Slowakei im Überblick

Die Slowakei gilt, zumindest von Westen aus gesehen, als osteuropäisches Land, tatsächlich ist sie jedoch Mitteleuropa zuzuordnen, schließlich findet man dort den „Mittelpunkt Europas“. Das kleine Land, das 1993 den staatlichen Verbund Tschechoslowakei verlassen hat, entpuppt sich bei nicht allzu großen Entfernungen dank vielfältiger Kultur, Geschichte und Natur als interessantes Reiseziel und kennt im übrigen noch keinen Massentourismus.

Slowakei

Ländliche, beschauliche Slowakei

Von je her populär ist die Tatra, die Nationalparks (Vysoké Tatry) und Niedere Tatra (Nizké Tatry). Sie sind mit fast 80 Kilometer Länge und 17 Kilometer Breite Teil der Karpaten, nach den Alpen das zweite große Gebirge auf dem Kontinent, und stellen ein wichtiges Wintersportzentrum dar. Ideal ist Europas kleinstes Hochgebirge auch für Bergwanderungen, Mountainbiking und Radtouren. Der Tatra Nationalpark besteht seit 1949, überhaupt stehen fast 21 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz. In der Tatra findet man die bekannten realsozialistischen Bettenburgen, aber auch romantische Quartiere wie die Téryho chata, eine ganzjährig bewirtschaftete Berghütte in 2015 Meter Höhe, und Grand Hotels der Jahrhundertwende wie das Praha von 1905 in Tatranska Lomnica. Dieses Hotel liegt am Lomnický stít, der über eine Seilbahn erreichbar ist. Elf Gipfel der Tatra sind höher als 2600 m, Spitzenreiter ist der Gerlachovský stít mit 2665 m ü.M..

Als wichtiger Schauplatz mitteleuropäischer Geschichte ist die Slowakei reich an historischen Sehenswürdigkeiten. Die Burg von Spis (Zips) in der Ostslowakei, die 1241 dem Tatarensturm widerstand, ist die größte in Mitteleuropa und gehört ebenso zum UNESCO-Weltkulturerbe wie Banska Stiavnica („das silberne Schemnitz“) mit seinen technischen Denkmälern, das bereits 1762 als erste mitteleuropäische Stadt eine Bergakademie besaß, der Kurort Bardejov (Bartfeld) nahe der polnischen Grenze im Nordosten (wo Zar Alexander und Sissi im 19.Jh. kurten) und Vikolenic, das wie andere Dörfer dank seiner „Volksarchitektur“ (Holzhäuser, bemalte Gebäude) die Aufnahme in die UNESCO-Liste fand. Bekannte Bergbaustädte, die ehemals zu Ungarn gehörten, sind in der Mittelslowakei auch Kremnica („das goldene Kremnitz“) mit der ältesten Münzanstalt der Welt und Banská Bystrica („das kupferne Neusohl“). Der Dom von im Osten nahe der ungarischen Grenze besitzt den reichhaltigsten Altarschmuck in Mitteleuropa. Der Nordosten ist bekannt für seine Holzkirchen, von denen es 50 gibt und die teilweise mehrere tausend Gläubige aufnehmen können. Seit 1958 gelten 27 der Kirchen als nationale Kulturdenkmäler.

Einen wichtigen Faktor im Fremdenverkehr machen die Kurorte aus, die sich vor allem in der mittleren Slowakei um Banská Bystrica konzentrieren, aber auch im Ostteil und in den Tälern der Bergmassive zu finden sind. Die Geschichte der Badeorte geht teils bis ins Mittelalter zurück. Größter Kurort ist Piestany im nördlichen Ausläufer der Donauebene im Waagtal, ehemals ein mondänes und weltbekanntes Badezentrum.

Kosice

Kosice

Von den über 4000 Höhlen des Landes sind zwölf zugänglich, wobei vier zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen, darunter die Aragonithöhle Ochtiná. Die „Eishöhle“, Dobsinka ladova jaskyna, ist seit 1872 für das Publikum geöffnet und wurde als erste europäische Höhle beleuchtet. Eine populäre Felslandschaft ist das „Slowakische Paradies“.

Ein weiteres Charakteristikum der Slowakei sind die sehr zahlreichen Burgen, Schlösser und Kastelle. Die meisten Besucher kommen zum Schloss Bojnice in der Mittelslowakei, das um die Jahrhundertwende im Stil der Loire-Schlösser umgebaut wurde. Wildromantisch auf einem Fels liegt die Burg Devin bei Bratislava über dem Zusammenfluss von Donau und March; napoleonische Truppen haben sie 1809 gesprengt. Eine weitere malerische Burgruine in der Westslowakei ist Beckov und in Komárno an der Donau überlebte noch eine Grenzfestung gegen die Türken.

Kosice

Die Donau verläuft zwar „nur“ 172 Kilometer auf slowakischem Gebiet, aber die Nebenarme des Stroms machen mehrere hundert Kilometer aus. Donau und Kleine Donau bilden die größte europäische Flußinsel Zitný ostrov (Schüttinsel), als Landschaftsschutzgebiet wärmste und trockenste Gegend des Landes.

An beiden Ufern der Donau liegt Bratislava, die Hauptstadt, überragt von der Burg in Form eines „umgekippten Tisches“, die 1956-58 im Stil des Ende des 18.Jh. wiedererbaut wurde. Bratislava ist von Wien lediglich 65 km entfernt. Vom früheren Pressburg aus blickt man nach Österreich und Ungarn, bei guter Sicht ist die UNO City von Wien zu erkennen – die Slowakei ist eben, wie geschrieben, „ein Land im Herzen Europas“.

Werner Skrentny

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