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Reiseführer Münsterland

Mit Kind und Kegel

 Auf der Suche nach den Dinkelsteinen
rund um Gronau

 

Das rock 'n pop museum in Gronau nebst Inselpark sind der Ausgangspunkt der Tour. An der Fassade des Hauses ist der berühmte Sohn der Stadt, der Alt-Rocker Udo Lindenberg im „Scherenschnitt“ verewigt worden. Rings um das Museum erinnert bis heute die vorhandene Architektur an die Blütezeit der Textilindustrie von Gronau. Auf aufgelassenen und umgewidmeten Industrieflächen entstand 2003 die grenzüberschreitende Landesgartenschau „Natürlich grenzenlos“. Die oben bezeichnete Gartenschau ist längst Geschichte, doch der Inselpark mit seiner weithin sichtbaren Pyramide und seinen „Kunstgärten“ ist ebenso geblieben wie andere Interventionen in die Landschaft am Ufer der Dinkel.

Rock'n Pop Museum Gronau

Ansicht des Rock 'n Pop Museums

Im Bereich des Rock 'n Pop Museums werden die Vorbeilaufenden mit Popmusik beschallt, während vor dem Haus bei schönem Wetter ein „Wasserspiel“ zum Mitmachen einlädt. Unweit davon entdecken wir die rostige Skulptur eines Pianospielers.

Landmarke in der Stadt ist nicht nur das ehemalige Landesgartenschaugelände, sondern auch die doppeltürmige St. Antoniuskirche (1913). Auf dem „Kirchspiel“ treffen wir beim Stadtbummel auf einen Wasserturm, der unterdessen von bizarr aussehenden Figuren bestiegen wird. Im plätschernden Wasser der Dinkel schwimmt eine „Skulptureninsel“, der „Zauberbrunnen“ von Caius J. Spillner. Durch das rekonstruierte  Schlossplatztor gelangen wir auf die Bahnhofstraße. Nicht zu übersehen ist der nebenan sich erhebende neogotische Rathausturm. Das ist alles, was den Bombenhagel vom 20. März 1945 bis heute überdauert hat.

Auf dem Weg zur Dinkel

Wir biegen in die Neustraße ein und flanieren vorbei an der St. Antoniuskirche, vor der eine Skulptur des Heiligen Antonius nebst einer Sau ihren Platz gefunden hat. Die Sau erinnert daran, dass früher dieses „Armenschwein“ nach der Mast am 17.Januar, dem Namenstag des Heiligen, geschlachtet und an die Armen verteilt wurde.

Der hl. Antonius vor der gleichnamigen Kirche in Gronau

Der hl. Antonius steht vor der gleichnamigen Kirche

Auf Höhe eines weiteren Kirchenbaus in rotem Backstein biegen wir in den Paßweg ein und überqueren dann die Hermann-Ehlers-Straße, so gelangen wir an das Ufer der Dinkel. Zugleich nehmen wir den ersten der sogenannten Dinkelsteine in Augenschein, die anlässlich der oben genannten Gartenschau entlang der Dinkel als Kunstintervention im öffentlichen Raum aufgestellt wurden. Ein riesiges Ohr aus Stein entdecken wir gegenüber dem Rathaus. Was will uns der Künstler Benedikt Surmund mit seiner Skulptur sagen? Mal hinhören? Mal hören, was die Bürger sagen? Mal auf Durchzug schalten? Mal die Stimmen der Natur wahrnehmen, natürlich unbegrenzt – wie der Schall? Jeder mag sich selbst seine Vorstellung von der Intention machen.

Spielplatz, grüne Oase und Tierpark

Nur Schritte von diesem Kunstwerk entfernt, betreten wir den Stadtpark, an dessen Eingang sich ein großer Spielplatz mit Klettergerüsten, Schaukeln, Wippen und einer „Seilbahn“ befinden. Eine Fontäne sprüht mitten auf dem Stadtparksee ihre Fontäne in die Höhe. Gehen wir weiter, so begrüßt uns der Tierpark, der kostenlos besucht werden kann.

Satyr-Tragopan im Tierpark von Gronau

Im Gronauer Tierpark: Satyr-Tragopan, ein Hühnervogel aus dem Himalaja

 

In Volieren zwitschern Wellensittiche mit blauem und grünem Gefieder, zeigt sich der Goldfasan in all seiner Pracht, balzen Diamanttäubchen um die Wette. Südamerikanische Kapuzineräffchen kann man ebenso bestaunen wie Lamas, Hausesel, Ziegen und Nasenbären, die neugierig ihre Nasen durch das Käfiggitter strecken.

Für Eltern mit Kindern, die an der Dinkel unterwegs sind, ist dies schon der zweite lohnende Stopp, mal abgesehen davon, dass der Besuch des rock 'n pop museum nicht nur ein Muss für erwachsene Musikfans mit einem Faible für Doors, Can und andere Rockbarden der 1970er und 1980er Jahre ist, sondern auch Kindern jeder Altersstufe Klangerlebnisse unterschiedlichster Art nahebringt.

Unterwegs an der Dinkel

Unterwegs an der Dinkel

Doch zurück an die Ufer der Dinkel: Hier wartet bei warmen Temperaturen das Freibad mit einer Riesenrutsche auf kleine Wasserratten. Bei all diesem Kurzweil ist schnell die geplante Rad- oder Fußtour bereits nach wenigen Kilometern Wegstrecke beendet, sodass Eltern mit Kindern gut beraten sind, die Tour in Epe – einer Gemeinde südlich von Gronau – zu beginnen, denn dann liegen die „Highlights der Tour“ am Ende.

Immer der Dinkel folgend

Unverdrossen geht es an der Dinkel weiter gen Süden. Kurz bevor wir an die Bundesstraße 54 gelangen, fällt der Blick auf einen liegenden Dinkelstein mit Sitznischen. Sandra Silbernagel fordert uns auf, auf dem zwölf Tonnen schweren Stein unseren Sitzplatz einzunehmen. Ob wir dann allerdings alle in einem Boot sitzen, mag man bezweifeln, auch wenn das die Intention der Künstlerin zu ihrem Projekt war.

Am Rande von Epe setzen wir unsere Tour fort, müssen dabei auch an einem kleinen Gewerbegebiet vorbei, ehe wir an die Bahntrasse Gronau-Coesfeld gelangen und anschließend neben der langsam dahinfließenden Dinkel unsere Tour fortsetzen können. Linker Hand erstreckt sich anfänglich der Gemeindepark mit seinen Seen. Zugleich hat am Beginn des Parks ein weiterer Dinkelstein seinen Platz: Mandir Tix gestaltete einen Stein mit farbig gefasster Blüte einer Zwiebel. Um diese „Zentralfigur“ herum stehen Sitzsteine, die zum Meditieren einladen sollen.

Dinkelstein von Mandix Tix im Gemeindepark Epe

Dinkelstein von Mandix Tix im Gemeindepark Epe

Innerhalb des Parkgeländes stoßen wir auf die Infotafel 15 der sogenannten Flamingoroute, eine über 300 Kilometer sich im deutsch-niederländischen Grenzgebiet erstreckende Radroute, auf der man auch zu den Flamingos im Zwillbrocker Venn kommt. Hierauf finden sich Kurzinfos zu Schepers Wassermühle ebenso wie zum Eper Park, der früher die Bleichwiese der Hausweber war.

Gemeindepark Epe

In dem 1926 angelegten Gemeindepark Epe befindet sich eine „Betonwanne“, die Inlineskater und Skateboarder dazu animiert zu zeigen, was sie alles können. Es gibt einen Bolzplatz, ein „schnurloses Telefon“, ein Basketballfeld, eine Sandkiste und diverses Spielgerät für Kleinkinder – ideal also für Eltern, die mit ihren Kindern unterwegs sind.

Verlassen wir den Park, dann stehen wir vor dem Hotel Schepers. Am Zugang zum Hotel befindet sich ein sogenannter Markenstein, der an das Haus Wüllen erinnert. Dieses stand bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts am linken Ufer der Dinkel. Im Haus Wüllen lebten die sogenannten Erbmarkenrichter, zuletzt Clemens von Droste, der 1819 kinderlos starb.

Schepers Mühle in Epe

Am Sonntagnachmittag gibt es in Schepers Mühle (Epe) Kaffee und Kuchen

Wir passieren das Hotel und kommen an die auf das 18. Jahrhundert zu datierende Wassermühle Schepers, die nur sonntags Gäste zu Kaffee und Kuchen einlädt. Vor der Mühle hat Erich Büscher-Eilert seinen Dinkelstein aufgestellt, in dem ein schmaler Spiegel eingelassen ist: Erkenne dich selbst, scheint wohl die Botschaft. Auf einer weiteren Infotafel der Flamingoroute können wir die Geschichte von Epe nachlesen, ein frühes Zentrum des Flachsanbaus und der Leineweberei. 1881 ließen die auch in Ochtrup aktiven Gebrüder Laurenz sich in Epe mit ihrer Textilproduktion nieder.

Dinkelstein von Erich Büscher-Eilert unweit von Schepers Mühle

Dinkelstein von Erich Büscher-Eilert unweit von Schepers Mühle

Durch Epe

Die Mühle hinter uns lassend, erreichen wir die Fußgängerzone von Epe. An deren Rand steht ein Denkmal für Kardinal Graf Galen. Nur Schritte davon entfernt, steht ein mit Enten versehener Brunnen.

Wir verlassen den Lauf der Dinkel und begeben uns ins Eper Zentrum, wo der Pielepattebrunnen mit seinen Enten eine Reverenz an die Eperaner ist. Die Bewohner der Stadt werden nämlich Pielepatten (Enten) genannt! An die Zeit, als es noch keine zentrale Trinkwasserversorgung in Epe gab, erinnert das Denkmal „Anneken am Nacken Pütt“.

Durch die Fußgängerzone laufend, kommen wir zur neogotischen St. Agatha-Pfarrkirche. Als der Kirchenbau im Oktober 1886 fast fertiggestellt war, geschah es: In der Nacht vom 11. zum 12. Oktober gegen 2.30 Uhr nachts stützte der Kirchturm ins Kirchenschiff. Der Wiederaufbau zog sich dann bis 1892 hin. Diesmal wurde allerdings nicht am Bau gepfuscht. Anschließend passieren wir das Amtshaus von Epe und bewegen uns wie bereits zuvor auf einer Strecke, die mit einem grünen G und roten Ziffern ausgestattet ist.

Wasserturm in Gronau

Nicht zu übersehen: der Wasserturm von Gronau

Über die Saarstraße und den Reckenhofweg setzen wir unsere Tour fort. Nachfolgend nehmen wir einen Weg, der parallel zur Bahntrasse verläuft und auch am Gelände des örtlichen Bogenschützenvereins vorbeiführt. Auf der Straße Laubenstiege nähern wir uns danach Gronau, wo wir den Inselpark ansteuern, an dessen Ostrand sich ein „Piratenspielplatz“ befindet. Unmittelbar am rock'n pop museum können sich Kinder und Erwachsene an zwei Steel Drums mit Klangmuscheln und einem Klangfeld als Musiker ausprobieren.

Noch mehr Dinkelsteine

Wer mehr von der Dinkel und dem Landesgartenschaumuseum sehen will, nimmt den Steg, der nahe des „Kletterturms“ vorbeiführt. So erreicht man das Gartengelände nahe der Fabrikstraße. Im welligen Terrain steht die Skulptur der vier Elemente von Ursula Könemann, umgeben von Tulpen- und Blauglockenbäumen. Dieser auch Pausengarten genannte Teil des Landesgartenschaugeländes liegt in unmittelbarer Nähe des heutigen Wirtschaftszentrums Gronau, das in einer ehemaligen, 1892 in Backstein erbauten Spinnerei untergebracht ist. Im Pausengarten hat sich Andreas Bös mit seinem liegenden Dinkelstein verewigt, auf dem man Rücken an Rücken sitzend wohl kaum in einen Dialog kommen kann – oder vielleicht gerade doch?

Eingriffe in die Natur an der Dinkel

Vorbei an Arealen, die einst die Textilbranche und nun andere Unternehmen nutzen, erreichen wir ein Stück Auenwald, durch den zahlreiche Stege verlaufen. In ein Feuchtgebiet verwandelt sich das nachfolgende Regenrückhaltebecken. Selbst, wenn die Dinkel mal nicht Hochwasser führt und abgelassen werden muss, hat dieses lang gestreckte Areal, das einst ein Arm der Dinkel war, seinen Reiz: Im Frühjahr nutzen Kiebitze die Grünflächen als Nistrevier.

Ja, auch an diesem Ort gibt es einen Dinkelstein. Mana Oberland ist er zu verdanken. Er besteht aus einem gespaltenen Stein – vielleicht als Sinnbild von Konfrontation und Dialog anzusehen. Nur wenige Schritte später stehen wir in der „Oase“. Ursprünglich war dies bereits niederländisches Territorium. Entstanden ist im Rahmen der Landesgartenschau eine ökumenische Begegnungsstätte, in der jeweils sonntags Kaffee ausgegeben wird. Kindern steht eine Doppelschaukel zum Spielen zur Verfügung. Das Motto der Oase kann man einer Kunstintervention innerhalb des Areals entnehmen. Sie besteht aus einer „rostigen“ Menschengruppe und einem weißen Band, auf dem in Deutsch und Niederländisch zu lesen ist: Gott kennt keine Grenzen nur allein Menschen.

Von Angesicht zu Angesicht, Kunstobjekt von Andreas H. Groten auf dem Oasegelände an der Dinkel

Andreas H. Groten: Von Angesicht zu Angesicht,
ein Kunstobjekt auf dem Oasegelände an der Dinkel

Ehe wir unsere Tagestour abschließen, wollen wir noch ein Stück Niederlande mitnehmen und bewegen uns daher zur Grenze, an der uns Werner Pinsdorfs Dinkelstein empfängt. Aus diesem ist der Umriss eines Menschen herausgemeißelt worden. Durchblicke von Nachbar zu Nachbar sind erwünscht.

 

Auf gleichem Wege geht es ins Zentrum von Gronau zurück, wo unser Tagesausflug in die Umgebung rund um Gronau endet. Dabei passieren wir auf dem Weg zum Bahnhof die zu neuem Leben erweckte ehemalige Spinnerei in der Fabrikstraße 3.

Weitere Informationen

Touristische Informationen
www.gronau.de
http://www.epe.de

Anreise
www.bus-und-bahn-im-muensterland.de

Museum
Rock’n’Popmuseum
www.rock-popmuseum.de

Essen und Trinken
Epe
Schepers Mühle nur sonntags
http://www.hotel-schepers.de/

Brot& Kaffee by Duesmann bei der St. Agatha-Kirche
http://www.partyservice-duesmann.de/cms/index.php?option=com_content&view=article&id=55&Itemid=61

Kleines Kaffeehaus hinter der St. Agatha-Kirche
www.latuechte.de/kaffeehaus.html

Oase Ökumenischer Kirchengarten
Kaffeeausschank nur sonntags
http://oase-gronau-losser.org/de/home.php

Für Eltern mit Kindern
Ob man von Epe aus nach Gronau die Tour entlang der Dinkel unternimmt und am Ende einen Schwimmbadbesuch oder Tierparkbummel und Spielplatzzeiten ins Programm aufnimmt, entscheidet man am besten selbst. Die Tour Epe nach Gronau durch die Gemeinde Epe ist wenig interessant und nur der Idee, man wolle unbedingt eine Rundtour von 14 Kilometern unternehmen, geschuldet. Die Tour ist in verkürzter Form auf alle Fälle auch für Familien geeignet, die kleine Kinder im Kinderwagen oder Buggy transportieren. Radeln kann man eh auf den größten Teils mit einer roten Kiesdecke oder einem  Asphaltbelag ausgestatteten Wegen entlang der Dinkel. Einplanen sollte man einen ganzen Tag für eine solche Unternehmung, zumal, wenn man auch das rock 'n pop museum besuchen möchte.

 

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