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Belgisch Limburg: eine grüne Provinz für Pedalritter


Manch Mühle lädt zur Pause ein

Im Osten Belgiens gelegen und die grünste Provinz von Flandern, das ist Limburg, das im Februar diesen Jahres nicht nur die Weltmeisterschaft im Querfeldeinfahren und einen dreifachen belgischen Triumph erlebte, sondern im Oktober auch Schauplatz der Weltmeisterschaften im Zeitfahren und im Straßenrennen sein wird. Doch auch für jedermann ist gesorgt: 1 600 km perfekt ausgeschilderte, hervorragend unterhaltene und sichere Radwege laden zum Radeln durch die Natur und zum Besuch vieler Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke ein.

Radeln ohne Karte

Das beschilderte Fahrrad-Wegenetz ermöglicht spontanes Radeln ohne Karte. Dank nummerierter Knotenpunkte kann man sich unterwegs sehr gut orientieren. An jedem Knotenpunkt befindet sich eine Übersichtstafel, die das Fahrrad-Wegenetz aufzeigt. Wenn die Route vorher austüftelt und die Nummer der Knotenpunkte notiert wurden, kann die Karte kann im Rucksack verbleiben. Wer beispielsweise nach einem Besuch des Gallo-Römischen Museums in Tongeren Lust hat, nicht nur die alten römischen Mauern Tongerens aufzuspüren, sondern die Geschichte des Deutschen Ordens kennen zu lernen, der radelt von Knoten 112 zu Knoten 111 und 110, ehe über die Knoten 109, 108 und 68 das Ziel erreicht ist: die Landkommende Alden Biesen.


Hochprozentiges wird in Hasselt nicht nur
während des Geneverwochenendes destilliert

Dank der Ausschilderung an den Knotenpunkten - rechteckiges blaues Schild mit Radpiktogramm auf weißem Grund sowie weiße Knotennummer und weißer Richtungspfeil - erreicht man dann auch den Treidelpfad längs des Albertkanals, der geradewegs in die "Geneverstadt" Hasselt führt, in der jedes Jahr an einem Wochenende im Oktober der junge Wacholderschnaps gefeiert und genossen wird.

Von der Römerstadt Tongeren zum Grenzfluss Maas


Hoch ragt der Turm der
Liebfrauenbasilika über den Dächern
des Städtchens Tongeren auf

Tongeren, die Stadt des Ambiorix, der in voller Größe auf seinem Sockel vor der Liebfrauenbasilika thront, zeigte nicht ihr strahlendes Gesicht. Früh morgens legte sich feiner Nieselregen über die römischen Mauern der Stadt. Statt gemütlich über den Antikmarkt zu schlendern, zogen wir den Besuch der nahen Hallen vor, bestaunten Art-nouveau-Silber, Geschmeide aus Gold und bibliophile Raritäten. Hätten wir uns nicht auf den Sattel schwingen müssen, hätten wir sicherlich das eine oder andere Bierglas erstanden, von dem leckeren Gerstensaft ganz zu schweigen. So aber machten wir uns auf, dem Gallo-Römischen Museum einen Besuch abzustatten und eine Zeitreise in die Vergangenheit zu unternehmen. Aber auch wir konnten das Rätsel des Dodekaeders, das hier aufbewahrt wird, nicht lösen.

Besuch beim Deutschen Orden


Einst Herrensitz frommer Ritter; Alden Biesen

Nach diesem Besuch - es hatte inzwischen aufgeklart - machten wir uns gen Alden Biesen auf, wollten wir doch eine einstige Niederlassung des Deutschen Ordens in Augenschein nehmen. Graf Arnold II. von Loon hatte dem karitativen Orden 1220 die Kapelle von Biesen und Ländereien in einem fruchtbaren Tal des Haspengaus geschenkt. Sie bildeten den Kern der Landkommende Alten Biesen (Rijkhoven). Im 16. Jahrhundert entstand das ritterliches Wasserschloss aus roten Ziegeln und grauem Kalkstein. Wahre Schmuckstücke sind der barocke französische Ziergarten und der 1785/6 gestaltete, englische Landschaftsgarten mit dem Minervatempel. Neben Ausstellungen zur Geschichte des Deutschen Ordens finden hier heute Tagungen und Kongresse, aber auch Kammermusikabende und die "Internationale Tage der Alten Musik" statt.

Nach unserer Stippvisite ging es rasch weiter, wollten wir doch alsbald den Albertkanal und die Maas erreichen. Unser nächsten Etappenziele - die Bergarbeitersiedlung Eisden mit dem als Museum eingerichteten Bergarbeiterhaus sowie das Maas- und Korbflechtzentrum "De Wissen" - wartete schon. Unterwegs wurden wir von stämmigen Mountain-Freaks überholt, die dreckverklebt an uns vorbeischossen. Sie gehörten einer Gruppe von Radsportlern an, die sich in dem umgebenden hügeligen Gelände querfeldein ein Rennen lieferten. Wir waren froh, den ersten Anstieg ohne Absteigen zu überwinden, nichts ahnend, dass uns noch weitere Kuppen herausfordern sollte. Doch auch diese Anstrengung lag alsbald hinter uns. Dann öffnete sich die weite Landschaft und der Himmel zeigte sich von seiner strahlenden Seite.

Im Land des schwarzen Goldes


Zeugnisse einer industriellen
Vergangenheit: Ansichten der
Förderanlagen von Beringen

Mit dem Blick auf den Albertkanal und die Maas erreichten wir Eisden und die dortige Gartenstadt rund um die ehemalige Kohlengrube Limburg-Maas. Entstanden ist Eisden wie andere Siedlungen des mittellimburgischen Steinkohlereviers nach der Entdeckung der Steinkohlevorhaben in den Jahren nach 1901.


Eisden: eine Siedlung ehemaliger Bergarbeiterfamilien

Doch längst sind die Vorkommen erschöpft: Die letzte Grube schloss 1992 in Zolder. Geblieben sind die Schulen, die Fördertürme, die Verwaltungsgebäude, die Schulen und die Werkswohnungen, wenn sie nicht unter Missachtung des Denkmalschutzes abgerissen wurden. Überwiegend dunkelroter Klinker war der Baustoff aus dem die Siedlungen errichtet wurden. Die Häuser, von Gemüsegärten umgeben und von Walmdächern bedeckt, beherbergten meist mehrere Familien. Und wer mit Jan Kohlbacher, einem ehemaligen Lehrer mit österreichischen Vorfahren, die dem schwarzen Gold nach Limburg gefolgt waren, eine Führung in dem zum Museum umgestalteten Bergarbeiterhaus von Eisden unternimmt, für den wird die Geschichte des Steinkohlebergbaus überaus lebendig.


Einblicke in einen limburgischen
Bergarbeiterhaushalt

So erfährt man von den Schlafburschen, die auch mal Seelentröster und mehr waren, von jungen Damen, von denen man wusste, welchem Gewerbe sie nachgingen, von Bergarbeitern, die aus Ost- und Südosteuropa nach Limburg kamen, und ihre eigene Sprache entwickelten. Und man taucht in die Wohnkultur eines Bergmannes und seiner Familie aus den 1930er Jahren ein. Da wir noch einige Kilometer vor uns haben, mussten wir uns leider allzu früh von Jan Kohlbacher verabschieden und radelten an die Maas und nach Dilsen-Stokkem.

Ein Fluss erzählt

Nächstes Etappenziel war das Maas- und Korbflechtzentrum "De Wissen" an den Ufern eines Altarms der Maas gelegen, deren Verlauf durch Kies- und Sandabbau über Jahrzehnte verändert wurde. Im Zentrum erlebt man gelegentlich einen Korbmacher bei der Arbeit und erfährt vom Rohstoff, den er dazu benötigt: Weidenruten. Auf einem Erlebnisrundgang werden all unsere Sinne angesprochen, um die Maas wahrzunehmen. Wir entdecken den Kreislauf des Wasser, betrachten durch das Maasrohr die Maas von der Quelle bis zur Mündung oder erfahren im Hindernistunnel davon, was ein Fisch in der Maas erlebt. Das Korbflechtzentrum erläutert das Züchten und Schälen der Weitenruten ebenso wie das Flechten eines Korbs und die Geschichte der Stokkemer Korbflechtkunst.

Nach einer kurzen Kaffeepause ging es dann weiter gen Maaseik, unserem Zielort und der Geburtsort der Gebrüder Jan und Hubert van Eyck, diesen berühmten Malern, die die Kunst der Mittelalters revolutionierten und den bekannten Genter Altar schufen.

Weitere Informationen:
Bezoekerzentrum De Wissen
Maaspark
B-3650 Stokkem
Tel.: 0 89 / 75 21 71
E-Mail: dilsen-stokkem@toerismevlaanderen.be und info@dewissen.be
Öffnungszeiten: 1. Oktober bis 31. März So. 14-18 Uhr, sonst werktags 9.30-12 Uhr und 13.30 -18 Uhr, Sa. / So. 14-18 Uhr

Museum van de Mijnwerkerswohning Eisden
Marie-Joséstraat 3
B-3630 Eisden-Maasmechelen
Tel.: 00 32 / (0) 89 / 76 45 75
Öffnungszeiten: Februar bis Oktober jeden Sa. Und So. 14-18 Uhr, sonst So. 14-18 Uhr

VVV Maasmechelen c/-Gemeentehuis
Heirstraat 239
B-3630 Maasmechelen
Tel.: 0 89 / 76 96 16
E-Mail: vvvmaasmechelen@skynet.be
Internet: http://www.maasmechelen.be

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