Die Seele eines Landes offenbart sich in der Musik
Musik aus aller Welt
Winfried Dulisch
präsentiert die
schwarzaufweiss-CD
des Monats
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schwarzaufweiss-CD
des Monats
März 2011
Alle bisherigen CD- und DVD-Empfehlungen unseres Musik-Experten Winfried Dulisch sind nachzulesen unter Musik aus aller Welt.
Portugal
Mariza: „Fado Tradicional“CD: EMI 5099909 508521
Das portugiesische Wort „Fado“ ist abgeleitet vom lateinischen „fatum“ (Schicksal). Liebhaber des Fado-Gesangs stellen diese leichtblütig schwermütige Musik gerne in eine Reihe mit anderen Schicksalsmelodien, deren Wiege ebenfalls in Hafen-Spelunken stand – mit dem Blues aus New Orleans, dem Tango aus Buenos Aires oder dem griechischen Rembetiko.

Die musikalischen Wurzeln des Fado werden im portugiesischen Hinterland vermutet. Rhythmisch und harmonisch würzende Beigaben wurden von Seefahrern aus Brasilien und dem arabischen Raum mitgebracht. Die weiteren heute zur Verfügung stehenden künstlerischen Möglichkeiten lotete Mariza mit ihren Alben "Fado Curvo" (2003), "Transparente" (2005) und "Terra" (2008) aus. Mit solchen Pop- und Jazz-Anklängen biederte sie sich aber keineswegs dem Worldmusic-Kommerz an.
Auf ihrem vorliegenden fünften Studio-Album erinnert Mariza sich bereits im CD-Titel an den traditionellen Fado. Ihre schnörkellosen Interpretationen von Klassikern dieses Genres klingen für Mariza-Fans vielleicht erst einmal spröde, cool, beinahe schon gefühlsarm. Für die tänzerischen Fado-Elemente scheint sie diesmal keine Verwendung zu finden. Zusammen mit ihren Musikern – allen voran natürlich die zirpend klingende guitarra portuguesa, jene birnenförmige portugiesische Gitarre mit den zwölf Stahlsaiten – wählt sie diesmal eher jenen Kunstlied-haften Tonfall, der einst den volkstümlich deftigen Vorstadt-Fado salonfähig machte für die bürgerlichen Wohnstuben des 19. Jahrhunderts. wd@saw