Symi (Simi)

Ein Ausflug auf die griechische Dodekanes-Insel vor der türkischen Küste

Text und Fotos: Stephan Eigendorf

Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen tiefblauen Himmel. Es ist noch früh und nur langsam weicht die Kühle der Nacht der Wärme eines sommerlichen Tages. Genau das richtige Wetter für einen Tagesausflug mit dem Schiff. Immer mehr Reisebusse reihen sich an der Mole am Ende der Hafenanlagen von Rhodos-Stadt aneinander und Menschen strömen durch den Schiffsrumpf auf das Oberdeck in der Hoffnung noch einen guten Sitzplatz im Freien zu ergattern. Während sich die Decks füllen, begleitet von dem unaufhörlichen tiefen Brummen des Schiffsdiesels, fällt der Blick auf den wirklich sehenswerten historischen Stadtkern auf der anderen Seite des Hafens. Dann heißt es endlich Leinen los und das Fährschiff macht sich auf die Überfahrt nach Symi.

Griechenland - Rhodos-Stadt historisches Stadttor

Eines der alten Stadttore zur historischen Innenstadt von Rhodos-Stadt

Ein Besuch der heute nur dünn besiedelten rund 60 Quadratkilometer großen Felseninsel mit dem gleichnamigen pittoresken Hafenort gehört zum touristischen Standardprogramm, das vielerorts auf der griechischen Insel Rhodos angeboten wird. Von der Inselhauptstadt brauchen die Schiffe etwa zwei Stunden bis zum Anlegen im Hafen des 23 Kilometer nördlich von Rhodos vor der türkischen Küste gelegenen Eilandes, das seit 1947 zu Griechenland gehört. Je mehr die griechischen Küste an Backbord in die Ferne rückt, desto näher kommt das Schiff der türkischen, dieser Teil der südlichen Ägäis verbindet quasi Europa und Vorderasien. Zum Greifen nahe erhebt sich eine karge Felslandschaft, die nahezu menschenleer wirkt und tatsächlich ist dieser Teil der Türkei nur eine wenig bewohnte ins Meer ragende Halbinsel. Vom einige Kilometer östlich gelegenen belebten Marmaris ist hier nichts zu spüren.

Türkische Küste bei Symi

Wenig spektakulär: die türkische Küste vom Schiff aus

Doch dann kommt das Ziel unserer Reise, der Hafenort Symi im Norden der Insel, in Sicht und in die Passagierinnen und Passagiere an Deck kommt Bewegung, während der Fahrt Ausgepacktes wird wieder verstaut und Kameras werden gezückt, um den schönen Anblick auf die Speicherkarte zu bannen. In einer offenen Bucht erstreckt sich der kleine Ort wie terrassiert über die steilen Seitenwände rund um den Hafen. Viele der Häuser sind in für Symi typischen Gelb- und Brauntönen gestrichen, vereinzelt in Rot und auch das für Griechenland so typische helle Blau fehlt natürlich nicht.

Griechenland - Symi

Blick auf einen Teil des Ortes Symi

Bis Ende des 19. Jahrhunderts lebten die Menschen auf der vegetationsarmen Insel vor allem von der unter lebensgefährlichen Bedingungen praktizierten Schwammtaucherei und vom Fischfang, dementsprechend schlug hier das Herz der Insel. Mit dem Niedergang der Schwammtaucherei, auch beschleunigt durch die Erfindung des Kunstschwamms aus Synthetik nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren und zerstörerischen Umwelteinflüssen, die den Tieren einige Jahrzehnte später zusetzten, verließen in der Folgezeit viele Bewohner*innen die Insel. Statt der damals rund 30.000 zur Blütezeit, zählt die Insel heute nicht einmal mehr 3.000.

Griechenland - Symi - Hafenpromenade

Hafenpromenade

Doch das Herz der auch unter Freizeitskipper*innen beliebten Insel schlägt immer noch im Hafen des Ortes, vor allem zwischen Mai und Oktober, nämlich zur Reisezeit, denn der in den 70er Jahren aufkommende Tourismus ist heute die wichtigste Einnahmequelle der Insulaner*innen. Zwar bieten kleine Hotels und Pensionen in den wenigen Orten auf der Insel die Möglichkeit für einen längerfristigen Urlaub, aber die meisten Besucher*innen sind nach wie vor Tagesgäste, die vom türkischen Festland in den Hauptort Symi herüber geschippert kommen bzw. werden oder von den Nachbarinseln Kos und Rhodos. So setzt denn zur Saison die geschäftige Hektik vor allem im unteren denkmalgeschützten Teil des Ortes rund um den Hafen (Gialos) spätestens dann ein, wenn das erste große Ausflugsschiff in Sichtweite kommt. Schließlich möchte man, dass die Besucher*innen in der nur wenige Stunden währenden Zeit ihres Aufenthaltes möglichst viel kaufen, essen und trinken - touristisches Business eben. Und die kulinarischen Verlockungen ziehen sich wie Perlen auf einer Kette an der Promenade von der einen bis zur anderen Seite des Ortes, denn frische Seeluft macht hungrig, so heißt es doch. Neben den zahlreichen Restaurants, Cafés, Buden für den kleinen Hunger sowie Lädchen mit Kitsch oder Kunst dürfen natürlich die Läden mit Schwämmen in vielen Größen und Farben nicht fehlen, auch wenn sie mittlerweile importiert werden.

Griechenland - Symi - Schwämme im Angebot eines Händlers am Hafen

Schwämme in verschiedenen Farben und Größen

‘Und die sind so schön weeeiiich ...’ Was ein großer Süßwarenhersteller in der Werbung über eines seiner Produkte behauptete, trifft auf Naturschwämme teilweise ebenso zu. Dutzende Hände überzeugen sich ganz praktisch davon, etwa wenn die oftmals in Gruppen geführten Tagesgäste gezielt zu den offenen Ständen der Anbieter*innen geleitet werden. Aber wissen die meisten dann schon oder überhaupt, dass es sich tatsächlich um Tiere handelt, die sie da in Händen halten - genauer um das Skelett der Tiere? Wissenschaftler unterscheiden etwa 5.000 Schwammsorten, von denen allerdings nur vier für den Gebrauch im Haushalt genutzt werden. Und es sind übrigens auch nicht alle Schwämme weich.

Griechenland - Symi - kleine Gasse

Durch kleine Gassen hoch in den Ort

Wer sich als Besucher*in nicht einer Gruppe anschließen möchte, sondern auf eigene Faust loszieht, bekommt vermutlich in der knappen Zeit mehr vom Ort zu sehen, vorausgesetzt, man ist gut zu Fuß, denn die Wege sind oft steil und stufenreich. Ursprünglich bestand der Ort Symi aus zwei Orten, dem schon erwähnten Gialos, dem Ort am Hafen, und Chorio, dem Ort am Hang, der heutigen Oberstadt, zu der vom Zentrum im Hafenbereich mit der Kali Strata eine breite endlos erscheinende Treppe führt. Wie in vielen anderen Gassen des Ortes, ist hier ein Verkehr oder Transport nur per Pedes und per Esel oder Maultier möglich, aber natürlich gibt es auch Straßen dort hinauf.

Auf dem Burgfelsen in der Oberstadt befand sich im 13. Jahrhundert eine Burg der Johanniterritter, die auf Rhodos ihren Hauptsitz hatten. Die Burg sowie die vorhergehende antike Akropolis sind heute allerdings weitestgehend verschwunden, aber die heute dort aufragende Panagia-Kirche ist durchaus die Anstrengung wert, die vielen Stufen zu hochzukraxeln, schon allein für den schönen Ausblick über den Ort Symi mit dem Hafen auf der einen und das Meer auf der anderen Seite.

Griechenland - Symi - Panagia-Kirche

Panagia-Kirche

 

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