DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

„Give me a home ...!“

Kurvige Serpentinenstraßen und ein Niemandsland aus verschwindend kleinen Flecken, die über drei Häuser und fünf Briefkästen niemals hinauskommen werden. Nur die Ruhe, keine Panik! Es gibt bestimmt Homesteads, Bauernhöfe mit Bed-and-Breakfast-Angeboten, kein Thema, ich gebe Gas und summe auffällig laut „Give me a home among the gumtrees ...“ mit der Betonung auf „home“ = Zuhause! 18.30 Uhr, wir winden uns entfernt von Küste und Strandschönheiten durch einsames Hinterland. Es dämmert, kein Bauernhof, das leise Tuckern unseres Motors schläfert ein, endloses Grün, Hügel, kein Meer mehr in Sicht. Mich beschleicht ein wirklich ungutes Gefühl, die Rückbank des Autos rückt immer mehr in den Mittelpunkt meiner Überlegungen. Hier liegt der Hund begraben, falls er jemals den Weg hierher gefunden haben sollte ...

Australien / Sonnenuntergang
Sonnenuntergang über den endlosen Weiten Australiens

Talk of the Town

Da, ein Licht – ein Traktor auf dem Seitenweg, ich halte an. „Nein“, so die Antwort des freundlichen Farmers, er selbst vermiete wohl Zimmer, sei jedoch belegt. Mit schiefem Grinsen liefert er einen letzten Hoffnungsschimmer, der nicht wirklich überzeugend klingt: Der nächste Ort sei einen Versuch wert und nur noch dreizehn Kilometer entfernt. Robin quengelt, es dunkelt, mir schwant Böses. Am Ende der Landstraße, die sich wie ein Wurm vom Inland zurück zur Küste schlängelt, erreichen wir Princetown, eine bizarre Ortschaft, bestehend aus zwei sich gegenüberliegenden Häusern, von denen eines die Kombination aus Post, Laden und Anmeldung ist und das zweite ein Restaurant mit dem bezeichnenden Namen „Stadtgespräch“ ist.

„How’r’ye’goin’?“, ...

... begrüßt mich die Frau an der Theke freundlich, wenn auch völlig unverständlich. Ja, kein Problem, die Holzhütten seien noch frei, was ein netter Harry-Potter-Verschnitt da mit mir reise, überhaupt, ob wir noch Bohnenkonserven oder Brot bräuchten, es gäbe hier alles in ihrem kleinen Laden.

Australien / Princetown / Store
Princetown Store

Überrascht reibe ich mir die Augen. Nicht nur Betten, sondern auch Lebensmittel, Mückenspray, Campingkocher, hier gibt es alles. Robin bringt es auf den Punkt: „Mama, hier sieht’s aus wie im Laden von Frau Waas, bei Lukas dem Lokomotivführer, du weißt doch, wo Jim wohnt.“ Recht hat er, die Knöpfe für Jims Hosenloch gibt’s unter Garantie auch in einem der vielen Fächer und Schubladen.
Es kommt noch besser: Hier, im letzten Winkel einer kaum noch besiedelten Klippenlandschaft entdecken wir neben sauberen, wenn auch primitiven Bettstätten, auf denen wir unsere Schlafsäcke ausbreiten können, tatsächlich Straußenfleisch und Kängurusteak auf der Karte. Wir schmausen exotisch und lecken uns die Finger, trinken wunderbaren, nicht überteuerten Kaffee und Kakao und schlafen erschöpft, aber satt und zufrieden ein. Der nächste Morgen offenbart ein wunderbares Fleckchen Erde am Beginn des eigentlichen Nationalparks, den Blick auf grüne Wiesen an einem Wasserlauf nahe der Küste und die Gewissheit, dass dieses „Talk of the Town“ tatsächlich das Zeug zum Stadtgespräch hat! Ein Geheimtipp für Begegnungen abseits der ausgetretenen Pfade!

Australien / Princetown / Talk of the town
Talk of the Town

Schnell ein Fazit: Dies ist die letzte Übernachtungsmöglichkeit vor dem Naturschutzgebiet, daher sollten Sie besonders in der australischen Feriensaison um Weihnachten vorausschauend reisen und frühzeitig in einem der oben erwähnten Orte eine feste Buchung vornehmen!

Reiseinformationen zu diesem Reiseziel