Inselradeln

Auf zwei Rädern rund um Rügen

Text und Fotos: Axel Scheibe

52 km lang und 41 km breit, darauf verteilt 926 Quadratkilometer Landschaft, das ist sie, Rügen, die größte Insel Deutschlands. Nicht wenige Touristen bezeichnen sie gleichzeitig auch als die schönste Insel des Landes. Ihre Vielfalt ist einmalig.

Ein guter Grund, das knapp 1000 Quadratkilometer große Eiland einmal ausführlicher unter die Lupe zu nehmen. Was bietet sich dafür besser an als der Drahtesel. Wer dabei auf etwas Komfort nicht verzichten mag, der ist bei der Mecklenburger Radtour GmbH an der richtigen Stelle. Zumeist für eine Woche kümmert sich der Veranstalter auf verschiedenen Inselrouten um Hotels, Gepäcktransport und auch um die notwendigen Räder.

Beliebter Ausgangspunkt für diese Touren ist Stralsund, das Tor zur Insel Rügen.

Radhaus in Stralsund

Rathaus

Die Sonne hat sich durch die Morgenwolken geschoben und ein sanfter Schimmer legt sich auf die roten Dächer unter uns. Die 366 Stufen hinauf auf den Kirchturm der Marienkirche haben sich gelohnt. Der Blick über Stralsund (1) ist fantastisch, auch die moderne Rügenbrücke und die Insel dahinter präsentieren sich im besten Licht. Zwischen den engen Gassen der Altstadt kann man von hier oben genau den Weg verfolgen, auf dem wir später in Richtung Rügendamm fahren und über diesen das Festland verlassen werden. Vorher jedoch bleibt Zeit für einen kurzen Bummel durch die Altstadt mit ihrer tollen Backsteingotik. Das Rathaus gehört wohl zum Schönsten, auch der Gebäudekomplex des Hotels Scheelenhof kann sich sehen lassen, Außen und Innen. Davon haben wir uns bei unserer ersten Nacht vor dem Radstart selbst überzeugt.

Rügen - Altstadt Stralsund, der Scheelenhof

In der Altstadt von Stralsund mit dem Scheelenhof

Angekommen auf der Insel führt der Radweg nun fernab großer Straßen durch eine herrlich ruhige Landschaft mit kleinen Hügeln. Die Weiden sind saftig grün und die Getreidefelder goldgelb. Erste Mähdrescher kümmern sich um die Ernte. Vögel zwitschern in den Bäumen. Schöner kann ein Start auf der Insel nicht sein. Rund 70 km hält die erste Etappe bereit. Klingt viel, doch die ersten 50 bis in die alte Residenzstadt Putbus (2) vergehen wie im Flug. Kleine Dörfer säumen den Weg und in Groß Schoritz, dort wo Ernst Moritz Arndt das Licht der Welt erblickte, kommen wir der See ziemlich nah. Die dominierende Architektur in Putbus, das man nicht umsonst „weiße Stadt“ nennt, ist sicher Geschmackssache. So richtig scheint dieses Musterbeispiel des Klassizismus nicht an diesen Ort zu passen. Interessant ist es aber allemal, was Fürst Malte auf die Insel bauen ließ. Besonders rings um den Circus, die Orangerie und das Theater fühlt man sich ins 19. Jahrhundert zurück versetzt.

Rügen - Kurhaus und Seebrücke in Binz

Seebrücke und Kurhaus in Binz

Nun sind es vorbei am Badehaus Goor nur noch schlappe 20 km, Grund genug für eine leckere Fischsemmel in Groß Stresow und eine Rast mit Blick hinaus auf die See. Angekommen in Binz (3) wartet bereits unser Hotel und dort unser Gepäck. Dann bleibt noch reichlich Zeit zum Bummeln. Die Bäderarchitektur des Ortes verlangt nach Aufmerksamkeit.

Rügen - Sandstrand soweit das Auge reicht. Mönchgut.

Goldstrand

Erfrischt und gestärkt sind wir nun wieder in Richtung Süden unterwegs. Das Mönchsgut ist unser Ziel und dort Klein Zicker, das Fischerdörfchen am südlichsten Zipfel. Verführerisch dabei der kilometerlange Goldstrand zwischen Gören und Thiessow. Hier keine Badehose dabei zu haben ist kein Problem. Große Strandabschnitte sind denen vorbehalten, die streifenfreies Braun bevorzugen. Doch uns bleibt nur ein kurzer Sprung in die (sehr) erfrischenden Fluten der Ostsee. Wir haben viel vor, wollen noch nach Gager (4) und Göhren (5). Für die Rückfahrt hat uns der Veranstalter eine Fahrt mit dem Rasenden Roland „eingebaut“. Ein Muss für Inselbesucher. Doch wir verlassen den dampfenden Gesellen schon etwas eher. Das Jagdschloss Granitz mit seinem grandiosen Inselblick wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Rügen - Steilküste Nähe Königsstuhl

Kreidefelsen beim Königsstuhl

Heute steht eine Ruhe-, oder besser gesagt, ein Wandertag auf dem Programm. Die Mecklenburger Radreisen machen eine solche Kombination möglich. Nicht nur unser Gepäck sondern auch die Räder werden zur nächsten Station transportiert. Das gibt uns die Möglichkeit, erst mit dem Schiff nach Saßnitz zu fahren und von dort auf Schusters Rappen durch die herrlichen Buchenwälder im Nationalpark Jasmund zum Königsstuhl (6) zu wandern. Der Hochuferweg verspricht tolle Aussichten. Gleichzeitig ist man versucht zu vergessen, dass man an der Küste und nicht im Mittelgebirge unterwegs ist. Das stetige, teils kräftige Auf und Ab überrascht uns. Wir müssen uns also unseren Königsstuhl „erarbeiten“. Immer wieder treffen wir auf kleine Wandergruppen, die in der Gegenrichtung unterwegs sind. Allein sind wir nicht. Und schon gar nicht am Zielpunkt Königsstuhl. Der Pendelbus zum Parkplatz spuckt immer neue Touristen aus. Das Nationalparkmuseum ist bestes besucht und natürlich ist der Königsstuhl das non plus ultra für alle Urlauber. Das ging Caspar David Friedrich vor rund 200 Jahren nicht anders.

Rügen - Schlosshotel in Ranzow

Schlosshotel in Ranzow

Dieses touristische Zwischenspiel liegt schnell hinter uns. Ein einsamer Fahrweg, man meint den Hufschlag der Pferde und die Rufe der Kutscher früherer Zeiten zu hören, führt in Richtung Ranzow (7). Dort will außer uns scheinbar keiner hin. Schade für die anderen, denn plötzlich öffnet sich der Wald. Wie auf einem großen Kunstkalender liegt eine Landschaft vor uns, die lieblicher nicht sein könnte. Dahinter ein weiter Blick über die See. Hier möchte man bleiben, hier könnte man genießen. Noch dazu, wenn man im Schlosshotel Ranzow einquartiert ist. Nur eine Nacht, wie schade. Viel zu kurz um so richtig in den „Genießer-Modus“ zu verfallen.

Aber eine Art Genussradeln ist unsere Reise ja durchaus auch. So rollen wir, mittlerweile am Tag 4 der Tour, gemütlich entlang der Schaabe nach Norden. Vorbei an Juliusruh (8), wo wir später unsere letzte Inselnacht verbringen werden zum Kap Arkona (9). Hier erleben wir einmal so richtig, was „Rückenwind von vorn“ an der Küste bedeuten kann. Die steife Brise biegt Sträucher und Bäume verdächtig weit landwärts und lässt unsere Radschaltung fleißig klicken. Trotz deutlich gesunkener Temperaturen wird uns schnell warm.

Rügen - Radfahrgruppe auf dem Weg nach Kap Arkona

Radfahrgruppe auf dem Weg nach Kap Arkona

Gut, dass wir Radjacken dabei haben. Oben am Kap sind sie unentbehrlich. Auch wenn das Treppensteigen auf den quadratischen Leuchtturm zusätzlich Erwärmung bringt. Dieser Schinkelsche Leuchtturm ist zwar nur 20 m hoch, doch reichte sein Leuchtfeuer immerhin 15 km weit. Von 1827 bis 1902 war er in betrieb. Danach übernahm seine Funktion der 15 m höhere Rundturm daneben.

Nach einer gewittrigen Nacht in Juliusruh hat sich die Sonne erneut ihren Platz erkämpft. Hiddensee (10) ist zu recht bekannt für viele Sonnentage. Bis heute hat sich das Inselchen sein ganz besonderes Flair erhalten. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass es absolut autofrei ist, wenn man von Rettungsfahrzeugen absieht. Hiddensee ist gerade mal 16 km lang und maximal 2,5 km breit. Von Stürmen und Sonne gleichermaßen verwöhnt, sind es auch ganz eigene Lichtstimmungen, die besonders Maler immer wieder zum Pinsel greifen lassen.

Kutsche auf der Insel Hiddensee

Kutsche auf der Insel Hiddensee

Uns hat ein Schiff von Breege nach Vitte gebracht und bis zur Weiterfahrt nach Stralsund bleibt genug Zeit. Mit den Rädern ist jeder Punkt der Insel in kurzer Zeit zu erreichen. Tag für Tag kommen tausende Tagestouristen per Schiff auf die Insel. Ein guter Grund, dass Insulaner und Urlauber, die auf der Insel wohnen, jeden Tag aufatmen, wenn die letzten Besucher mit den Fahrgastschiffen zurück aufs Festland abgereist sind.

Hiddensee - Leuchturm auf dem Dornbusch

Leuchtturm auf dem Dornbusch

Wir radeln nach Kloster, der „Inselhauptstadt“, zum Leuchtturm auf dem Dornbusch im Norden und natürlich auch nach Neuendorf ganz unten im Süden.

Pünktlich 16:30 startet auch unser Schiff Richtung Stralsund. Es heißt Abschied nehmen. Nach einer letzten stilvollen Nacht im Scheelenhof haben wir unsere Räder abgegeben und die Sachen ins Auto gepackt.

Reiseinformationen

Die Mecklenburger Radtouren
Zunfstraße 4
18437 Stralsund
Tel.. 03831/306760
www.mecklenburger-radtour.de

Tourismuszentrale Rügen
Ringstraße 113-115
18528 Bergen auf Rügen
Tel.: 03838/80770
www.ruegen.de

 

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Binzer „Sommerfrische“

Da es sich vor so viel traditionsreicher Kulisse auch heute noch wunderbar flanieren lässt, wurden 2009 im Rahmen der Feierlichkeiten zu „125 Jahre Seebad Binz“ die „historischen Tage“ ins Leben gerufen. Binzer Geschäftsleute, Gastronomen, Hoteliers und Privatleute zeigen sich im Stil der Belle Epoque. Machen eine Zeitreise zurück um 1900 als Urlaub noch als „Sommerfrische“ bezeichnet wurde.

Binz auf Rügen

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Putbus – die „weiße Perle“ auf Rügen

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Putbus nicht nur eine fürstliche Residenz, sondern auch ein bekannter Badeort war. Das Städtchen wurde zwischen 1808 und 1841 nach dem Vorbild von Heiligendamm als Badeort planmäßig angelegt. Anders als im Putbuser Bahnhofsviertel sind die Häuser der Kernstadt einheitlich weiß geschlämmt. So kann man mit Fug und Recht von der „weißen Stadt“ auf Rügen reden.

Putbus auf Rügen

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Wandern und Radfahren rund um Göhren

Wir sind auf dem Weg nach Göhren, wo das zur gleichnamigen Gemeinde gehörende Nordperd, ein bewaldetes Kap mit Steilküste, den östlichsten Punkt der Insel markiert. Zwar endet der Intercity in Binz, dem größten Seebad Rügens und man kommt von dort mit dem Bus weiter, aber wir steigen um und fahren mit dem Rasenden Roland bis nach Göhren weiter.

Göhren

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