutzt zu werden. Römische Säulen und eine antike Statue bilden wie beiläufig die Dekoration vor einem Straßencafé. Ein steinerner venezianischer Löwe, leicht verwittert, liegt träge an einer Mauerecke. In einem privaten Garten mit Feigenbäumen und Weinstöcken stehen die Überbleibsel einer Kapelle und dienen dort als Grundstücksbegrenzung.

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