Text und Fotos: Ulrich Traub
Es ist nicht immer so, dass sich bauliche Relikte der Vergangenheit großer Wertschätzung erfreuen. Um sie zu retten, ist Überzeugungsarbeit gefragt. Aber oft sind die vormaligen Abrissfreunde nach dem Erhalt der gebauten Zeitzeugen froh, dass es sie als Träger der Ortsgeschichte noch gibt. So war das auch bei den vielen Mühlen, die rund um die ostwestfälische Stadt Minden nun immer noch das Bild der Landschaft prägen.
Konkurrenz für die Mühlen: der Mindener Dom mit seinem romanischen Westwerk
Erhard Niederfeld kann sich noch gut an die Zeit vor rund zwanzig Jahren erinnern. „Fast alle Mühlen waren in einem verwahrlosten Zustand. Es musste dringend was passieren.“ Zum Glück fand man Mitstreiter in den Verwaltungen, die einsahen, dass dieser Landstrich ohne Mühlen ärmer sein würde. Heute ist Niederfeld einer von vielen Ehrenamtlichen, die im Rahmen von Führungen die über 40 restaurierten und unter Denkmalschutz stehenden Mühlen erklären. „Schauen Sie nur“, sagt der rüstige Senior und zeigt in die Landschaft rund um die 1848 errichtete Eickhorster Windmühle, „hier wird immer noch Getreide angebaut. Da wäre es doch schade, wenn wir keine Mühle mehr hätten.“
„Ohne Mühlen wäre diese Gegend ärmer.“ Erhard Niederfeld ist einer von vielen Ehrenamtlichen, die zu Mühlenführungen einladen
An vielen Wochenenden im Jahr sind die Mühlen in Betrieb. Dann wird gemahlen und in den benachbarten alten Backhäusern aus Fachwerk auch wieder gebacken. Man trifft sich bei Schrotbrot und Pils oder Kaffee und Kuchen. Immer wieder ertönt das Geklingel eintreffender Radfahrer. Eltern kommen mit ihrem Nachwuchs, der das Innenleben einer Mühle höchstens aus dem Bilderbuch kennt. Und hier und da stimmt ein Chor eine traditionelle Weise an. Es ist was los an den Mühlen. Erst wenn man sich ein bisschen entfernt, ist das hölzerne Knarzen der Flügel im Wind meist das einzige Geräusch, das man vernimmt.
An den Wochenenden sind viele Mühlen wieder in Betrieb. Sie sind – wie die Windmühle Eickhorst - beliebte Ziele für Radler
Die Gegend um Minden, die touristisch als Mühlenkreis auftritt, ist ein stiller Landstrich. Für Erkundungen bietet sich eine Rundfahrt mit dem Rad an. Hier kommen vor allem Freunde des gemütlichen Radelns und weniger die Mountain-Biker auf ihre Kosten. Es ist flach, abgesehen vom grünen Riegel des Wiehengebirges, der den Mühlenkreis in zwei Hälften teilt. Aber keine Sorge, hier, wo die Norddeutsche Tiefebene beginnt, heißen auch kleinste Erhebungen schon Gebirge.
Große Teile der Mühlenroute, eines 320 Kilometer langen Rundkurses der abseits der verkehrsträchtigen Straßen verläuft, führen durch bäuerlich geprägte Landschaften. Spektakuläre Naturereignisse und Sehenswürdigkeiten sucht man hier vergebens. Den Radel-Rhythmus gibt die Umgebung vor. So verfällt man schnell in ein entspannt gemächliches Gleiten. Was aber nicht heißen soll, dass es im Mühlenkreis nicht immer wieder lohnende Gelegenheiten gibt, aus dem Sattel zu steigen.
Überqueren erlaubt - bei Minden, wo der Mittellandkanal die Weser kreuzt
Neben den oft leicht erhöht über Feldern und Wiesen liegenden Windmühlen bieten sich auch andere Vertreter der Gattung Mühle als Etappenziele an. Im idyllischen Nachtigallental lädt etwa eine Wassermühle mit Café, die Husenmühle, die Radler zu einer Pause ein. Eine echte Rarität lässt sich auf dem Museumsbauernhof in Rahden entdecken, eine Rossmühle, in der Pferde die Antriebsarbeit verrichten.
Hinweis auf das historische Erbe: originalgetreu nachgebaute Schiffmühle auf der Weser vor der Mindener Altstadt
Auch die Stadt Minden hat sich ihres historischen Erbes erinnert. Am Ufer der Weser wurde vor einigen Jahren eine funktionsfähige Schiffmühle aus Holz nach Plänen aus dem 18. Jahrhundert gebaut. Für viele Jahrhunderte haben diese Bauwerke das Bild des Flusses geprägt. Hier wurde Gerstenmalz für die Mindener Brauer gemahlen. Auch an anderen Stellen erzählt die Stadt von ihrer über 1200-jährigen Geschichte. Ein Bummel zum trutzigen Dom und durch die Gassen der Unter- und Oberstadt bietet sich an, bevor man wieder in die Pedalen tritt.
Alter Gutshof im Dorf Stockhausen: Station auf der Mühlenroute
Schnell ist man zurück in der ruhigen Landschaft des Mühlenkreises. Man radelt durch Fachwerk-Weiler wie Kutenhausen bei Minden und Stockhausen bei Lübbecke, wo restaurierte Höfe und Scheunen von der bäuerlichen Vergangenheit erzählen, oder durch den reizvollen Stiftsort Levern. Bauernhof- oder Mühlen-Cafés wie in Großenheerse versprechen Stärkung. Dann kann man neue Ziele ins Auge fassen.
Einladung zur Pause: Café an der Windmühle in Großenheerse
Entlang der Weser führt der Weg zum Industriemuseum Glashütte Gernheim und nach Petershagen, wo der Tag auf originelle Weise beendet werden kann. Im fast hundert Jahre alten Gefängnis warten einige der ehemaligen Zellen auf müde Radler. Aber keine Angst, den Schlüssel darf man mitnehmen. Oder soll’s doch lieber das Hotel im Schloss Petershagen sein? Wie hatte Erhard Niederfeld zum Abschied doch gemeint: „Auch im Bauernland gibt es einiges zu entdecken.“ Recht hat er.
Es müssen nicht immer Mühlen sein: Das Industriemuseum Glashütte Gernheim erzählt von der Kunst des Glasmachens
Infomationen:
Mühlenkreis Minden-Lübbecke
Amt für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung
PortaStr. 13
32423 Minden
Tel. 0571/807-2317
Internet: www.muehlenkreis.de
(Termine der Mahl- und Backtage und der Besichtigungen erfragen.)
Tipp: Es gibt auch eine Wanderroute durch den Mühlenkreis
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