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Péruwelz und Bon-Secours – ein Ausflug in luftige Höhe

Hier, im Naturpark der Scheldeebene, soll man über den Wipfeln der Bäume spazieren, die Wiedergeburt eines Buchenwaldes entdecken und im Naturparkhaus mehr über den Wald und seine Bewohner erfahren können. All das ist den meisten Belgienurlaubern kaum bekannt. Zugleich aber ist Péruwelz auch ein Wallfahrtsort und die Basilika Notre Dame de Bon-Secours, die sich auf einer Anhöhe dicht an der Grenze zu Frankreich in den Himmel erhebt, das Ziel der frommen Pilger.

Belgien - Wallonien - Notre Dame de Bon-Secours: das Ziel frommer Pilger © fdp
Notre Dame de Bon-Secours:
das Ziel frommer Pilger © fdp

Die oben erwähnte Basilika steht an dem Kreuzungspunkt er Orte Péruwelz, Blaton und Condé. Weithin sichtbar ist sie vor allem für diejenigen, die zu Fuß auf dem Weitwanderweg 123 aus Frankreich nach Belgien kommen und diejenigen, die, vom Château de l'Hermitage kommend, aus Frankreich nach Belgien zurückkehren.

Ein Bürgermeister stiftet einen Park

Ehe wir im Naturpark der Scheldeebene und im Wald von Bon-Secours wandern, durchstreifen wir Péruwelz mit seinen Parks und den teilweise in Art nouveau und Art déco gestalteten Wohnhäusern nicht allein am Rande des Parks Edouard Simon. Zu verdanken ist diese Grünanlage einem ehemaligen Bürgermeister der Stadt, der veranlasste, dass nach der weitgehenden Trockenlegung eines großen Teiches in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts ein Park entstand. Zu diesem Park gehören ein Musikpavillon, der am 24.Mai 1900 eingeweiht wurde, sowie die Reste eines aus dem 11/12.Jahrhundert stammenden Burgsitzes der Herren von Péruwelz, die dank dieser Festung den Zugang gen Süden kontrollierten.

Belgien - Wallonien - Beim Besuch von Péruwelz stösst man hier und da auf Jugendstil © fdp
Beim Besuch von Péruwelz stösst man hier und da auf Jugendstil © fdp

Wohlhabende Bürger zeigen, was sie haben

Dass wir im Stadtgebiet auf eindrucksvolle Stadthäuser, teilweise im Jugendstil erbaut, stoßen, hängt damit zusammen, dass im ausgehenden 19.Jahrhundert dank der florierenden Leinenweberei, Gerbereien und Lederwarenherstellung eine Vielzahl von Bürgern zu Wohlstand kam, den sie in ihren damals luxuriösen Häusern zum Ausdruck brachten.

Belgien - Wallonien - Im Landhausstil gehalten: Haus Naïade © fdp
Im Landhausstil gehalten: Haus Naïade © fdp

Dazu gehört auch das im Landhausstil 1927 erbaute Haus Naïade, dessen vor allem durch Wasser bestimmter Garten gelegentlich der Öffentlichkeit zugänglich ist. Wesentlich beeindruckender ist das Schlösschen „La Roseraie“ mit seinem Garten. An den Ufern von zwei nierenförmigen Teichanlagen gedeihen Blutbuchen, Mammutbäume, Platanen und Tulpenbäume. Das Schlösschen selbst ist das Kind des Eklektizismus des ausgehenden 19. und frühen 20.Jahrhunderts. Dieser bediente sich unterschiedlicher Stilelemente, auch aus der „beschwingten“ Art nouveau.

Belgien - Wallonien - Eklektizismus vom Feinsten: La Roseraie © fdp
Eklektizismus vom Feinsten: La Roseraie © fdp

Mit einem Marienbild fing alles an

Nicht zu übersehen ist die Basilika Notre Dame de Bon-Secours, deren architektonische Gestaltung die Form eines Achtecks aufnimmt. Entstanden ist sie dort, wo einst Das Abbild der Jungfrau Maria mit Kind in einer alten Eiche verehrt wurde. Aus der alten Eiche wurden zwei Statuetten der Jungfrau Maria geschnitzt. Eine der beiden Figuren wird heute noch in der Basilika aufbewahrt. Statt der ursprünglich errichteten Steinpyramide, in der die beiden Marienbilder aufgestellt waren, wurde aus Dank dafür, dass die Einwohner von Péruwelz 1636 von der Pestepidemie verschont wurde, eine Kapelle erbaut, die 1637 geweiht wurde. Dieses Gotteshaus wurde zwischen 1885 und 1892 durch die von dem Antwerpener Architekten François Baeckelmans entworfene Basilika ersetzt. Es handelt sich bei dem Gotteshaus um einen Zentralbau in grauem Kalkstein ausgeführt. Der Zentralbau wird von einem Laternenturm bekrönt und von weiteren Türmen flankiert. Seit 1905 ist die Marienfigur der Basilika mit einem Golddiadem bekrönt. An den damaligen Krönungsfeierlichkeiten nahmen 20000 Pilger teil.

Belgien - Wallonien - Dem Himmel und den Wimpfeln so nahe © fdp
Dem Himmel und den Wimpfeln so nahe © fdp

Über den Bäumen

Neben dem Naturparkhaus befindet sich in luftiger Höhe ein Baumwipfelpfad. Wer sich auf dem Steg in 16 Meter Höhe bewegt, ist Eichen, Eschen und Buchen ganz nahe. Vielleicht entdeckt man auch einen Kleiber, der geschwind an einem Stamm emporklettert. Im Naturparkhaus nebenan können sich Besucher bei einem Rundgang mit dem Wald und seinen Bewohnern vertraut machen. Auf weichem Boden läuft man durch den dunklen Wald, vorsichtig tastend und jeden Schritt auslotend. Vogelgezwitscher ist zu vernehmen. Krähen krächzen, während man beinahe über Wurzelwerk stolpert. Man erlebt gleichsam wie aus Keimlingen Birken und Eichen wachsen, lernt Wissenswertes über den Lebenszyklus der Buche und über nachhaltige Fortwirtschaft in den Wäldern Walloniens.

Belgien - Wallonien - In der Umgebung des Naturparkhauses zu finden: Hainbuchen © fdp
In der Umgebung des Naturparkhauses zu finden: Hainbuchen © fdp

Auch was Stieleichen, Traubeneichen und Roteichen sind, bleibt dem Besucher nicht verborgen. Welche Vögel den Wald als Lebensraum brauchen, erfährt der Besucher zudem. Zu diesen Waldbewohnern gehören der Schwarzspecht ebenso wie der Hühnerhabicht. Die unteren Waldzonen bevorzugen Kuckuck und Eichelhäher. Dioramen bringen dem Betrachter die Welt der Spinnen und Pilze näher.

In unmittelbarer Nähe zum Naturparkhaus ist ein Waldlehrpfad ausgewiesen, dessen Erläuterungen allerdings nur auf Französisch vorliegen. Gleich zwei ausgeschilderte Wanderwege führen an den Kanal von Blaton und durch den Laubmischwald von Bon-Secours.

An Wegesrändern gedeiht Heidekraut, Hainbuchen blühen und der eine oder andere Giftpilz ist auch aufzuspüren. Unterwegs erfährt man außerdem, dass hier einst Kohlevorkommen abgebaut wurden. Dabei kamen auch Pferdegöpel zum Einsatz. Heute ist davon jedoch nichts mehr zu sehen. Wer Ausdauer genug hat, kann sich auch nach Bernissart zu Fuß aufmachen und dabei den Wanderweg der schwarzen Diamanten folgen. Wer bis dato noch nicht das Brüsseler Naturkundemuseum und die dort zur Schau gestellten Iguanodonten gesehen hat, der sollte in Bernissart das Museum der Iguanodonten zu besuchen. Einen Ausflug zum Schloss l'Hermitage unternehmen, ist gleichfalls ein guter Tipp.

Belgien - Wallonien - Château de l'Hermitage © fdp
Château de l'Hermitage © fdp

Hier residierten die Herren von Croÿ

Sind wir im Waldgebiet von Bon-Secours unterwegs, so sollten wir einen kleinen Abstecher zum Château de l'Hermitage unternehmen. Auffallend sind die sternförmig auf dieses Schloss zulaufenden Alleen, so die Avenue de l'Hermitage und die Avenue de Blaton. Die Schlossanlage wurde zwischen 1786 und 1789 im Stil venezianischer Villen Andrea Palladios und des Palais Rhénau erbaut. Die vor Jahren begonnenen Restaurierungsarbeiten sind bisher nicht abgeschlossen.

Doch ein Blick von außen auf das nicht restaurierte Schloss verdeutlicht, wie wohlhabend die Besitzer, die Herren von Croÿ, gewesen sein müssen. Einige von diesen, so auch Prinz Emmanuel de Croÿ trugen den Titel Maréchal de France. Allen gemeinsam war die Leidenschaft der Jagd, der sie in den nahe gelegenen Wäldern nachgingen. (fdp)

Weitere Informationen

Maison du Parc naturel des Plaines de l'Escaut
Rue des Sapins 31
7603 Bon-Secours
http://www.plainesdelescaut.be/

Office du Tourisme
Rue Albert Ier 35
7600 Péruwelz
www.peruwelz.be

Basilique Notre Dame de Bon-Secours
Rue Royale 1
7603 Bon-Secours

Le Musée de l'Iguanodon
Ruelle des Médecins
7320 Bernissart
musee_iguanodon@hotmail.com
http://www.bernissart.be/musee/

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