Fidschi im Überblick
„Kannibalen-Inseln“ hat man den Archipel einst genannt, da sich der Mensch seit der Vorzeit und bis ins 19. Jahrhundert hinein gelegentlich gegenseitig verspeiste. Echter Fleischhhunger war weniger maßgeblich als die weitverbreitete Vorstellung, dass die Kraft des Getöteten auf seinen Verzehrer überging – im Zuge von Stammesfehden ein häufiger Habitus, der zuvorderst den Chiefs und Priestern der Clans vorbehalten war. Da diese als lebende Repräsentanten der Götter auch solcherlei Speise nicht mit den Fingern anrühren durften, wurden sie von ihren Untergegebenen mit hölzernen Gabeln gefüttert. Britische Missionare waren es, die dem Kannibalismus Einhalt zu gebieten suchten. Inklusive Opfern in den eigenen Reihen. Noch 1867 soll ein Missionar verzehrt worden sein.
Im Archipel lebt ein buntes Völkergemisch
Heute sind solcherlei grausame Rituale verschwunden, beschränkt sich der Appetit der Fidschianer auf typische Anbaukulturen wie Süßkartoffeln, Maniok, Ananas und Bananen. Der Erlebnishunger Auswärtiger wird durch Traumkulissen aus kristallklarem Meer, puderweißen Stränden und schier unendlichen Palmenhainen gestillt. Doch Fidschi hat weit mehr zu bieten als ein südwestpazifisches Sonne-Strand-Image. Auf der Hauptinsel Viti Levu bäumen sich die erfrischenden Gebirgshöhen bis zu 1.323 Meter hoch auf, Flusstäler schneiden sich durch ein beeindruckend sattes Grün, Wasserfälle stürzen die Hänge hinab. Das Mosaik der Blütenmeere setzt sich aus mehr als 3.000 Pflanzenarten zusammen, die herrlichsten Christsterne gedeihen fast wie Unkraut.
Überall im Archipel – dies eine weitere Besonderheit – stößt man auf die anrührende Offenherzig- und Freundlichkeit der Fidschianer. Bei Begegnungen mit den Einheimischen spielt Kava eine unverändert wichtige Rolle. Kava ist ein anregend-zungenbetäubendes Getränk, das aus den getrockneten Wurzeln des Pfefferstrauches gewonnen und aus Schälchen zu sich genommen wird. Früher wurden die Wurzeln von jungen Männern zerkaut, in Schalen gespuckt und unter Wasseraufguss zu einem würzigen Mix bereitet. Heute indes lässt sich bereits zerstampftes Pulver kaufen, das man durch ein Tuch filtriert. Das Kava-Zeremoniell, bei dem man traditionsgemäß auf Bodenmatten sitzt, ist Zeichen der Gastfreundschaft und Ausdruck von Gemeinschaftsgefühl. Wer als Fremder solcherlei Aufnahme genießt, sollte im Gegenzug nicht versäumen, seinen Gastgebern ein Bündel Kava-Wurzeln mitzubringen – erhältlich auf allen örtlichen Märkten. Verständlich machen kann man sich auf englisch. Die Sprache der einstigen britischen Fremdherrscher ist zwar verbreitet und offizielle Amtssprache, beinhaltet aber nicht die Gewähr, dass man überall verstanden wird. Auf fidschianisch kann man sich mit einem „bula“ (sprich: mbula; „Hallo“) auf die Sprachpraxis einstimmen und wird mit Sicherheit ein Lächeln seines Gegenübers ernten.
Unzählige verschlungene Buchten kennzeichnen die Inselwelt
Fidschi liegt fernab von der Welt im Südwestpazifik: rund 2.000
Kilometer nördlich von Neuseeland, 3.000 Kilometer östlich
von Australien, 5.000 Kilometer südwestlich von Hawai’i.
Der Archipel bewegt sich auf der Scheidelinie zwischen Melanesien und
Polynesien und wurde vor mutmaßlich 4000 Jahren besiedelt. Abel
Tasman war es, der die Inseln 1643 als erster Europäer zu Gesicht
bekam. In den 1770er Jahren folgte ihm James Cook, 1789 durchruderten
der berühmt-berüchtigte Captain Bligh und die Seinen die Gewässer.
Nach der von Schiffsmaat Fletcher Christian angeführten Meuterei
auf der Bounty waren Bligh und 18 Begleiter auf Höhe der Tonga-Inseln
in einem Beiboot ausgesetzt worden und nun nach Timor unterwegs. Für
die landschaftlichen Schönheiten hatten sie kein Auge. Im Archipel
wurden sie von Kannibalen gehetzt und ruderten um ihr nacktes Leben;
die See nördlich von Viti Levu ist noch heute als Bligh
Water bekannt.
Fidschis einheimische Bevölkerung zeigt mit Kraushaar und dunkler
Hautfarbe mehrheitlich ein melanides Gepräge, während sie
kulturell von Polynesien her beeinflusst wurde. Natürlich geht
die Traditionspflege nicht so weit, als dass man noch immer Rindenbaststoffe
(tapa) als Bekleidung oder Ketten aus Walfischzähnen als Schmuck
anlegt. Und die wenigsten leben heute in einer althergebrachte bure,
einer Hütte aus pflanzlichem Material, die ursprünglich mit
Palmwedeln gedeckt war. Über ganz normale Häuser hinaus hat
bei den weniger Begüterten längst Wellblech als Dachdeckung
seinen Siegeszug angetreten. Trotz aller Abgeschiedenheit liegt Fidschi
nicht hinter dem Mond. Video ist selbstverständlich, große
Begeisterung kommt vor allem beim Rugbyspiel auf.
Traditionsbauten an der Küste
Einen außergewöhnlich hohen Bevölkerungsanteil machen
die Inder aus, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts –
zu Beginn der Kolonialzeit – von den Briten ins Land geholt und
als Arbeitskräfte auf den Plantagen gebraucht wurden. Später
blieben sie auf Fidschi, ihre heutigen Nachkommen hielten sich als Bauern
oder mit allen erdenklichen Handelsgeschäften über Wasser.
Mit den Indern kamen der moslemische und vor allem der hinduistische
Glaube ins Land, der sich an zahlreichen Monumenten ablesen lässt.
In Nadi liegt der Sri Siva Subramaniya
Temple, der größte Hindutempel des Landes.
Der Fidschi-Archipel setzt sich aus rund 360 Inseln, Inselchen und Korallenatollen
zusammen. Größte und wichtigste Inseln sind Viti
Levu und Vanua Levu. Auf Viti Levu
liegen mit Nadi und Nausori die beiden internationalen Flughäfen, im Südosten der
Hauptinsel gelangt man nach Suva, seit
Ende des 19. Jahrhunderts Hauptstadt. Bei einer Citytour durch Suva
geht es zu den Regierungsgebäuden, in den Albert Park, in den Botanischen
Garten und vorbei an der University of the South Pacific. Samstags findet
ein großer Freiluftpark statt, Liebhaber altehrwürdiger Unterkünfte
steigen im bereits 1914 eingeweihten Hotel „Grand Pacific“
ab. In Suvas „Fiji Museum“ keimen neben einer Reihe von
Artefakten auch Erinnerungen an die berühmte „Bounty“
auf.
An der Südküste Viti Levus breitet sich die Korallenküste aus, wichtige Stadt im Südwesten ist Sigatoka.
Dort liegen auch die Sigatoka Sand Dunes,
Fidschis erster und 1989 begründeter Nationalpark, der 650 Hektar
umfasst und über ein Besucherzentrum verfügt. Organisierte
Showtime herrscht in Sigatoka bei einer touristisch aufbereiteten Fahrt
mit dem Zuckerrohrbähnchen der Coral Coast
Railways. Inklusive Cocktail, Musik und „Kriegereskorte“
nach Nayawa Village, wo man mit der Kava-Zeremonie
empfangen wird.
Rund 80 Prozent der rund 800.000 Bewohner Fidschis leben auf Viti Levu
und Vanua Levu, alleine 170.000 im Großraum Suva. Andere Inseln
hingegen sind komplett in Privatbesitz und mit luxuriösen Resorts
besetzt, in denen man nach Herzenslust ausspannen und die Seele in der
Hängematte baumeln lassen kann. Ein Beispiel: Sonaisali,
ein 42 Hektar kleines Inselchen mit dem erlesenen Sonaisali Island Resort.
Fidschis Inselwelten liegen weit verstreut und bündeln immer wieder
kleinere Einheiten wie die Yasawa Group,
die Mamanuca Group, die Lomaiviti Group und die Lau
Group. Geldpotentere Besucher starten ein „Flightseeing“
mit lokalen Airlines wie „Island Hoppers“, „Sunflower“
und „Turtle“, während man sich mit geringerem Budget
auf ein Inselhopping per Fähre verlegt. Zwischen Suva (Viti Levu)
und Savusavu (Vanua Levu) herrscht reger
Fährverkehr. Außerdem steuern die Schiffe ab Suva regelmäßig
Ziele wie Levuka (auf Ovalau), Koro, Vunisea, Kavala Bay, Nabukalevu-i-ra und – ebenfalls auf
Vanua Levu – Nabouwela und Labasa an.
Keine Frage, auf Fidschi werden Südsee-Inselträume wahr. So
wie auf Vanua Levu, wo man fantastische
Palmenhaine durchfährt, sich an der Südflanke auf dem über
hundert Kilometer langen Hibiscus Highway hält und über die Inlandsbergroute von Savusavu nach Labasa gelangt. Südöstlich
von Vanua Levu liegt Taveuni, mit knapp
500 km² drittgrößte Insel im Archipel, die den Beinamen
„Garten- und Blumeninsel“ trägt und Besucher mit diversen
Resorts lockt. Über Taveuni zieht sich eine lange Vulkankette,
die sich bis knapp 900 Meter hoch aufwirft und die Regenwolken der Passatwinde
anlockt.
Einfachere Unterkunft findet man auch auf Inseln wie Ovalau,
die zur Lomaiviti-Gruppe gehört und auf der mit Levuka die einstige Hauptstadt des Archipels liegt. In Levuka gab es einst
das erste Postamt im Archipel, die erste Schule, die erste Bank, das
erste Krankenhaus und das erste Rathaus. Auch die erste Zeitung erschien
hier, Schriftstellergrößen wie Rudyard Kipling („Das
Dschungelbuch“) und Somerset Maughan waren gleichermaßen
von der Stimmung gefangen. Ab dem heute 2.000 Einwohner starken Levuka
– alternativ: direkt ab Suva – bricht man per Boot nach Leleuvia auf, einer südlich gelegenen
Koralleninsel mit Palmen und herrlichen weißen Stränden.
Leleuvia ist Sprungbrett zu organisierten Tauch- und Schnorcheltrips
zu den Riffen der Moturiki Passage sowie
zur Nachbarinsel Moturiki mit ihrer Dorfkirche
in Uluibau.
Besonders populär ist das kleine Beachcomber
Island geblieben, das mit Palmen und weißen Stränden
lockt und in der zentralen Unterkunft-Anlage oft ein buntes Entertainmentprogramm
auffährt. Anspruchslose Backpacker geben sich mit einem Etagenbett
im riesigen Schlafsaal unter Palmenwedeldach zufrieden, Anspruchsvollere
wählen in der Anlage lieber ein Zimmer. Beachcomber Island ist
der Westküste Viti Levus vorgelagert und ab Lautoka per Boot erreichbar; die Überfahrt dauert zwischen eineinhalb und
zwei Stunden.
Auch unter Wasser verströmt Fidschi – so wie um die Lomaiviti-Gruppe und in den Riffen des Schutzgebietes Wakaya und
Makogai – besondere Reize und zeigt, dass sich der Archipel
gleichermaßen für Romantiker wie für Abenteurer eignet.
Im Ozean kann man einer bunten Korrallen- und Fischvielfalt auf den
Grund gehen und bekommt mit Glück Riff- und Hammerhaie, Barrakudas,
Rochen und Schildkröten zu Gesicht. Anbieter wie Ovalau Watersports
(Levuka, Ovalau) haben sich auf ihre Taucher- und Schnorchlerklientel
eingestellt, bieten Padi-Tauchkurse und Tauchpakete an.
Andreas Drouve