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Im Elefanten-Fieber

Auf der Spur der Dickhäuter in Sri Lanka

Text und Fotos: Uwe Lexow

Sri Lanka Elefantenbaby

Sri Lanka – Mit dem Namen verbinden sich viele Vorstellungen: Tropenparadies, kilometerlange Strände, kristallklares blau-grünes Wasser, wunderschöne Hotelanlagen mit gepflegten Pools, traumhaften Buffets, Tanz und Unterhaltung, - alles farbenfroh wie aus dem Reiseprospekt. Aber es gibt auch das andere Sri Lanka mit Tempelanlagen, Ruinenstädten, Teeplantagen, Reisfeldern, Wasserbüffeln - ein Land mit bitterer Armut am Rande des Bürgerkrieges zwischen Tamilen und Singhalesen, fast unberührter Natur, mit einer vielschichtigen, liebenswerten Bevölkerung, ein Land mit Traditionen und uralter Geschichte, von dem man selbst auf den gut organisierten Rundreisen nur Ansätze mitbekommt. „Wenn du die Seele unseres Landes kennen lernen willst, dann musst du weg vom Strand“, hatte mir mein Freund Athula auf meiner ersten Reise nach Sri Lanka gesagt. Das war 1982.

„Weg vom Strand“ – daran muss ich denken, als mich Athula bittet, ihn als Dolmetscher auf einer Privatsafari zu begleiten. „Du weißt“, sagt Athula, der zwei Jahre in unserer Familie in Deutschland gelebt hat, „mein Deutsch ist nicht mehr so besonders, ich brauche es zu selten!“ Seit Sri Lanka durch Tsunami und das Ende der Waffenruhe im Bürgerkrieg wieder in die Schlagzeilen geraten ist, stagniert der Tourismus.

Sri Lanka Bauern
Sri Lanka - jenseits der Strände

Natürlich komme ich mit bei einer Tour über Land, etwas abseits der touristischen Pfade und ohne große Gruppe und ohne minutiösen Zeitplan. „Wohnen Sie auch im Bentota-Beach ? Beim Buffet gestern haben wir Sie gar nicht gesehen? Bleiben Sie auch zwölf Tage ?“ fragt mich das Ehepaar aus dem Süddeutschen Raum, als Sie zu uns in den Van klettern in schlechtem Englisch. Das Paar ist sichtlich erleichtert, als ich die Kommunikation auf Deutsch fortsetze. „Nein, ich wohne nicht im Hotel. Und ich bin schon eine Weile hier.“ Dass diese Weile schon zwölf Wochen dauert, sage ich lieber nicht. „Wir wollen natürlich ein bisschen was von der Landschaft sehen, und natürlich Elefanten, bevor wir zurück fliegen. - Letztes Jahr waren wir in Kenia.“

Sri Lanka Schulklasse
Auch einheimische Schüler mögen Elefanten

Athula hat inzwischen den Motor gestartet und wir fahren südostwärts an der Küste entlang. „Fahren“ ist eigentlich der falsche Ausdruck. Es ist eher ein Geholper. Ochsenkarren kommen uns entgegen, Fahrräder und Motorroller, Schulkinder in ihren blau-weißen Uniformen, eine Büffelherde. Dass „Linksverkehr“ herrscht, gilt wohl mehr in der Hauptstadt Colombo. Eigentlich fährt jeder, wo er will, und Verkehrsregeln scheint es nicht zu geben.

Das Meer frisst den Sand

„Unsere Elefanten sehen etwas anders aus, als die afrikanischen Kollegen; sie haben kleinere Ohren, eine andere Kopfform, vorne fünf und hinten vier Zehen (afrikanische umgekehrt), das Ende des Rüssels ist etwas anders ausgeformt und nur jeder zwanzigste Elefant auf Sri Lanka kommt mit Stoßzähnen auf die Welt. Die Stoßzähne als Waffe, die sie in der Natur brauchen, gingen im Laufe der Evolution verloren.“ erklärt Athula. „Ihr werdet ja sehen“.

Sri Lanka Jeeptour
Unterwegs im Jeep

Wie überall in Vorder- und Hinterindien spielt der Elefant auch für die meisten Menschen Sri Lankas eine besondere Rolle, die ihm aus seiner religiösen Bedeutung, seiner Nützlichkeit als Arbeitstier und seinem repräsentativen Charakter zuwächst. So kündigte ein weißer Elefant die Geburt Buddhas an, der Hindu-Gott Ganesha trägt einen Elefantenkopf, alle bedeutenden Tempel besitzen Tempelelefanten, die bei Prozessionen eingesetzt werden, und deren Darstellungen sich in Reliefs und Steinfigurenfinden finden. Arbeitselefanten werden seit jeher zum Roden der Wälder und Tragen von Lasten eingesetzt.

Sri Lanka Kontrollposten
Kontrolposten im Landesinneren

Bis wir den Udawalawe National Park erreicht haben, vergehen Stunden. T rotz Klimaanlage ist es heiß und schwül. 30 Grad sind es mindestens und der Monsun scheint sich nicht an die Berechnungen der Klimatologen zu halten. „Das Meer frisst den Sand“ hatte Athula gesagt „Der Regen wird bald kommen, es dauert nur noch ein paar Tage.“ Meeresströmungen, die Teile des Strandes wegreißen, sind die Vorboten des Monsuns. Viel feuchter kann es kaum werden. Unsere Reisegäste scheinen zu ersticken. Nicht alle gewöhnen sich an das mörderische Tropenklima. Wir haben Glück, es bleibt zumindest von oben trocken, auch wenn sich über dem Meer Regenwolken türmen. Als wir die Küstenregion verlassen, brennt die Sonne unbarmherzig. Gut haben es die Wasserbüffel in den Wasserlöchern. Grau- und Silberreiher sind zu sehen.

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