Text und Fotos: Volker Mehnert
Acht Millionen Besucher zählt Prag inzwischen pro Jahr. Die autofreie Karlsbrücke scheint zusammenzubrechen unter den Touristenmassen, die sich dort um die Mittagszeit drängen. In den Gassen der Altstadt hört man Deutsch, Englisch, Spanisch und Italienisch, aber kaum Tschechisch. Der Tourismus boomt an den Ufern der Moldau, und doch erscheint Prag noch vielerorts mit sozialistischer Patina überzogen. Jugendstilornamente sind verblasst, Denkmäler, Türme und Kirchenbauten geschwärzt von der Industrie früherer Tage. Der stetig wachsende Ansturm von Touristen führt nun allerdings zur Auffrischung der Fassaden: nicht im großen Stil, aber Schritt für Schritt.
Die augenfälligsten Akzente bei der Restaurierung der Altstadt setzen die Hotels - innen wie außen. So sind in den letzten Jahren Häuser entstanden oder wiederbelebt worden, die die europäische Tradition der Grand Hotels des frühen 20. Jahrhunderts mit dem Geschmack und den architektonischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts synchronisieren. Aufenthalte in diesen Prager Hotels gleichen Lektionen in Stilkunde, und eigentlich müsste man bei einem Prag-Besuch jeden Tag das Hotel wechseln. Einige Häuser gehören auf jeden Fall als Stationen in einen Stadtbummel, sind Sehenswürdigkeiten für sich.
Mandarin Oriental: das Kloster als Hotel
Am linken Moldauufer hat sich das Mandarin Oriental Hotel in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Dominikanerklosters einquartiert, dessen Mauern teilweise noch aus dem 14. Jahrhundert stammen. Gemeinsam mit dem Amt für Denkmalschutz wurde hier ein Meisterwerk der Renovierung abgelegt, das Altes auf harmonische Weise mit Neuem verbindet. Beim Bau hat man Hunderte von archäologischen Objekten entdeckt, die sorgfältig registriert wurden und nun überall im Hotel in Vitrinen ausgestellt sind. Die Überreste einer gotischen Kirche wurden sogar unter einer Glaspaneele konserviert, so dass der Hotelgast eine unmittelbare Verbindung zur Prager Geschichte eingehen kann.
Four Seasons: Stilmix
Ebenso ungewöhnlich ist der Werdegang des Four Seasons Hotels am gegenüber liegenden Flussufer. Drei historische Gebäude mit vollkommen unterschiedlichen Stilrichtungen wurden hier zusammengefasst, so dass man abwechselnd durch Barock, Neoklassizismus und Neorenaissance wandelt. Der Clou dabei ist das vierte Gebäude, das die drei Trakte verbindet und vollkommen im modernen Stil errichtet wurde, weil der Prager Denkmalschutz den Neubau alter Fassaden verbietet. Das hört sich im ersten Moment wie ein chaotisches Architekturgewürfel an, ist aber ein gelungenes Ensemble von vier Stilrichtungen.
Hotel Paris: verschnörkelt
Jugendstil und neogotische Elemente dominieren die Fassade und die öffentlichen Räumlichkeiten des Hotel Paris. Erbaut im Jahr 1904 leuchtet es nun wieder in seinem alten Glanz: Kronleuchter in den Salons, edle Teppiche und schmiedeeiserne Geländer in den Treppenaufgängen, goldene Ornamente in Bar und Restaurant, massive Holbalken in den Gästezimmern.
Hotel Central: der Aufzug als Kunstwerk
Wie man ein klassisches Hotel mit denkmalgeschützter Jugendstilfassade innen vollkommen ummodelt, ohne seine Atmosphäre zu zerstören, zeigt das Hotel Central. Beim Eintritt ist der Gast noch mit dem ursprünglichen Jugendstil konfrontiert, der traditionelle Aufzug blieb erhalten und ist eine Kostbarkeit der frühen Hotelarchitektur. Frühstücksraum, Bar und Salons hingegen sind futuristisch gestaltet und mit Licht durchflutet, das durch große Fenster und Oberlichte hereinströmt. Alte Mauern, hochmodernes Innenleben.
Hotel Paris: aufpolierte Fassade
Dass es auch etwas konservativer geht, beweist das Hotel Imperial, das sich in den Zimmern den etwas plüschigen Stil der Vergangenheit bewahrt hat und in seinem Café und Restaurant die grandiose Üppigkeit des Art déco konserviert. Das weiße Keramikdekor ist einzigartig auf der Welt. Hier taucht man wahrhaftig in des Prag vor hundert Jahren ab, ohne auf die Annehmlichkeiten heutiger Tage verzichten zu müssen.
Prag steht für vieles: Musik und Mittelalter, Kafka und Kisch, Bier und Knödel mit Schweinebraten. Das sind ohne Zweifel Etiketten, wie sie in je spezifischer Weise allen Großstädten der Welt aufgeklebt werden. Doch bei aller Klischeehaftigkeit - ein bißchen Realität transportieren sie doch. Ob Sie nun auf Mozarts Spuren wandeln oder dem Geheimnis tschechischen Biers auf die Spur kommen möchten, wir wollen versuchen, diese unterschiedlichen Seiten der Stadt an der Moldau vor ihnen zu entfalten. Erleben Sie die Stadt ganz nach Ihren Bedürfnissen und lassen Sie sich auf ihre Vielfalt ein.
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