Palau im Überblick

Palaus Inselwelt gilt als eines der schönsten tropischen Tauchreviere – dem australischen Great Barrier Reef oder dem mikronesischen Chuuk-Atoll ebenbürtig. Eine wachsende Zahl tauchbegeisterter Weltenbummler deklariert es gar zum „global divingspot No. 1“, kommt hier doch neben den Bewunderern grandioser Unterwasserfauna und –flora auch die Gilde der Wracktaucher voll auf ihre Kosten. Nicht weniger als 75 grotesk deformierte, durch Algen- und Korallenbewuchs, Schnecken und Fischschwärme um ihren martialischen Charakter gebrachte Kriegsschiffe ruhen seit dem Pazifikkrieg auf dem Grund der palauischen Gewässer.

Palau

Foto: © Palau Visitors Authority

Es werden wohl an die hundert ausgewiesene Tauchplätze sein, einer aufregender als der andere, die Palaus Unterwasserwelt erschließen. Etliche Spots liegen am Außenriff, darunter spektakuläre „Drop Offs“, senkrecht in die Tiefe abfallende Steilwände wie der „Great Ngemelis Wall“, den kein geringerer als der Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau zur besten Tauchwand in den Meeren dieser Welt erklärte. „Turtle Cave“, „Blue Corner“ oder „Shark City“ lauten die verheißungsvollen Namen anderer Unterwasserspots, wo man zwischen Steinkorallengärten Schwärmen von Mantas und Barrakudas, Schildkröten, Napoleon-Lippfischen, Riesenmakrelen und Myriaden von farbig blitzenden, nur zentimetergroßen Riffbewohnern begegnen kann.

Zwischen Februar und April treiben die Riffabenteuer ihrem Höhepunkt zu, wenn sich Hunderte Grauer Riffhaie zur Paarung vor Palaus Küsten einfinden und die „Micronesian Shark Foundation“ Tauchgänge zu den Hochzeitsgründen organisiert.
Mit den „Blue Holes“ gibt es einen meeresgeologischen Leckerbissen gleich im Dutzend. Blaue Löcher sind zumeist kreisrunde Öffnungen auf der Oberseite eines Küstensaumriffs, an die sich eine schachtähnliche senkrechte Verlängerung anschließt, die nicht selten in eine riesige, blau ausgeleuchtete Höhle mündet. Taucher fühlen sich von ihnen magisch angezogen. Nicht anders ergeht es ihnen und vielen Schnorchlern mit dem berühmten „Jellyfish Lake“, einem Seewasserteich auf einer der Rock Islands, Heimat von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen transparenten, sehr fragilen und völlig harmlosen Quallen, die dem Stand der Sonne folgend  von einer Seeseite zur anderen durchs Wasser schweben. Von einem leichten Kribbeln bei jeder Berührung durch eine der zarten Medusen berichten Schwimmer . . .

Wracktauchen auf Palau

Wracktauchen auf Palau
(Foto: © Palau Visitors Authority)

Mögen die Sichtweiten unter Wasser auch phantastische 60 m erreichen, die Nacktschnecken ihre farbenprächtigsten Gewänder anlegen, Riffhaie wie auf einem Boulevard vorbeiparadieren und die Skorpionfische ihre Giftstacheln unter Verschluß halten, so sollte man sich doch für ein paar Tage von den marinen Wunderwelten losreißen und den Highlights der Palau-Inseln über Wasser zuwenden. Ganz obenan stehen die Rock Islands, die zu den landschaftlichen Hauptattraktionen im Pazifik zählen und auf der Vorschlagsliste des UNESCO-Weltnaturerbes stehen. Innerhalb des Barriereriffs verteilen sie sich über rund 30 km zwischen den bewohnten Inseln Koror und Peleliu: Unzählige kleinste durch Brandung und Erosion pilzförmig modellierte Korallenbauten, deren Kappen von üppiger tropischer Vegetation überwuchert sind. Besonders bei Ebbe entsteht der Eindruck einer weitläufigen Pilzlandschaft in einem smaragdgrünen Meer, wo man sich mit einem soliden Seekajak auf die Suche nach seinem Traumstrand oder der idyllischen Badebucht machen kann.

Oder Babeldaob, Palaus größte Insel, 43 km lang und 13 km breit, ein Koloß aus Vulkangestein, bergig und von dichtem Dschungel bedeckt, an seiner Ostküste mit traumhaften Sandstränden gesegnet, während undurchdringlicher Mangrovenwald den Zugang zur Westküste erschwert. Versteckte Wasserfälle, eine wuchernde Vegetation und nie gesehenes Tropengetier warten auf Trekker wie auch die 37 rätselhaften Basaltmonolithen und Steingesichter, die lebhaft an jene auf den Osterinseln erinnern und nicht zuletzt Palaus ältestes „bai“, ein Versammlungshaus für die Männergemeinschaft, erbaut in traditioneller Arbeitsweise, von Holzzapfen zusammengehalten und mit kunstvollen Malereien und Schnitzereien geschmückt. Frauen des eigenen Dorfes, so wird erzählt, war der Zutritt verwehrt, dagegen waren Frauen aus fremden Dörfern willkommen.

Kajakfahren auf Palau

Mit dem Kajak unterwegs
(Foto: © Palau Visitors Authority / Kevin Davidson)

Bei Bootsfahrten an der Mangrovenküste sollte man besser nicht die Arme oder Beine relaxed über Bord baumeln lassen – Salzwasserkrokodile könnten das als  Nahrungsangebot mißverstehen. Und gleich noch eine Warnung: Im Februar 2006 erließ Palau ein Gesetz zum Verbot von Plastiktüten. Wer jetzt noch bei der Einreise mit diesen praktischen Behältnissen erwischt wird, muss pro Beutel einen Dollar Strafe zahlen.

Das flotte Powerboat braucht drei Stunden von der Hauptinsel Koror nach Peleliu, einem 13 km²-Eiland, 1944 Schauplatz einer der blutigsten Schlachten des Pazifikkriegs, heute ein friedlicher 600-Seelen-Fleck im Meer. Die Spuren des Krieges sind größtenteils von Vegetation überwuchert und die „memorial tours“ japanischer und amerikanischer Kriegsveteranen und ihrer Angehörigen werden seltener. Mehr Zuspruch erhalten die Tauch- und Schnorchelgründe, darunter der „Peleliu Wall“, mit 300 m senkrechtem Absturz eine der besten Tauchwände weltweit, wie Taucher vor Ort glaubwürdig versichern.

11 km südlich von Peleliu, schon außerhalb des schützenden Barriereriffs, leben etwa 200 Menschen auf Angaur, einer kaum 8 km² großen gehobenen Koralleninsel, mit schönen Tauchrevieren und dem stimmigen Flair für jemanden, den der Gedanke umtreibt, einmal alles hinter sich zu lassen – und sei es nur für acht Tage. War es vielleicht hier, wo Max Pechstein sein Ölbild „Monsunstimmung in Palau“ malte? Der expressionistische Maler, Mitglied in der Künstlergruppe „Die Brücke“, war 1914 mit seiner Frau nach Palau gereist und hatte in zahllosen Lithographien, Aquarellen, Ölbildern und Schnitzarbeiten das Inselleben portraitiert. „In Ruhe und Ausgeglichenheit folgte ein Tag dem anderen. Es gab nichts, was meinen Seelenfrieden störte“, notierte er, doch das änderte sich mit der japanischen Invasion. Die meisten seiner Palau-Werke sind durch Flucht und Kriegseinwirkung verschollen. Von den Lithographien blieben die „Reisebilder aus Palau“ erhalten, von den Ölbildern nur die „Monsunstimmung“, heute in Privatbesitz.  

Wen es nach einer wahren Bilderbuch-Südseeinsel gelüstet, der ist in Kayangel(1,4 km²) am Ziel seiner Wünsche. Nach einem zweistündigen Schnellboottrip von Babeldaob kommt das Atoll in Sicht. Seine wunderschöne blaue Lagune wird von einem ovalen Korallenriff umschlossen, auf dem sich vier dicht bewaldete Inselchen aufreihen. Die größte, sie mag knapp zweieinhalb Kilometer lang sein und einige hundert Meter breit, ist auch die einzig bewohnte. Hier leben die etwa 140 Einwohner in fünf Dörfern am Rande der Lagune. Und man mag es kaum glauben, dass diese winzigen Dörfer zusammen die „Hauptstadt“ von Kayangel, einem der 16 Bundesstaaten der Republik Palau, bilden.

Am anderen, südlichen Ende des Palau-Archipels liegen noch sechs weitere Atolle. „South-West Islands“ nennt man die weit über die Philippinische See verstreuten Korallensplitter. Keine 4 km² Landfläche weisen sie auf und zählen nur etwa 60 Einwohner. Gleichwohl bilden sie zwei der 16 Bundesstaaten Palaus. Sonsorol (mit Pulo Anna, Merir und dem unbewohnten Fanna) ist der eine, Tobi und das unbewohnte Helen-Riff bilden den anderen, Palaus südlichsten, der Hatohobei heißt. Etwas beklemmend die Vorstellung, dass nur jeden zweiten Monat von Koror das kleine Versorgungsboot nach Sonsorol in See sticht, kostenlos zwar, aber bei rauher See kann aus dem geplanten 23-Stunden-Trip eine quälend lange Schaukelei werden. Auch Tobi wird nur alle acht Wochen angelaufen und das Boot ist noch länger unterwegs, denn es sind fast 600 km bis an Palaus südlichsten Punkt. Dann und wann verschlägt es außer Forschergruppen auch mal einen Abenteurer in diese einsame Weltgegend, wo es kein guesthouse gibt, Camping möglich, die Ernährung aber schwierig ist (am besten bringt man seine gesamte Verpflegung und unverzichtbare Ausrüstung mit), die Einwohner freundlich und des Englischen leidlich mächtig sind. Eine traditionsverbundene Lebensweise herrscht vor. Man lebt meist in leichten reetgedeckten Holzhäusern, pflegt die Kunst des Kanubaus, pflanzt Taro an und betreibt Fischfang.

Die seltenen Besucher berauschen sich an den weißen, puderigen Sandstränden und staunen über das größte an Land lebende Krebstier der Erde, den Palmendieb (engl.: coconut crab), der seinem Namen alle Ehre macht, wenn er geschickt Kokosnußpalmen erklettert und mit seinen starken Scheren Kokosnüsse öffnet und verzehrt. Grüne Meeresschildkröten schleppen sich zur Eiablage auf die Strände, riesige Seeschwalbenschwärme übertönen mit ihrem Geschrei das Brausen der Brandung und manchmal taucht ein Boot auf, das hier eigentlich nichts verloren hat, mit Indonesiern an Bord, die illegal Schildkröten jagen und nach den grün-blau aus dem Riff hervorleuchtenden Riesenmuscheln tauchen, womit sich die Einheimischen vor gar nicht langer Zeit auch gerne beschäftigten – heute ist es ihnen verboten. Aber Meer, Riff und Lagunen sind noch immer voller Leben: Die ganze Haifamilie einschließlich des merkwürdigen Hammerhais ist hier vertreten, alle Arten Rochen gleiten durchs Türkisblau, dazu gesellen sich Schwärme von Barrakudas und Fliegenden Fischen, Büffelkopfpapageienfische ziehen vorbei, Thunfische und Riesenmakrelen, Lippfische und der Kuhkopf-Doktorfisch, den man auch Gelbklingen-Nasendoktor nennt. 

Eckart Fiene

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