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Reiseführer Münsterland

Mit dem Fahrrad
vom Steinfurter Bagno nach Emsdetten

 

Nach dem Verlassen des einstigen fürstlichen Vergnügungsparks von Burgsteinfurt, des Bagno, empfängt uns eine weitgehend durch Ackerbau bestimmte Landschaft mit eingestreuten kleinen Waldresten. Mit Emsdetten erreichen wir bei unserer Halbtagestour nicht nur eine Stadt, in der die Wannenmacherei und die Textilindustrie einst Konjunktur hatten, sondern gelangen auch an den Lauf der Ems und des Emsdettener Mühlenbachs.

Blick auf die Burganlage von Burgsteinfurt

Blick auf die Burganlage von Burgsteinfurt

 

Das Schloss und die im Kern aus dem 17.Jahrhundert stammende Schlossmühle von Burgsteinfurt lassen wir ebenso hinter uns wie den Bagno-Park, wenn wir Richtung Borghorst unterwegs sind.

Borghorst war einst eine von Textilarbeitern bewohnte Stadt, aber das ist längst eine Fußnote der Geschichte, nachdem die hier angesiedelten Spinnereien und Webereien geschlossen wurden. Zeugnisse dieser Industriekultur sind unter anderem die Borghorster Warps Spinnerei und die Spinnerei Gebr. Kock.

Stippvisite in Borghorst

Der Ausschilderung nach Borghorst folgend erreichen wir nach kurzer Fahrt das Zentrum des Ortes. Nicht zu übersehen ist der hoch aufragende Turm der Pfarrkirche St. Nikodemus. Dieser Sakralbau ist eine neogotische Hallenkirche aus dem ausgehenden 19.Jahrhundert. Zuvor stand an dieser Stelle die Kirche des Borghorster Kanonissenstiftes.

Auf einem kurzen ausgewiesenen Rundgang kann man der Geschichte des Stifts und der Stiftsdamen folgen. Dabei muss man wissen, dass das Stadtbild von Borghorst zwischen dem 10. und dem 19.Jahrhundert sehr stark von der Anwesenheit des Stifts Borghorst geprägt war. Unweit des Stiftstors steht man einer Skulpturengruppe der Stiftsdamen gegenüber. Das bis 1821 existierende Tor war der Zugang zum Stiftsbereich und trennte das Dorf Borghorst von der sogenannten Stiftsfreiheit.

„Am Stiftsgraben“ heißt eine der anderen Straßen, die wir passieren. Der Name verweist darauf, dass das adlige Damenstift mit einem Graben umgeben war, dessen Reste noch heute zu entdecken sind. Während des Rundgangs gelangen wir auch an den Ort, an dem bis 1973 das Kanonikat St. Nikolaus existierte, das einem Schulneubau weichen musste. Noch vorhanden sind hingegen Teile der Stiftsmauern. Hinter diesen Mauern hatte die Äbtissin das Sagen. Hier galt weder die weltliche Gerichtsbarkeit der Grafen von Steinfurt noch des Bischofs von Münster – dank einem kaiserlichen Privileg für die adligen Stiftsdamen.

Nach dieser geschichtlichen Exkursion verlassen wir Borghorst hinter der Stiftskirche und radeln ins Umland. Dabei sind wir in der Wabe 34/46 so lange unterwegs, bis wir an den Abzweig nach Emsdetten gelangen. Seit dem Verlassen von Borghorst liegen dann 13 Kilometer hinter uns. Mit einem Kanu- und einem Radpiktogramm ist im weiteren Routenverlauf die Ems-Heide-Weide-Route ausgewiesen. Auf dieser radeln wir durch die Bauernschaften Ostendorf und Ahlintel.

Direkt an der Landesstraße L 590, auf die wir kurz einfahren, erleben wir japanische Gartenkultur: Trittsteine, eine steinerne Pagode, sorgsam platzierte Felsen, plätscherndes Wasser, Bäumchen und Hecken in Formschnitt – das macht einen derartigen ostasiastischen Garten aus.

Dieser Japanische Garten an der L590 ist die Visitenkarte der Firma Gartenbau Berning, deren Gärten man nach Absprache besuchen kann

Dieser Japanische Garten an der L590
ist die Visitenkarte der Firma Gartenbau Berning,
deren Gärten man nach Absprache besuchen kann

Durch Ahlintel sind wir bis zum Abzweig nach Saerbeck und Emsdetten unterwegs, das von hier aus nur noch 3,5 Kilometer entfernt ist. Der Abzweig ist nicht zu verfehlen, auch weil an dieser Stelle ein Bildstock für Maria, Königin des Friedens errichtet wurde. In dem kleinen Waldstück, das wir befahren, sind zahlreiche Rundwege als Laufrouten ausgewiesen. Doch uns steht nicht der Sinn nach einem Waldspaziergang, sondern wir wollen rasch nach Emsdetten kommen.

Eine Begegnung der besonderen Art in Emsdetten

Eine Begegnung der besonderen Art in Emsdetten

 

In Emsdetten

In der Fußgängerzone stoßen wir auf eine Figurengruppe, die den Titel „Begegnung“ trägt. Mit dieser wird an die Zeit der Industrialisierung Emsdettens gedacht, die 1806 ihren Anfang nahm und auch der armen Bevölkerung einen gewissen Wohlstand verschaffte. Wie in anderen Orten auch bildete die Kirche den Mittelpunkt der Stadt. In diesem Falle handelt es sich um die Kirche St. Pankratius. Unweit von ihr plätschert Wasser im monumentalen Morgentau-Brunnen

Der monumentale Morgentau-Brunnen im Zentrum Emsdettens

Ein Hingucker: der monumentale Morgentau-Brunnen im Zentrum Emsdettens

Industriegeschichte museal

Gleich drei Museen der Stadt, das August Holländer Museum, das Wannenmachermuseum und das Speichermuseum befassen sich mit der Emsdettener Industriegeschichte, mit der Herstellung von Wannen ebenso wie mit der Tuchweberei. Wer mehr über die Milchverarbeitung erfahren will, schaut im Speicher Museum vorbei. Dieses Museum ist im Kornspeicher des Schultenhofs Deitmar untergebracht, dem ältesten noch erhaltenen Bauwerk Emsdettens.

Dass es bei der Wannenmacherei nicht um Zinkwannen, sondern um flache Weidenkörbe ging, erhellt ein Besuch im Wannenmachermuseum. Die Wannen dienten der Reinigung des Getreides. Durch Hochwerfen des in der Wanne gesammelten Getreides wurde „Spreu vom Weizen“ getrennt. Wie sich aus der häuslichen Handweberei ein Industriezweig entwickelte, in dem zeitweilig 5000 Menschen Beschäftigung fanden, erläutern schließlich die Inszenierungen im August Holländer Museum.

Am Mühlenbach entlang


Zur Fortsetzung der Tour, dies ist ein besonderer Tipp für Eltern, die mit ihren Kindern unterwegs sind, folgen wir dem Lauf des Mühlenbachs. Jenseits des Mühlenbachs erblicken wir eine durch Terrassierung gestaltete Parkanlage.

Modern gestaltete Parkanlage am Mühlenbach in Emsdetten

Modern gestaltete Parkanlage am Mühlenbach

 

Wir folgen dem Lauf des Mühlenbaches bis wir zum Stadtpark und dem dortigen Freibad gelangen. Eine Pause und ein Sprung ins kühle Nass sind eine willkommene Abwechslung. Wenn das Wetter nicht gar so sonnig ist und zum Baden verlockt, kann man die Tiergehege im Stadtpark besuchen, wo unter anderem Kamerunschafe und Steppenrinder zu sehen sind. Putzige Hängebauchschweine und auch Meerschweinchen sind gleichfalls im Stadtpark zuhause.

Bahnhof oder ...

Wer seine Tour in Emsdetten beenden will, radelt zum Bahnhof und fährt mit dem Zug über Münster nach Burgsteinfurt zurück. Als Alternative bietet es sich an, dem Lauf des Mühlenbachs bis zum ehemaligen Max-Clemens-Kanal an der Landesstraße L592 zu folgen. Bei dem Kanal handelt es sich um eine unvollendet gebliebene Wasserstraße zwischen Münster und den Niederlanden. Mit den Arbeiten am Kanal wurde in den ersten Dekaden des 18.Jahrhunderts begonnen. Zeitweilig waren beim Kanalbau bis zu 1500 Menschen tätig. Rentabel war der Kanal jedoch nie. Er war nicht für Segler geeignet, sodass nur Treckschuten, die von Pferden gezogen wurden, eingesetzt werden konnten. Zunehmende Versandung, unzureichende Wasserzufuhr und defekte Schleusen sowie die Eröffnung der Eisenbahnverbindung Münster-Rheine führten dazu, dass der Kanal 1840 aufgegeben wurde.

Eine Schlangenlinie in Betonplatten, die sich auf dem „Radweg“ befinden, weist den Weg entlang des Mühlenbachs zum Max-Clemens-Kanal. In Lintels Kotten kann man sich bei einer Hollinger Hausplatte mit Hausmacherwurst und Kartoffelsalat ebenso stärken wie bei hausgemachtem Leberkäs. Ehe es dann weitergeht, sollte man noch ein wenig im Biergarten verweilen und die Sonne genießen, während die Kinder auf dem Spielplatz herumtoben.

Setzt man die Fahrt fort, dann folgt man in Richtung Reckenfeld dem Lauf des Kanals, um danach über Nordwalde nach Burgsteinfurt zurückzuradeln. Als Alternative bietet sich aber auch die Rückkehr nach Emsdetten (6 Kilometer) mit anschließender Zugfahrt an.

 

Touristische Informationen

Stadt Emsdetten
www.emsdetten.de
Unter Kultur finden sich u. a. August Holländer Museum, Speicher Museum, Wannenmacher Museum

Verkehrsverein
http://www.vvemsdetten.de/

Freibad
www.stadtwerke-emsdetten.de

Essen und Trinken
Lintels Kottenhttp://www.lintels-kotten.de

 

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