Diest - Die »Oranjestad«

Mit dem Tuchhandel war die Blütezeit wie auch der Niedergang dieses brabantischen Städtchens verbunden. Zeitgleich mit dem wirtschaftlichen Niedergang wurde es im 15.Jahrhundert Teil der Grafschaft Nassau. Einer der Grafen von Nassau, Hendrik III., ließ hier den Hof von Nassau errichten. Willem van Oranje und Filips-Willem van Oranje wurden im ausgehenden 15. und frühen 16.Jahrhundert die neuen Herren von Diest, das seit dieser Zeit als »Oranjestad« bekannt ist.

Sprichwörtliches verziert das Chorgestühl von St. Sulpitius und Dionysos:
Statt gegen die Wand zu reden, reden die Flamen in den Ofen

Bedeutendster Sakralbau ist die Stiftskirche des hl. Sulpitius und Dionysius. Diese aus eisenhaltigem, rostbraunem Sandstein erbaute Kirche erhebt sich am Grote Markt und ist die Grabkirche des Grafen von Nassau und Prinzen von Oranien, Filips-Willem, der hier 1618 seine letzte Ruhestätte fand. Neben dem monumentalen Hochaltar mit der Darstellung der Mariä Himmelfahrt ist der Sakramententurm aus der Spätrenaissance sehenswert. Das Stadtmuseum (Stedelijk Museum) am Grote Markt ist im Rathaus (Stadhuis) untergebracht. Seine Sammlung umfaßt flämische Malerei, Silberschmiedekunst wie die Zierketten der Gilden sowie allerlei Zinngeschirr. Rund Um den Marktplatz sieht man ein Ensemble von schmucken Back- und Sandsteinbauten wie »De Zoeten Inval«. Hinter der Kirche des hl. Sulpitius und Dionysius befindet sich die gotische Tuchhalle, und unweit von dort stehen sehenswerte Fachwerkbauten wie »Het Dambord«. Vom Hof von Nassau aus dem 16.Jahrhundert ist nur der linke Flügel unverändert erhalten geblieben. An die Kirche des hl. Johannes (St. Janskerk), die 1297 erbaut wurde und während der Glaubenskämpfe 1578 in Flammen aufging, erinnern nur noch Mauerreste. Auch in Diest lebten einst Beginen in einer Hofanlage, die aus 80 Häuschen und der dreischiffigen Kirche der hl. Katharina (Sint-Katharinakerk) aus dem 13./14. Jahrhundert besteht.