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Die grüne Mamba greift schon mal an

„So aufregend geht es nicht immer zu“, dämpft Wilfred die kühnsten Träume der Hobby-Wildhüter. Ein Urlaub für Faultiere sei der Kurs aber auch nicht. Auf dem Programm der fünftägigen Grundausbildung stehen die Frühpirsch um 6.30 Uhr, das Frühstück um acht und danach das Büffeln afrikanischer Naturgesetze im „Klassenraum“ der Zebra-Lodge, einem festen Zelthaus. Anschließend folgt der Game Drive mit dem Landrover in die Savanne, wo die Ranger-Studenten die Regeln der Wildnis in natura anwenden.

Kenia Kimana Kilimandscharo
Vor der Kulisse des Kilimandscharo ...

Zwischen Dornbüschen und Schirmakazien, wo das Recht vom Jagen und Gejagtwerden herrscht, geht es um nichts Elementareres als dies: Spuren lesen, Kot bestimmen, Lebensräume und Verhaltensweisen deuten – das Einmaleins für Tiere und Ranger. „Wer hinterlässt diese Spuren?“ Natürlich ein Zebra, sagt Peter aus Wien. Und diese? Vielleicht eine Hyäne, tippt Ralf aus Frankfurt. Richtig. Alle grübeln bei der nächsten. „Eine Wildkatze, das ist klar“, meint Simone aus Basel. „Ja, ähnlich wie beim Leopard oder Löwen“, hilft Wilfred und blättert in seinem Wildlife-Buch, das er wie eine Bibel ständig bei sich trägt. „Da ist er!“ ruft er zufrieden, als er die Seite mit der Abbildung aufschlägt: eine hochbeinige, feingliedrige, gefleckte Kleinkatze.

Kenia Kimana Herde
... machen sich die Tiere besonders gut

Die Spur ist Tage alt, schätzt der Senior Warden, macht aber auf alle Eindruck. Und Peter hatte schon gemunkelt, Wildcats gebe es in der Kimana gar nicht. Zumal Wilfred bei den Walks nie ein Gewehr trägt. „Ich brauche keine Waffe“, lacht der Lehrmeister über besorgte Blicke, „ich rieche die Tiere.“ Was er meint, sind Wissen und Erfahrung. Wo das Gras hoch steht, droht weder durch Geparden noch Leoparden Gefahr, es ist nicht ihr Revier. An Wasserstellen lauern Löwen, Schlangen flüchten; außer der grünen Mamba, die greift schon mal an. Fährten und Hinterlassenschaften wie Kot sind die besten Hinweise. „In der Natur hat alles seine Logik“, sagt Wilfred, „und man muss sie deuten können.“ Dass er ein UKW-Handfunkgerät bei sich trägt, ist dennoch ungemein beruhigend.

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