Wildlife im Norden Namibias

Mit dem Unimog auf Game Drive im Etosha Nationalpark

Text und Fotos: Stephan Eigendorf

 

Namibia - Zebra im Ethosha-Nationalpark

Eigentlich hatten wir den Etosha Nationalpark gar nicht als festes Ziel auf unserer Tour durch den Norden Namibias im afrikanischen Winter eingeplant. Aber nachdem wir bislang auf keine Elefanten getroffen sind, beschließen wir doch spontan für zwei Tage in den Wildpark zu fahren.

Namibia - Etosha Nationalpark - Gnu

Endlich kommt die Abzweigung in Sicht und kurz darauf befinden wir uns schon auf der Zielgeraden. Zahlreiche Lodges bieten hier, wenige Kilometer vor dem Gate, Unterkunft auch für Gäste, die längere Zeit im Park verbringen möchten, ohne die gesalzenen Preise der Lodges im Park selbst bezahlen zu wollen. Das Von Lindequist Gate ist eines von vier Gates des Etosha Nationalparks. Hier bekommen wir nur eine Art Laufzettel, anmelden müssen wir uns einige Kilometer weiter in Namutoni, einem der Camps in dem Wildpark. „So, jetzt sind wir im Park und du kannst schon mal Ausschau halten, ob du Elefanten siehst“, meint mein Reisebegleiter am Lenkrad, nachdem wir das Torhäuschen hinter uns gelassen haben. Aber keines der Rüsseltiere lässt sich sehen, nur die Hinterlassenschaften der grauen Riesen auf und neben der Straße sind nicht zu übersehen und werden auf dem Asphalt plattgefahren.

Namibia - Etosha Nationalpark - Namutoni

Teil des alten Forts in Namutoni

In Namutoni befindet sich das Besucherzentrum des Parks. Es ist nahe einem Fort aus der deutschen Kolonialzeit untergebracht. Der Bau war 1887 als der östlichste von drei Posten an der nördlichen Grenze des damaligen Deutsch-Südwestafrika und als Kontrollstelle gegen die Einschleppung der Rinderpest aus dem dahinter liegenden Gebiet der Ovambo nahe einer Quelle errichtet worden. Als sich fast die gesamte Besatzung des Forts an der unrühmlichen Niederschlagung des Herero-Aufstandes beteiligte und der Rest nach einem Angriff nach Tsumeb flüchtete, wurde der Stützpunkt von den Ovambo eingenommen und zerstört. Zwar wurde es zwischen 1905 und 1907 von den Deutschen wieder aufgebaut, verfiel aber bald wieder, bis es schließlich abermals aufgebaut und 1950 offiziell zum einem nationalen Denkmal erklärt wurde. Innerhalb der weiß getünchten Mauern befinden sich heute ein Museum, einige kleine Läden und Cafés. Von dem ehemaligen Wehrgang hat man über die Brustwehr einen weiten Blick in den Park.

Namibia - Etosha Nationalpark - Mungo

Mungo

Nachdem wir uns angemeldet und für zwei Tage bezahlt haben, suchen wir uns einen Platz auf dem außerhalb des Forts gelegenen Campingplatz. Da der Platz ziemlich leer ist, haben wir die freie Wahl und entscheiden uns für einen Stellplatz am Rand neben einem flachen Bau, der einigen Parkangestellten als Unterkunft dient. Strom, Wasser und eine gemauerte Grillstelle sind direkt am Platz und die sanitären Anlagen sind in Ordnung, alles bestens also. Nicht weit entfernt beobachte ich eine Gruppe Mungos, die wild durcheinander wuseln und in der Erde buddeln. Die in Höhlen wohnenden Raubtiere stammen ursprünglich aus Asien, wurden aber zur Schädlingsbekämpfung auch in anderen Teilen der Welt eingesetzt. Gut für die Camper*innen: sind Mungos auf dem Platz, sind wohl keine Schlangen da, denn die flinken Tiere machen sogar einer Kobra den Garaus. Da es noch früh ist, machen wir erst noch eine kleine Pause und essen und trinken etwas, bevor wir uns wieder in den Unimog schwingen und dann endlich auf Game Drive sind, mit Fernglas und Kamera immer in Griffnähe.

Namibia - Kudus im Etosha-Nationalpark

Kudus an einem Wasserloch

Auf Game Drive

Etosha heißt in der Sprache Oshivambo, die von den Ovambo im Norden Namibias und Süden Angolas gesprochen wird, so etwas wie „der große weiße Platz“. Gemeint ist damit die 6.000 Quadratkilometer große Salz- und Tonpfanne, der Boden eines ehemaligen Sees, die rund ein Fünftel des 22.275 Quadratkilometer großen Nationalparks ausmacht. Seit Anfang der 1970er Jahre existiert das Wildschutzgebiet in seinen heutigen Grenzen und 1973 wurde es schließlich komplett eingezäunt - eine ziemliche Leistung, wenn man bedenkt, dass der Park der Größe Hessens entspricht.

Namibia - Spießböcke im Etosha-Nationalpark

Spießböcke

Allerdings waren die Tiere innerhalb des eingezäunten Gebiets nun auf ganzjährig wasserführende Quellen angewiesen, nachdem sie vorher den Park bei Trockenheit auf der Suche nach Wasser auch verlassen haben. Somit wurden zusätzlich zu den natürlichen Quellen zahlreiche künstliche Wasserstellen geschaffen, die ständig mit Wasser versorgt werden. Der Westteil des in seiner Ost-West-Ausdehnung 295 Kilometer langen Parks darf nur mit registrierten Führer*innen betreten werden, sind die Tiere an den Wasserstellen dort, bleiben sie für die anderen Besucher*innen unsichtbar.

Namibia - Etosha Nationalpark - Springböcke

Nicht nur Autos sind auf den Schotterstraßen unterwegs - Springböcke auf dem Weg zu einer Wasserstelle

Gott sei Dank kommen uns nur wenige Autos auf den Pads, wie die Schotterstraßen auf afrikaans genannt werden, entgegen, denn jedes Mal steigt eine alles durchdringende Staubwolke auf. Von der Hauptpad, die über 134 Kilometer von Namutoni bis Okaukuejo, dem letzten Camp im für Besucher*innen freigegebenen Ostteil des Parks, führt, zweigen weitere Pads zu den Wasserstellen ab. Obwohl sämtliche Strecken bestens ausgeschildert sind, haben wir einen Plan dabei, auf dem nicht nur sämtliche Wasserstellen mit Namen verzeichnet sind, sondern auch Zusatzinformationen mitgeliefert werden, an welchen Stellen welche Tierarten zu den jeweiligen Jahreszeit mit guten Chancen zu beobachten sind. Daran orientieren wir uns grob und fahren einige Quellen an.

Namibia - Etosha Nationalpark - Giraffe

Giraffe

Neben über hundert und nahezu allen Großtierarten Afrikas, bis auf die im und am Wasser lebenden wie Krokodile, Hippos und Wasserböcke, und fast genauso vielen Reptilienarten, kann man im Etosha Wildpark mit annähernd 350 dreimal so viele Vogelarten beobachten, darunter auch die weltweit schwersten flugunfähigen Vögel, die Riesentrappen. Aber anders als bei unserem Abstecher nach Botswana an den Okavango, interessiere ich mich diesmal mehr für die Säuger.

Namibia - Etosha Nationalpark - Schwarznasenimpalase

Schwarznasenimpalas

Schon an dem ersten besuchten Wasserloch herrscht reges Treiben, eine größere Herde der fast allgegenwärtigen Springböcke zieht gerade auf der Straße zum Wasser. Einige Spießböcke mit ihren langen, fast geraden spitzen Hörnern, Giraffen und Warzenschweine tummeln sich schon rund um die weitläufige Trinkstelle. Kurz darauf kommt noch eine Gruppe Schwarznasenimpalas aus dem Busch. Diese häufiger im Etosha Park anzutreffenden Tiere haben sich in dem Grenzgebiet zwischen Angola und dem Norden Namibias isoliert von anderen Impalapopulationen entwickelt und die typische schwarze Färbung auf der Nase ausgebildet.

Namibia - Etosha Nationalpark - Zebra

Steppenzebra

Als sich schließlich noch einige Steppenzebras und mit Großen Kudus und einem einsamen Gnu noch Antilopen hinzugesellen, wird es den Giraffen zu voll am Ufer und zu unsicher, um ihren langen Hals zum Saufen zu beugen. Vorsicht ist hier eine Überlebensfrage. Sie ziehen sich zurück und warten erstmal ab. Wir ziehen uns auch zurück, wir wollen weiter.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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