Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab
Palmwedel statt Tannenbaum, Pashmina-Tücher statt Wollschal, Fackeln statt Kerzen, Kokos- statt Paranüsse - ja, süßer die Glocken nie klingen, als im sonnenverwöhnten Goa zur Weihnachtszeit. Die größten Geschenke sind die kilometerlangen, wenig bevölkerten Sandstrände, das herrlich warme Wasser des Indischen Ozeans und die Sonne Westindiens, die es traditionell in den Wintermonaten gut mit Touristen und Einheimischen meint.
Die Regenzeit mit ihren heftigen Monsunregen liegt Wochen zurück. Zwischen Millionen von Palmen und ausgedehnten Reisfeldern gedeiht eine wahre Blütenpracht. Bananen, Mangos und Cashewnüsse wachsen in dem grünen Landstrich zwischen den Bergen der West Ghats und dem Arabischen Meer. Überall liegt der Geruch von Curry und Sandelholz in der Luft. Auch die Zeiten, als Hippies aus aller Herren Länder die Strände der ehemaligen portugiesischen Enklave bevölkerten, sind längst vorbei. Gleichwohl finden sich hier und da noch einige der Aussteiger, die heute hier deplaziert wirken.
Geblieben ist jedoch, dass Goa ein sonnenverwöhntes Fleckchen Erde ist, in dem das vielfältige Erbe der ehemaligen Kolonialherren allgegenwärtig ist und zusammen mit hinduistischer, orientalischer und christlich-romanischer Kultur ein besonderes Lebensgefühl prägt. Den Indern, die hier leben, sind Existenzsorgen im Allgemeinen fremd. Nichts ist zu spüren von der Armut und Hektik großer Millionenstädte wie Mumbai (Bombay), Kalkutta, Neu-Delhi oder Bangalore. Strände und schöne Hotels sind das Pfund, mit dem der Südosten Goas besonders zwischen November und April wuchern kann. Baden, sonnen und genießen: Das Faulenzen wird hier zur Kunstform.
Und natürlich dürfen – wie etwa im mondänen Leela Palace & Resort – Angebote für Massage und Ayurveda-Behandlungen nicht fehlen. Auf dem 725 Hektar großen Areal des preisgekrönten Hotels, das direkt am Strand gelegen ist und über einen eigenen Golfplatz verfügt, sorgen insbesondere zur Weihnachtszeit feierlich beleuchtete Palmen und ein üppiges, zehn Meter langes Strandbuffet für festliche Stimmung. „Es ist einfach ein irres Gefühl, am Strand zu sitzen und deutsche Weihnachtsmusik zu hören, während frei laufende Kühe neugierig zwischen den Liegen umhergehen“, freut sich nicht nur der deutsche Clubmanager des Leela Palace über die Mischung aus indischer und westlicher Lebensart.
Das Rom des Ostens
Neben der Entspannung, dem Badevergnügen und der Genussvielfalt hat Goa aber noch einiges mehr zu bieten. Früher nannte man Goa das Rom des Ostens - mit Blick auf die lange, bewegte Geschichte des sonnenverwöhnten Bundesstaates an der Arabischen See. Als "glänzende Herrscherin über den Orient" bezeichneten die Portugiesen Velha Goa (Alt-Goa), die frühere Hauptstadt ihres indischen Überseereiches. Mit 300.000 Einwohnern war das "goldene Goa" einst größer als Lissabon oder Paris.
Die Kathedrale in Alt-Goa
Heute ist von der einstigen Metropole inmitten des terrassenähnlichen Hinterlandes nicht mehr viel zu sehen. Die Stadt ist nahezu völlig von der Landkarte verschwunden. Nur die prächtigsten der einst drei Dutzend Gotteshäuser sind erhalten geblieben und wurden 1986 zum Weltkulturerbe ernannt. Die weiße Sé Catedral mit ihrem 80 Meter langen Kirchenschiff, zwischen 1592 und 1619 errichtet, gilt als größte Kirche Asiens, während die Franziskanerkirche St. Francis heute zum Museum umfunktioniert wurde.
Das Braganza-Mausoleum in Chandor
Ganz oben in der Gunst der Besucher und Gläubigen steht die Basilika Bom Jesu. In dem Gotteshaus aus dem 16. Jahrhundert sind die sterblichen Überreste des Missionars Franzis Xavier (1506-1552) in einem Sarg aus Glas und Silber zu sehen. Der Heilige, der 1542 nach Goa kam und 30.000 Bewohner zum Christentum bekehrte, soll zu Lebzeiten manches Wunder vollbracht haben. Das größte aber ist wohl die Tatsache, dass sein Leichnam auch 450 Jahre nach seinem Tod keine Spuren von Verwesung aufweist.
Die Kirche der unbefleckten Empfängnis
Ein Spiegel der indischen Lebensart ist auch die nur zehn Kilometer entfernt liegende Kapitale Panaji mit ihren nicht enden wollenden Straßen und engen Gassen voller altmodischer Häuser mit roten Ziegeldächern, kleiner Geschäfte und Marktstände. Hauptattraktion ist hier die Church of the Immaculate Conception, die Kirche der Unbefleckten Empfängnis, aus dem Jahre 1541 mit ihren markanten Zwillingstürmen und einer schneeweißen Barock-Fassade. An der Uferpromenade der 85.000-Seelen-Gemeinde am Mandovi-Fluss ist der Idalco Palast, der bis 1759 Residenz des Vizekönigs war, zu finden.
Kolonialer Prunk
Kaum minder beeindruckend sind die zahllosen portugiesischen Herrenhäuser, die immer wieder zwischen Palmenhainen und Reisfeldern ins Auge fallen. In Chandor, das ebenfalls für kurze Zeit Hauptstadt der portugiesischen Kolonie war, steht mit der Doppelvilla der Familien Menezes Braganzas und Braganza Pereira, das wohl größte Anwesen der einstigen Besatzer. Noch heute wohnen die Nachfolger der mächtigen Familien in dem weitläufigen Palast aus dem frühen 16. Jahrhundert, dessen Innenausstattung fast komplett aus dem 18. Jahrhundert stammt. Ein Rundgang zwischen den mit Kristallglas, Silber und wertvollem Porzellan gespickten Räume lässt erahnen, in welch großem Reichtum die Kolonialherren hier einst schwelgten, obschon der Prunk allmählich verblasst.
Die Villa Braganza
Die Pracht Goas verblasst hingegen nicht. Hoch aufragende Berge, ausgedehnte Palmenhaine, Reisfelder, auf denen Wasserbüffel friedlich grasen, farbenfrohe Holzhäuser und Frauen in bunten Saris lassen die Fahrt durch Indiens kleinsten Bundesstaat zu einem bewegten Bilderbuch voller Postkartenmotive avancieren - und dies nicht nur zur Weihnachtszeit.
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