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LWL-Museum für Naturkunde
Dinosaurier - die Urzeit lebt!
seit September 2014
Dinosaurier - die Urzeit lebt!
Wer kennt nicht den Film „Jurassic Park“. Nun wird mit „Jurassic World“ erneut die Welt der Dinosaurier ganz in der Machart des Holywood-Kinos Zuschauer weltweit beglücken. Die aktuelle Ausstellung ist fern davon: Die Boulevardisierung und Trivialisierung eines solchen Themas ist nicht der Stil des Museums für Naturkunde.
Die Ausstellung, die opulent gestaltet wurde, versucht, den Schlüssel für die Vergangenheit in der Gegenwart zu sehen. Aktualismus ist das entsprechende Stichwort in der Paläontologie. Bereits im 18. Jahrhundert wurde der Aktualismus entwickelt. Hierbei werden die heutigen Lebewesen und deren Milieus mit denen der Fossilien verglichen. Der Untertitel der sehenswerten Präsentation „Die Urzeit lebt“ deutet bereits auf diesen Sachverhalt hin. Doch bestimmte Phänomene kann auch der Aktualismus nicht erklären, so die abgeflachten, aufrechten Rückenfortsätze von Longisquama. Handelt es sich um Flugorgane oder um primitive Federn? Unterdessen nimmt man an, dass es sich um verlängerte Rückenschuppen handelt, die zusammengefaltet werden konnten. Wahrscheinlich ist, dass sie eine wichtige Rolle bei der Auseinandersetzung mit Rivalen spielten und Teil eines Dominanzrituals waren.
Sinosauropteryx und ...
Sicherlich werden die meisten Besucher jedoch vor allem Sinosauropteryx prima bestaunen– gefunden im Nordosten Chinas. Furchterregend sind die langen Krallen der Hinterbeine des in aufgerichteter Position präsentierten Sauriers. Fasziniert steht man vor dem Skelett eines Allosaurus fragilis, der im heutigen westlichen Nordamerika beheimatet war und einer der am häufigsten gefundenen Raubdinosaurier ist. Dass man in einem Steinbruch über 40 Tiere geborgen hat, darf, so erfährt der Besucher durch eine entsprechende Textinformation, nicht zu der Annahme verleiten, diese Tiere hätten in Rudeln gelebt. Vielleicht hatten sie sich nur zufällig an einem Fressplatz eingefunden. Mit einem festen Panzer und einer Schlagkeule am Schwanz war Saichania chulsanensis ausgestattet, der vor etwa 71 Mio. Jahren unseren Planeten bewohnte. Gefunden wurde das gezeigte Fossil in der mongolischen Wüste Gobi. Auch einem Stegosaurus stenops, dessen große Knochenplatten auf dem Rücken nicht zu übersehen sind, steht man Aug' in Aug' gegenüber.
Brutpflege und ...
Selbst Teile eines fossilen Geleges eines unbekannten Dinosauriers kann man bestaunen, wenn man durch die Ausstellung geht. Stammen sie vielleicht von einem Titanosaurier, der Eier legte, die einen Durchmesser von 15 cm besaßen? In Argentinien, so wird in der Schau erläutert, hat man zahlreiche Nistmulden von Titanosauriern mit jeweils bis zu 40 Eiern gefunden, die wahrscheinlich von den riesigen Sauriern nicht bebrütet, sondern nur bewacht wurden. Zum Vergleich hat man ganz im Sinne des Aktualismus eine Europäische Sumpfschildkröte nach der Eiablage den Rieseneiern gegenübergestellt. Die Schildkröten bedecken ihr Gelege mit Sand und überlassen die Brut sich selbst. Inszeniert wurde im Kontext der Frage der Brutpflege außerdem ein Citipati osmolskae mit Jungen. Aus Fossilienfunden weiß man, dass Citipati Eier bebrüteten, ähnlich wie dies Vögel tun.
Heimischer Saurier
Nun ist es nicht etwa so, dass die „Urviecher“ unseres Planeten nur in fernen Ländern zu finden sind und waren. Nein, auch bei uns, in Westfalen, tummelten sie sich, so wie Westphaliasaurus simonsensii, dessen Original im Museum ausgestellt ist. Gefunden wurde dieser sogenannte Plesiosaurier 2007 im ostwestfälischen Nieheim-Sommersell. Kopffüßer und Fische gehörten zu seiner Beute. Das Wasser war sein Lebensraum, in dem er wie die heutigen Pinguine mittels Auf- und Abbewegung seiner Flossen unterwegs war. Plesiosaurier legten übrigens keine Eier, sondern gebaren ihre Jungen in geschützten Meeresbuchten lebend!
Federkleid oder nicht?
Immer wieder werden Saurier ja mit den heutigen Vögeln in Verbindung gebracht. Auf dem Skelettabguss von Aurornis xui finden sich dunkle Schatten von Protofedern. Bezüge zwischen heutigen Tierarten und Sauriern stellt die Schau auch in anderer Art und Weise her, wenn auf einer Schautafel die Frage gestellt wird, ob ein Tyrannosaurus rex dunkel und farblos war, abgesehen von einer grellen blau-rosa Zeichnung auf Kopf und Hals – ähnlich einem Helmkasuar in den Regenwäldern Australiens und Papua-Neuguineas. Doch sicher ist das nicht, sodass auch die Variante, die einer Zeichnung des heutigen Straußes entspricht, denkbar ist. Eine entsprechende Überlegung wurde auch für Diplodocus angestellt. Sah die Zeichnung des Körpers vielleicht wie die eines Schwarzen Leguans aus oder doch eher wie die eines Rotkehlchens?
Knochenkamm als Klangkörper
Manche Form des Körperbaus von Sauriern ist schon sehr beeindruckend. Dabei denke man an den Entenschnabel-Dinosaurier, von dem ein Abguss gezeigt wird. Lang gestreckt ist der Knochenkamm des Parasaurolophus, der vermutlich als Klangkörper diente. Die mit ihm erzeugten Rufe könnten, so die Vermutung, bei der Balz eine Rolle gespielt haben.
Doch jenseits derartiger Details sind es vor allem die Abgüsse und Modelle, die die Besucher, ob jung oder alt, in ihren Bann ziehen. Dazu zählt auch das Modell des Allosaurus, der zu den größten Raubsauriern seiner Zeit gehörte und bis zu 12 m lang wurde. Ob wohl ein Protosaurus speneri, einen Fund aus Ibbenbüren zeigt man in Münster, ebenso ausgesehen hat wie die heutigen Warane? Ein Schaudern über den Rücken jagt bei vielen Besuchern der Name Tyrannosaurus rex. Kein Wunder, betrachtet man allein das Gebiss des Sauriers.
Zur Vertiefung
Übrigens, wer sich ins Thema vertiefen will und während des Rundgangs nicht jede der sehr informativen Text- und Grafikquellen studieren möchte, der ist gut beraten, sich die zur Ausstellung erschienene Publikation „Dinosaurier – Die Urzeit lebt“ anzuschaffen. In dieser werden in kurzen Kapiteln Themen wie „Das Gruppenleben der Dinosaurier“, „Tierwanderungen damals und heute“ oder „Ist das ein Dino?“ behandelt. Auch dem Thema Aktualismus sowie der Frage von Selektion und Gendrift widmen sich die Autoren der vorliegenden Veröffentlichung. Text und Fotos. © ferdinand dupuis-panther
Text und Fotos Ferdinand Dupuis-Panther 2021 (Copyrights!)
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