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Koblenz
MIttelrheinmuseum

Dauerpräsentaion : Von den Römern bis zur Rheinimpression und mehr

Das Mittelrhein-Museum vereint über 2.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte. Der Gesamtbestand setzt sich zusammen aus ca. 1.200 Gemälden, über 8.000 Grafiken (darunter zahlreiche Handzeichnungen und Aquarelle), ca. 250 künstlerischen Fotografien, 230 Skulpturen und ca. 1.000 grafischen Objekten zum Thema „Reisen“ und „Mittelrhein“. Hinzu kommen ca. 700 Objekte aus Stein, Holz und Metall, über 500 historische Münzen und Medaillen sowie 345 Keramiken. Der Schwerpunkt der großzügig dimensionierten, rund 1900 m² umfassenden Dauerausstellung liegt im neuen Mittelrhein-Museum auf der Gemäldesammlung sowie den skulpturalen und kunstgewerblichen Beständen. In chronologischer Abfolge spannt sich der Bogen der Epochen-Säle von der mittelalterlichen Skulptur über die Malerei des Mittelalters, des Barock, des Klassizismus und der Romantik über die Vertreter der Düsseldorfer Schule bis hin zur Klassischen Moderne und Positionen zeitgenössischer Kunst, wobei insbesondere die Werkkomplexe von K. O. Götz, Rissa und Heijo Hangen hervorzuheben sind.


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Römischer Grabstein, 1. Jh. moderner Zeitrechnung

 

Als die Römer in Koblenz das Sagen hatten


Gleich zu Beginn des Rundgangs werden wir in die Zeit versetzt, als die Römer an Rhein und Main das Sagen hatten. Doch im Stadtbild von Koblenz wird man im Gegensatz zu Trier vergeblich nach Thermen, einer Brücke aus der Römerzeit oder einem Amphitheater suchen. Und auch Mainz hat im Stadtbild römische Spuren aufzuweisen. Koblenz hingegen weist Festungsanlagen aus späteren Jahrhunderten auf, darunter die Festung Ehrenbreitstein.

 

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Römischer Helm, 50-100 moderner Zeitrechnung


Doch in der Dauerausstellung sind römische Spuren allgegenwärtig. Zu sehen ist unter anderem ein sandsteinener römischer Grabstein aus dem 1. Jahrhundert moderner Zeitrechnung. Einst war dieser in der mittelalterlichen Stadtmauer unweit der Florinskirche eingemauert. Wie man der skulptierten Darstellung des Steins entnehmen kann, muss es sich um eine wohlhabende Familie gehandelt haben, die den Stein anfertigen lies. Dieser Stein ist eines der ausgestellten Zeugnisse von Confluentes, vom römischen Koblenz, in dem es auch ein römisches Kastell gab. Doch die römische Herrschaft an Rhein und Mosel fand um 400 moderner Zeitrechnung ein Ende. Erhalten ist aus jener römischen Zeit auch ein Pfahl der Rheinbrücke. Diese ruhte auf einem Bündel von Eichenstämmen, die wiederum in eisernen Pfahlschuhe steckten. Einen solchen Pfahlschuh bekommt man als Besucher auch zu Gesicht. Aus einer Grabung in Koblenz-Bubenheim stammt der römische Helm aus Bronze und Eisen, bei dem die Wangenbänder nur noch fragmentarisch vorhanden sind.

 

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Die hl. Familie mit der hl. Barbara, niederländisch, 16. Jh.



Sakrale Kunst - Muttergottes und die hl. Drei Könige


Aus der Römerzeit enteilen wir beim Museumsrundgang mit Siebenmeilenschritten, wenn wir der sakralen Kunst gegenüberstehen, darunter eine Arbeit aus dem Umkreis von Maarten van Heemskerk. Betrachtet werden kann außerdem die hl. Familie mit der Hl. Barbara, eine feine Malerei niederländischer Herkunft. Eine Kopie nach dem Gemälde von Albrecht Altdorfer zeigt den Gekreuzigten zwischen den Schächern. Jörg Breu d. Ä. schuf 1518 „Die Anbetung der Heiligen drei Könige“. Sieht man von dem afrikanischen Herren ab, den wir sehen, so erscheinen die beiden anderen Könige eher als reiche Kaufleute des Mittelalters. Der eine trägt eine Pelzkappe auf dem rotblonden Haupthaar und hat einen Bart, der andere kniet und hat einen roten Überwurf mit Pelzbesatz an. In Weiß und Gold gekleidet ist der Afrikaner, der Maria und das Jesuskind aufsucht. Beide sind mit einem Strahlenkranz um ihr Haupt dargestellt.

 

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Stehende Muttergottes mit Kind und Weintrauben, um 1490

 

 

Um 1520 entstand wohl das Gemälde auf Holz „Die Predigt des hl Jakobus d. Ä.“ Von einer Kanzel herab richtet der bärtige Heilige das Wort an die Anwesenden. Das Kircheninnere weist Merkmale der Romanik auf, darunter die Würfelkapitelle der stützenden Säulen. Zudem ist eine Reihe von Schnitzarbeiten zu bestaunen, darunter auch eine Pietà aus dem 16. Jh., eine polychromierte Arbeit. Darüber hinaus ist auch eine stehende Madonna mit Kind aus dem 14. Jh. ausgestellt. Zu bestaunen ist auch die meisterliche Arbeit des Meisters des Schongauer Altärchen. Er schuf eine Muttergottes mit Kind und Weintrauben. Eine Pietà aus dem eh. Franziskanerkloster in Koblenz zeigt eine sitzende, völlig ausgemergelte Christusfigur auf dem Schoß seiner Mutter. Die genannten mittelalterlichen Skulpturen gelangten erst im frühen 20. Jh. in den Museumsbestand, dank an einen Museumsfond, der entsprechende Ankäufe erlaubte. Aus dem Mittelalter stammen auch einige ausgestellte Schlusssteine, unter anderem einer aus der Dominikanerkirche in der Weißergasse. Er zeigt als Motiv Maria auf der Mondsichel. Außerdem kann man weitere Schlusssteine betrachten, die aus dem Dominikanerkloster in der Weißergasse stammen.


 

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Jungfrau Maria und Erzengel Gabriel aus einer Verkündigungsgruppe, Nussbaumholz, um 1470


Januarius Zick, der Hofmaler von Trier


Johann Rasso Januarius Zick (* 6. Februar 1730 in München; † 14. November 1797 in Ehrenbreitstein) gilt als ein Maler und Architekt in der Zeit der Ablösung des Spätbarocks durch den Frühklassizismus. Er war Hofmaler des Kurfürsten von Trier und ist als Maler bedeutender Fresko-Arbeiten, darunter im Kurfürstlichen Schloss Koblenz, und Altarbilder bekannt. Von ihm ist in Koblenz unter anderem „Die Enthaltsamkeit des Scipio“ zu sehen. Auch „Die Verkündung“ bekommt man in Koblenz zu Gesicht. Dabei hat Zick die Szene in eine Art barocke Kulisse eingebunden. Historiengemälde schuf Zick obendrein, auch das Gemälde „Alexander der Große und die Familie des Darius“ (um 1785). Es ist die Zeit der Ausstattung des Koblenzer Schlosses und thematisiert die großherzige Haltung eines Herrschers, wohl auch ein Fingerzeig für die auf dem Schloss residierenden Fürsten. Antiken Stoff verarbeitet der Trierer Hofmaler in dem Werk „Venus in der Schmiede Vulkans“. Auch ein Stück Koblenzer Stadtgeschichte hat der Künstler dokumentiert, als er die Stiftung von St. Kastor malte.

 

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Christian Wilhelm Ernst Dietrich, auch Christian Guillaume Ernest Dietricy Die Wasserfälle von Tivoli, 1742


Ein Kapitel der Kunstgeschichte – Malerei des 18. Jahrhunderts


Zu diesem zählt nicht nur Zick, dem man eigene Ausstellungsbereiche gewidmet hat, sondern auch Johann Konrad Seekatz. Biblische Geschichten und heroische Darstellungen antiker Heldenfiguren wurden in den Fokus gerückt. Seekatz ist unter anderem mit „Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen“ in der Museumssammlung vertreten. Johann Zoffany nahm sich hingegen der „Opferung der Iphigenie“ an. Das 18. Jh. war außerdem die Zeit, in der man den Süden und die antiken Stätten für sich entdeckte, unter anderem die Wasserfälle von Tivoli. Sie bannte Christian Wilhelm Ernst Dietrich, auch Christian Guillaume Ernest Dietricy, in Öl auf Leinwand. Wir sehen beim Weitergehen auch Flusslandschaften wie die „Ideale Flusslandschaft“ von Johann Christian Vollerdt. Einen Schüler von Januarius Zick, Gerhard von Kügelgen, zeigt die Museumsdauerausstellung auch.

 

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Gottlieb Gassen Die Familie Gassen, 1825-27

 


Portraits aus dem 19. Jahrhundert und ...

Seine eigene Familie malte zum Beispiel Gottlieb Gassen. Vom gleichen Maler stammt ein Selbstporträt eines jungen bärtigen Mannes im roten Schlafrock. Was allerdings das Porträt eines Tigers, gemalt von Simon Meister, unter den Familienporträts macht, gibt Rätsel auf. Hermann Anschütz malte eine Katze mit dem Türmen von St. Florin im Hintergrund. Wem wohl dieser Stubentiger gehörte? Thematisiert wird in der Dauerausstellung obendrein die Rolle von Koblenz als Residenzstadt. Dazu hat man eine Rauminszenierung in den Rundgang durch die Sammlung integriert.

 

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Friedrich Perlberg Der Rthein mit Loreley, um 1835

 


Das 19. Jahrhundert ist auch die Zeit des aufkommenden Rheintourismus. 1830 bereisten 16000 englische Touristen die Region. Landschaftsgemälde mit dem Rhein kamen mehr und mehr in Mode. Der Bedarf an bildlichen Erinnerungen wuchs beträchtlich. Englische Maler wie James Webb oder John Forbes Hardy schufen in ihren Ateliers romantische Rheinimpressionen. George Clarkson Stanfield verdanken wie eine Ansicht von Rüdesheim. Nein, die heute bei Touristen so beliebte Drosselgasse malte er nicht, dafür aber eine Hafenansicht mit Frachtseglern. Zu sehen ist aber auch ein mächtiger Turm an dem sich die Behausungen drängen. Und auch Cochem an der Mosel hat dieser englische Maler auf die Leinwand gebannt. Neben der Stadtsilhouette hat er auch die Kahnfahrer auf der Mosel für die Nachwelt im Bild festgehalten.

 

 

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George Clarkson Stanfield Koblenz u. Ehrenbreitstein, 1858

 

 

In einer Koblenz-Ansicht thront über dem gräulich bewölkten Koblenz die mächtige Festung Ehrenbreitstein. Markant sind außerdem die Kirchtürme der Stadt. Das Motiv Ehrenbreitstein griff wie Stanfield der Maler James Webb auf. Bei ihm hat man den Eindruck, er habe hier und da den gestischen. präimpressionistischen Stil eines William Turners kopiert. Man betrachte dazu den wolkigen Himmel und das Rheinwasser unterhalb der Festung. Ohne Frage verstand Webb in seinen Ansichten etwas von gekonnter Lichtregie. Der Rhein ohne die Loreley ist kaum denkbar, damals nicht und heute auch nicht. Der schroffe Felsen, der hoch emporragt, findet sich in einem entsprechenden Gemälde von Friedrich Perlberg. Fahles Licht dringt durch die grauen Wolken, trifft auf die Felslandschaft und einen Segler mit aufgeblähten Segeln.

 

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James Webb Ansicht von Ehrenbreitstein, 1880


Ungebrochen war auch in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts die Vorliebe für Rheinimpressionen, so auch bei Heinrich Hartung II. Ihm ist eine Ansicht der Festung Ehrenbreitstein und des Tors an der Schiffsbrücke gelungen. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Arbeiten erscheint hier erstmals ein mit Dampf betriebener Schaufelraddampfer auf dem Rhein, derweil Kähne und Segler am Ufer festgemacht haben. Und wo sind eigentlich die bekannten Impressionen von William Turner, die er von seiner Rheinreise geschaffen hat?


Die Moderne ist auch präsent


Das gestische Informel ist mit Arbeiten von K.O. Götz im Mittelrheinmuseum zu sehen. Darunter befindet sich die Arbeit „Dyng“ von 1995. Beim Anblick drängen sich Assoziationen von Tsunami oder Sturmfluten, von Taifun oder Herbststurm auf, wenn man das gewischte und schlierige Weiß, Grau und Schwarz betrachtet. Über die Ehefrau des Künstlers, Rissa, die eher auch in der erweiterten Pop-Art verortet werden kann, liest man bezüglich des Saals, der den beiden gewidmet ist: „Seit 1964 konsequent gegenständlich und figurativ ausgerichtet, hat Rissa in jenem Jahr zugleich eine Bildsprache entwickelt, die ihr Werk bis heute prägt und welche sie selbst treffend als „Schnipselmalerei“ charakterisierte. Plastisch beschreibt dies ihr Vorgehen, die dargestellten Gegenstände in Farbparzellen zu zerlegen, ohne dabei deren Umrisse aufzulösen. Die einzelnen farbigen Felder stoßen dabei unvermittelt aneinander, Übergangszonen existieren nicht, allenfalls in der Wahrnehmung des Betrachters.“ Von Rissa zeigt man unter anderem „Jonction“ (1991). Darüber hinaus ist „Plien“ von K. O. Götz ausgestellt. Die mit großem Quastenstrich aufgebrachte Farbe erscheint in der Komposition wie eine wehende Flagge eines Fantasielandes, oder?

 

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Hermann Anschütz Bildnis einer Katze, im Hintergrund die Türme von St. Florin, Koblenz, 1837


Zu diesem Künstlerpaar gesellt sich noch Leo Breuer, der eher als Maler der konkreten Kunst einzuordnen ist. Dazu schaue man sich „Weiß auf degradierendem Blau“ mal an. Übrigens, mit Heijo Hangen zeigt man einen weiteren Vertreter der konkreten Kunst, die sonst in Museen eher ein Schattendasein fristet.


© ferdinand dupuis-panther text und fotos


Info

https://www.mittelrhein-museum.de


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