Sambia im Überblick

Nach Sambia, in das „wilde Herz Afrikas“ zu reisen, gilt unter Afrikaliebhabern als eines der letzten großen Abenteuer auf dem schwarzen Kontinent. Nur hier habe „The real Africa“ überlebt, das authentische, das magische Afrika mit seinen fesselnden Völkern und Kulturen und den Wundern seiner Landschaften und Tierwelten.

Sambia, Victoriafälle

Victoriafälle (Foto: © Thomas Saupe, Fotolia.com)

Der bescheidene Tourismus hinterlässt kaum Spuren im Land. Die wenigen Besucher vertrauen sich einer Handvoll im Safaritourismus bestens bewanderter Spezialveranstalter an, die „Fly-in“-Safaris, Kanutouren, Fußwanderungen und Pirschfahrten mit dem Geländewagen im Programm haben. Sambias unterentwickelte Infrastruktur lässt fast jede Tour zu einer kleinen Expedition werden, unerwartete Wendungen eingeschlossen. Ein einheimischer Guide und ein bewaffneter Helfer zählen deshalb zur „Grundausstattung“ jeder Safari. Selbstfahrer seien gewarnt! Es fehlt ihnen durchweg an Ortskenntnis, abseitige Pisten betrachten sie leichtfertigerweise als „Herausforderung“ und sie unterschätzen gewöhnlich die gewaltigen Entfernungen im Land. In der Buschsavanne eines unübersichtlichen Nationalparks, wo sich Löwe und Büffel gute Nacht sagen, die Orientierung zu verlieren oder in einem Wasserloch festzustecken, kann sich schnell zu einem mittleren Drama ausweiten.

Hauptattraktion Sambias ist – neben den spektakulären Viktoria-Fällen – sein Wildreichtum. Ihn als „biologisches Kapital“ zu begreifen, das sich langfristig wirtschaftlich  nutzen lässt, war ein erster Schritt zum Aufbau einer Vielzahl kleiner und großer Schutzgebiete. Auf schätzungsweise 60.000 km² beläuft sich die Gesamtfläche der neunzehn Nationalparks, was ungefähr der Größe Hessens, Sachsens und Sachsen-Anhalts zusammen entspricht. Ein genauerer Blick auf die Parks macht allerdings deutlich, dass nicht alles zum Besten steht:  Geldmangel verhindert wichtige Projekte, es wird über fehlende Manpower und mangelhaftes Know-how geklagt, Wilderei und Bevölkerungsdruck tun ihr übriges.  Als Lösung wird ein zeitgemäßes „Wildlifemanagement“ angestrebt, das die lokale Bevölkerung an der Nutzung der Wildtiere beteiligt und potentielle Wilderer in die Schutzbemühungen miteinbezieht. Kontrollierte Bejagung (Devisen bringende Jagdsafaris) soll dazu beitragen, schädliche Überpopulationen bestimmter Tierarten zu verringern. 

Sambia, Schimpanse

Foto: © Ndiphila, Fotolia.com

Sechs, sieben Nationalparks lohnen bis auf weiteres nicht den Besuch, dafür sind die übrigen atemberaubend genug! Einige zählen zu den größten und tierreichsten Wildreservaten Afrikas, auf deren „rollenden“ Grasebenen und bis zum Horizont reichenden Sumpfflächen, zwischen Buschlandschaften und weitständigen Baumgruppen ein grandioses Schauspiel über die Bühne geht. Mitten in dieser Wildnis wurden Camps und Lodges errichtet, nicht sehr viele und manche nur mit dem Kleinflugzeug zu erreichen, aber alle höchst komfortabel ausgestattet.

Rückblick

Seit dem 10. Jahrhundert stellen zugewanderte Bantu-Stämme die Bevölkerungsmehrheit im heutigen Sambia. Schon damals gab es Kontakte zu arabischen Händlern, die Elfenbein, Gold und Kupfer aufkauften. Mit den Arabern konkurrierende Portugiesen erschienen im 16. Jahrhundert auf der Bildfläche. Gemeinsam mit Indern und Arabern stiegen sie im 18. Jahrhundert in den Sklavenhandel ein. Forscher wie David Livingstone weckten Mitte des 19. Jahrhunderts das Interesse Großbritanniens an der Region, die von Europas Großmächten einvernehmlich als britische Einflusszone anerkannt wurde. Auf Drängen Cecil Rhodes` erhielt die von ihm gegründete British South African Company 1889 von London eine sog. Royal Charter, d. h. das Recht, als privatwirtschaftliches Unternehmen im Namen der britischen Regierung Land zu annektieren und unter eigene Verwaltung zu stellen. Hintergrund dieser Operation war das Bemühen, Zugang zu den reichhaltigen Kupfervorkommen zu erhalten. Und so geschah es. Die Verwaltungszeit des Rhodes-Konzerns endete 1924, als die Region zur britischen Kronkolonie erklärt wurde. An der Ausbeutung der Reichtümer des Landes änderte sich dadurch nichts. Im Gegenteil: Neue Kupfervorkommen erhöhten den Anteil der Bodenschätze am Export auf mehr als zwei Drittel. Die einseitige Ausrichtung der sambischen Volkswirtschaft hielt bis in nachkoloniale Zeiten an und führte nach dem Absturz der Kupferpreise in den 70er bis 90er Jahren zu anhaltenden innenpolitischen Krisen.


Von Lusaka zum Tanganjika-See

Die heutige Millionenmetropole war noch 1905 ein verstaubtes, winziges Nest an der von Cecil Rhodes entworfenen Kap-Kairo-Bahnverbindung, die Ägypten aber nie erreichte. Lusakas Prachtstraße, die Cairo Road, erinnert an diese Zeit kolonialer Wunschträume. Die Stadt wuchs besonders in jüngster Vergangenheit rasend schnell und zeigt heute alles Drum und Dran einer afrikanischen Boomtown: Verkehrschaos und Shopping Malls, Bürotürme im Zentrum, ärmliche Hütten in den Außenbezirken, umherstreunende Aids-Waisenkinder, Nobelrestaurants, von Jacaranda-Bäumen gesäumte Straßen im Diplomatenviertel, Myriaden von Mini-Shops und riesige, bunte, laute Straßenmärkte. Wirkliche Attraktionen bietet die Stadt nicht. Sie verteilt den Verkehr in die vier Himmelsrichtungen auf ordentliche Asphaltstraßen und entlässt kleine Flugzeuge mit Touristen an Bord zu den Airstrips im Busch.

 Auch der Kasanka Nationalpark lässt sich von hier anfliegen. Mit dem Auto wären es über die „Great North Road“ ca. 450 km. Der Kasanka ist Sambias kleinster (450 km²) und malerischster Park voller Seen, Flüsse und „Wetlands“. Grasebenen erstrecken sich zwischen prächtigen Miombo-Wäldern und dem Ufergebüsch des Luwombwa River. Hier ziehen nicht die großen Wildherden durchs Gelände, es sind kleinere Gruppen, vor allem Antilopenarten, auch die Hippos sind da und die seltene Diadem-Meerkatze. Die Flüsse sind fischreich, in die Hunderte geht die Zahl der Vogelarten. Ein unvergessliches Spektakel hat der Kasanka den großen Parks voraus: Im November/Dezember begeben sich Millionen strohfarbene Palmenflughunde in ganz Zentralafrika auf eine rätselhafte Wanderung, um sich im kleinen Kasanka zu riesigen Wolken zu vereinen, die den Himmel verdunkeln.   

Gleich nördlich des kleinen Parks beginnen die Bangweulu Wetlands, eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Afrikas, eine grandiose Landschaft von grenzenloser Weite, „wo das Wasser den Himmel berührt“. Der Bangweulu-See und die angrenzenden Sümpfe, die temporären Überschwemmungsgebiete, Inseln und trockenen Waldareale bilden eine Wasserlandschaft, die sich ständig verändert, die von den regenzeitlichen Niederschlägen zwischen November und März förmlich überflutet wird und sich dann rund 250 km in Nord-Süd-Richtung ausdehnt und von West nach Ost mindestens 180 km misst, um in der Trockenzeit rasch wieder an Größe einzubüßen und ab Mitte/Ende April Geländefahrzeugen wieder sicheren Untergrund zu bieten. Als „Important Bird Area“ ausgewiesen, bekommt man hier mit etwas Glück den bizarren Schuhschnabel zu Gesicht, vielleicht inmitten einer großen Population der Klunkerkraniche. Es gibt Hornraben und Glockenreiher zu entdecken, Ibisse, Störche, Löffler, Pelikane. Und nur hier kann man den Schwarzen Moorantilopen begegnen, die gemeinsam mit Leierantilopen, Riedböcken und Sumpfantilopen in riesigen Herden durch das unwegsame Gelände ziehen.

Sambia, Kämpfende Hippos

Foto: © Okavango, Fotolia.com

Kampfadler mit ihren charakteristischen weißen Bauchfedern kreisen über der offenen Landschaft des nördlichen Sambia, wo sich das Land den großen Tanganjika-See, den längsten und zweittiefsten Süßwassersee der Erde, mit  seinen Nachbarn teilt. Eine der hier ganz passablen Teerstraßen endet in Mpulungu, der einzigen sambischen Hafenstadt. Sie versteht sich als „Tor zum Norden“, als Umschlagplatz für Waren und Passagiere auf dem Weg in die Anrainerstaaten des Sees, nach Burundi, Tansania und in den Kongo. 350 Fischarten sollen im See heimisch sein und das wissen neben den Anglern auch die zahllosen Krokodile zu schätzen. An die Südwestecke des Sees grenzt der Nsumbu Nationalpark. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war in dieser Gegend ein großer Sammelplatz für Sklaven vor ihrem Weitertransport zu den Sklavenmärkten Sansibars. Der Park umfasst 100 km Uferzone mit Sandstränden und schroffen Klippen und im Hinterland wechseln sich zerklüftete Hügel mit tief eingeschnittenen Tälern ab. Am Seeufer wimmelt es von Krokodilen, Hippos kommen nachts zum Grasen in die Nähe der Lodges, Gras-, Rappen-, Elen-, Kuhantilopen durchstreifen den Park und wo sie sind, stellen sich auch Löwen und Leoparden ein.

Die Anfahrt ist langwierig. Seine Lage im äußersten Nordosten an der Grenze zu Malawi hält die meisten Touristen von einem Besuch ab. Doch sollte man sich einen Abstecher in die hinreißende Berglandschaft des  Nyika Nationalparks, den die Sambier als „einen der schönsten Landstriche  Afrikas“ preisen, auf keinen Fall entgehen lassen. In 2.000 m Höhe erstreckt sich weites, wogendes Grasland, durchschnitten von tiefen Tälern, Wildblumen blühen allerorts, Gebüsch, spitze Felsnasen, kleine Waldinseln lockern das Terrain auf. Es ist angenehm warm tagsüber, doch die Nächte sind sehr frisch. In der kalten Zeit von Juni bis August kann die Temperatur nachts unter den Gefrierpunkt sinken. Pullover und Jacken nicht vergessen! Auf den hügeligen Grasebenen tummeln sich Zebras, etliche Antilopenarten, Warzenschweine, belauert von Leoparden. Zu denen, die nachts auf Pirsch gehen, zählen Serval und Ginsterkatze, Zibetkatze, Honigdachs und Buschschwein und im Gehölz rumort die Diadem-Meerkatze, stöbert das kleine Buschbaby nach süßen Früchten. Lobelien, Pelagonien, Gladiolen und Hibiskus stehen in Blüte, hellblaue Disa-Orchideen und pinkfarbene Dissotis-Büsche geben den Felsnasen farbige Tupfer.

Tierparadiese im Luangwa-Tal

Nicht weit vom Nyika Park entspringt in 1.500 m Höhe der Luangwa. Er ist einer der größten, noch nicht regulierten Flüsse im südlichen Afrika. Viele tote Flussarme begleiten den streckenweise stark mäandernden Wasserlauf. Nach 450 km hat er schon 1.000 m Höhenunterschied hinter sich gebracht hat. Während der Regenzeit ab November schwillt er zu einem 10 km breiten mächtigen Strom an, der sich durch das an manchen Stellen bis zu 100 km breite Tal wälzt. Später verengt sich das Tal, nimmt Nebenflüsse auf und ergießt sich nach 800 km nahe dem Dreiländereck Sambia-Mosambik-Simbabwe in den Sambesi.
Das über 50.000 km² große Luangwa-Tal ist als sog. Grabenbruch entstanden, als eine südwestliche Fortsetzung des Großen Afrikanischen Grabenbruchs, der entstand, als sich die afrikanische von der arabischen Erdplatte abspaltete und einen tiefen Graben aufriss, der sich von Syrien über 6.000 km bis Mosambik verfolgen lässt.

Das Luangwa-Tal ist eines der großen afrikanischen Wildtiergebiete. Für seinen Schutz und eine verträgliche Erschließung sorgen Ranger in gleich vier Nationalparks zu Füßen des Muchinga-Gebirges. Der North Luangwa Nationalpark, ein 4.640 km² großes, von Wäldern und buschigem Grasland geprägtes Gelände ist bekannt für aufregende (nächtliche) „walking safaris“ (Fußpirsch) auf den Spuren der Löwen, die hier den großen Büffelherden auflauern. Antilopen gibt es in großer Zahl, Zebras und Warzenschweine, Grüne Meerkatzen und Paviane. Karminrote Bienenfresser nisten zu Hunderten in den Uferböschungen, Riesenuhus, die selbst Igeln nachstellen und auch andere Eulen nicht verschmähen, und Afrikanische Fischeulen schweben lautlos nachts zum Beutefang aus.

Sambia, Leopard

Foto: © Stefanie von der vinden, Fotolia.com

Einen geradezu legendären Ruf unter Afrikakennern genießt der South Luangwa Nationalpark. Wenn hier Meerkatzen in hysterisches Geschrei ausbrechen, wissen Eingeweihte, dass der König des Luangwa, der Leopard, auf Beutepirsch ist. Und er reißt alles, vom Frosch bis zur jungen Giraffe, und zerrt seine Beute dann auf den nächsten Baum, um unbehelligt von Hyänen und Geiern zu speisen. Begegnungen mit Leoparden sind keine Seltenheit in diesem Park und schon erst recht nicht mit den dickhäutigen Hippos, denn weltweit gibt es nirgendwo größere Populationen als hier. Sie teilen die  Gewässer des Luangwa-Tals mit Massen von Krokodilen. Elefanten- und Büffelherden durchstreifen den Park und einige endemische Tierarten, die man nur am Luangwa zu Gesicht bekommt, wie Cookson`s Gnu, Crawshay`s Zebra und Thornicroft`s Giraffe, wagen sich sogar in die Nähe der Camps und Lodges.      

Im Kafue Nationalpark und am Sambesi

Die Great North Road bringt die Parkbesucher zurück nach Lusaka. Hier wird rasch vom Geländewagen ins Kleinflugzeug umgestiegen und ein „airstrip“ am Kafue Nationalpark angesteuert, wo der Gepard zu Hause ist, den man in anderen Parks nicht antrifft, weil er dort nicht seine Jagdtechnik ausspielen kann, nämlich mit Hochgeschwindigkeit Beute im offenen Gelände zu jagen und sie hastig zu verschlingen, noch ehe Löwen, Hyänen, Geier und andere Futterneider zur Stelle sind. Ein anderer Bewohner des Kafue ist der stark gefährdete Afrikanische Wildhund mit den auffälligen Riesenohren, die er wie Radarschirme aufstellt. Vielleicht gibt es noch 4.000 von ihnen in ganz Afrika. In Rudeln von 10 – 30 Exemplaren ziehen sie rastlos umher, bewältigen dabei große Distanzen, immer auf der Suche nach  ihren bevorzugten Beutetieren, den Impalas und Grasantilopen. Der Kafue ist mit einer Fläche von rund 22.400 km² (zum Vergleich: der deutsche Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist etwa 2.850 km² groß) eines der größten Wildreservate der Welt. Er weist große Überschwemmungsebenen und welliges  Hügelland auf, durch die sich kleine und große Flüsse winden. „Birdwatcher“ kommen hier voll auf ihre Kosten, wurden doch mehr als 400 Vogelarten registriert, von denen etliche nur vorübergehend als Brut-, Rast- oder Nahrungsgäste im Park auftreten. Von manchen Lodges aus lässt sich die abendliche Parade der Streifen-Gnus und Zebras, der Riedböcke, Kudus, Impalas und Pukus entspannt beim Sundowner genießen. 

Sambia, Kaffern-Büffel

Foto: © Stefanie von der Vinden, Fotolia.com

An Lusaka vorbei fliegt die kleine Cessna zur Landepiste des Lower Zambezi Nationalparks, herrlich gelegen zwischen rauen Gebirgszügen und dem nördlichen Ufer des Sambesi River, wo sich Elefantenherden zum Baden einfinden und Büffelhorden Abkühlung suchen. „Canoeing“ ist hier angesagt, aufregende Paddeltouren zwischen gemächlich plantschenden Großtieren hindurch, an Inseln und Sandbänken vorbei, einer Handvoll Büffel folgend, die so etwas wie „island hopping“ versucht. Der in frechen schwarz-weiß-Farben gezeichnete Honigdachs schnüffelt durchs Unterholz und verjagt seine Fressfeinde mit einem ätzenden Spray, macht sich ungeniert über Bienennester her, gräbt Krokodileier aus und überwältigt mal eben eine drei Meter lange Python, während nahebei Flusspferde bedächtig am Ufer grasen und Löwen faul in der Sonne liegen, um später, wenn die Dunkelheit hereinfällt, mit Schrecken einjagendem Gebrüll ihre Beute zu verteidigen – Afrikas artenreiche Tierwelt ist präsent, nur das Nashorn ist hier nicht heimisch.

Etliche Kilometer den Sambesi aufwärts, nahe dem Städtchen Siavonga, kommt dem  Fluss eine schwindelnd hohe Staumauer in die Quere. Auf seiner Vorderseite breitet sich der gestaute Sambesi zu einem 5.400 km² großen See aus. 220 km zieht er sich durch das Tal und erreicht eine Breite von 40 km. Der Kariba See entstand in den Jahren 1955 bis 1959 unter schwierigen Umständen, weil sich die von der Flutung bedrohten 30.000 Angehörigen des Tonga-Volks weigerten, ihre angestammten Siedlungsgebiete freiwillig zu verlassen. Wie zu Kolonialzeiten üblich, geriet die Umsiedlung zu einem hässlichen Gewaltakt. Auch den bedrohten Tieren erging es miserabel. Es kam zu einem Massensterben, bis schließlich eine private Umweltorganisation die „Aktion Noah“ startete und mit einfachsten Mitteln immerhin noch 7.000 Tiere, die sich vor dem steigenden Wasser auf Inseln gerettet hatten, in Sicherheit bringen konnte.
Als Ende der sechziger Jahre Fische aus dem Tanganjika See ausgesetzt wurden, entwickelte sich der Stausee zu Sambias bedeutendstem Fischreservoir. Es sind vor allem die winzigen, den Sardinen ähnelnden „Kapenta“, die an der Luft getrocknet werden und wegen ihres Proteinreichtums sehr begehrt sind. Wenn man an den Inseln im Kariba See entlang paddelt, scheint die Welt wieder in Ordnung, denn längst hat sich die Tierwelt an die veränderte Umgebung angepasst. Elefanten ziehen über saftiges Grasland, Hippos strecken gurgelnd und prustend ihre schweren Köpfe aus dem Wasser, einige Krokodile, an die 5 m lang und bis zu einer Tonne schwer, fühlen sich offenbar gestört und gleiten widerwillig von ihren sonnenwarmen Sandbänken ins Wasser.   

Sie kündigt als ferne Nebelwand das Naturwunder an. Schon ein, zwei Dutzend Kilometer vor dem Ort des Geschehens sieht man die Gischt der Viktoria Fälle sich zu kolossalen Wasserwolken auftürmen. Dann beginnt ein Rauschen, das sich zu einem Tosen verstärkt und auf einmal versteht man, warum die Einheimischen dieses grandiose Naturschauspiel „Mosi-oa-Tunya“ nennen, was „donnernder Rauch“ bedeutet. David Livingstone war einer der ersten Europäer an den Fällen. Unbeirrt in seiner Hingabe an das britische Königshaus und die damalige Königin, erschien ihm „Falls of Victoria“ als angemessener Name und er notierte: „Selbst die Engel müssen entzückt sein, wenn sie über den Fällen schweben“ - und nicht nur sie. Inzwischen entstand hier eine veritable Touristenhochburg mit Unterkünften für „backpacker“ wie auch für Luxusreisende, werden „action-packed weeks for the adrenalin junkie“ angeboten mit allem, was dazu gehört: Vom Bungee Jump von der Victoria Falls Bridge, Jetboot-Spektakel und Rafting bis zum Ritt auf dem Rücken zahmer Elefanten und dem Flug im Ultraleichtflugzeug.
Die zum Weltnaturerbe zählenden Fälle präsentieren sich am spektakulärsten zwischen April und Juli nach der Regenzeit. Für die Erkundung der geologischen Formationen und Schluchten unterhalb der Wasserfälle eignet sich der niedrige Wasserstand am Ende der Trockenzeit (November/Dezember) am besten.
Auf einer Breite von 1.700 Metern stürzen die Wassermassen des hier rund 2 km breiten Sambesi 108 Meter senkrecht in die Tiefe. Aus einiger Entfernung betrachtet, scheint es, als versinke der Sambesi mit seiner Wasserfracht urplötzlich in einer Erdspalte. Tatsächlich ergießt sich der Fluss in eine extrem enge Schlucht und setzt dann seinen Lauf in vielen scharfen Windungen kilometerweit in einem Canon fort.  


Eine gut ausgebaute Straße folgt dem Sambesi bis Shesheke, wo der Fluss auf einer der wenigen Brücken überquert wird. Es gibt nur fünf, die den 2.574 km langen Sambesi überspannen. Auf der anderen Seite führt eine Piste entlang der namibischen Grenze zum Sioma Ngwezi Nationalpark. Es ist ein wenig entwickeltes und nur selten besuchtes Reservat, 5.000 km² groß und von einer 35.000 km² umfassenden sog. Game Management Area (GMA) umschlossen, einer Art Schutz- oder Übergangszone, in der gesiedelt und Landwirtschaft betrieben werden darf. Park und GMA sind ein wichtiger Korridor für Elefantenherden, die zwischen dem Sioma und den angrenzenden Nationalparks in Namibia und Botswana hin- und her wandern. Im Park selbst leben etwa 3.000 Elefanten in Gesellschaft vieler Antilopen, darunter die Kudu und Puku, Rappenantilope und Impala. Zebras sind in großer Zahl unterwegs und einige Wildhundrudel gehen auf die Jagd. Mit etwas Geduld wird man auch Geparde sichten und ganz sicher Sambias Nationalvogel, den weißköpfigen Fischadler, hören können, wenn er seinen jubilierenden Ruf ertönen lässt, nicht selten im Duett mit einem Partner.

Zum Schluss der Tour de Force durch Sambias Wildtierregionen lockt noch ein besonderes Highlight im äußersten Nordwesten des Landes. Vom Sioma geht es am Sambesi auf Kies- und Teerstraßen und schließlich rauer Piste stromaufwärts, zweimal ist der Fluss auf Fähren zu kreuzen, dann ist der Eingang zum Park erreicht. Wohl dreihundert eher mühsame Kilometer werden es vom Sioma bis in diese großartige, unberührte Wildnis sein. Es ist der Liuwa Plain Nationalpark, ein Überschwemmungsgebiet am oberen Sambesi, das vom Dezember bis Juni durch die starken Regenfälle seicht geflutet wird. Zu Beginn der Regenzeit, Ende November, kann man Zeuge einer dramatischen Tierwanderung werden, denn um diese Zeit setzen sich Tausende von Streifengnus im benachbarten angolanischen Kameia Nationalpark in Bewegung und strömen in den Liuwa hinein auf der Suche nach frischem Gras. Bis zu 33.000 von ihnen versammeln sich dann im Park, verfolgt oder schon erwartet von etlichen Fleischfressern, darunter großen Rudeln der Tüpfelhyäne, die es auch mit einem Leoparden aufnimmt und in Überzahl selbst Löwen in die Flucht schlägt. Eher harmlose Konkurrenten sind Serval und Wildkatze, Schakal und Wildhund. Es gibt Vögel in Unmengen, im offenen Gelände wie auch in den zahllosen Waldinseln. Man begegnet dem Sekretär und dem Klunkerkranich, der Senegaltrappe, dem Fischadler, dem Königsfischer.
Wie im Sioma sollte auch im Liuwa nur in Begleitung eines Parkrangers das Gelände erkundet werden, denn: „It is very easy to get very lost“!

Eckart Fiene

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