Faszinierendes Ephesus in der türkischen Ägäis

Thermen, Theater, Tore

Text und Fotos: Karsten Thilo-Raab

Der Besuch im antiken Ephesus, zwischen Bodrum und Izmir gelegenes meistfrequentiertes Ausflugsziel der türkischen Ägäis, bedeutet eine faszinierende Reise in die Vergangenheit. Ephesus gilt als eine der am besten erhaltenen historischen Ausgrabungsstätten der Welt; die Celsus-Bibliothek besitzt Weltruhm und das Theater ist das größte der Türkei.

Vor dem Eingang der antiken Stadt tummeln sich scharenweise Fremdenführer. Neben exzellenten Ortskenntnissen haben sie noch ein weiteres gemeinsam: sie verdienen ihre Brötchen vornehmlich als Teppich- oder Krimskramshändler und bieten dementsprechend mit dem Hinweis auf den eigenen Souvenirladen ihre Dienste an. Dort verkaufen sie "echte" antike Münzen, Vasen und Säulenreste moderner Machart - für die meisten Türkeibesucher ein gewohntes Bild.

So wendet sich das Hauptinteresse besser dem antiken Ephesus zu. Auf den Spuren des Engländers John T. Wood, der 1869 beim Bau der Eisenbahnlinie von Izmir nach Aydin die Ruinen eher zufällig entdeckte, legt man etwa 20 Kilometer vom beliebten Badeort Kusadasi vor den Toren von Selcuk eine begeisternde Reise in die Vergangenheit zurück.

Die Celsus-Bibliothek, in deren Erdgeschoss vier Statuen die Celsus-Leitwerte Weisheit, Mut, Einsicht und Bildung verkörpern

Schon der Gang durch das Magnesia-Tor ist ein Schritt in eine andere Welt, eine Welt, geprägt von hellenistisch-römischer Lebensart und einer langen wechselvollen Geschichte. Die gut erhaltene Variustherme, die Basilika und das Odeon, in dem der Stadtrat des frühen Ephesus seine Sitzungen abhielt, lassen unweigerlich die Üppigkeit des hadrianischen Klassizismus ins Auge stechen. Selbst die lärmenden Touristenscharen auf der malerischen Küstenstraße von einst - heute liegt Ephesus fünf Kilometer vom Meer entfernt -, können die Idylle nicht schmälern.

Die einstige Hafenstadt wurde Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus gegründet und stieg schnell zur Handelsdrehscheibe zwischen Mesopotamien und dem Mittleren Osten auf. Ephesus besticht durch eine ungeahnte Fülle an historischen Gebäuden. Dazu gehören die Scholastika-Thermen: mit ausgeklügelter Wasserversorgung und raffiniertem Heizsystem zeugen sie noch heute von dem hohen Lebensstandard in längst vergangenen Jahrhunderten.

Meisterwerke der Architektur

Zwar blieb vom legendären Artemisten-Tempel, einem der viel gepriesenen sieben Weltwunder, allein die Erinnerung, dafür aber erlangte ein weiteres Gemäuer von Ephesus Weltruhm, die Celsus-Bibliothek. Etwa 120 n.Chr. von Julius Aquila im Gedenken an seinen Vater Julias Celsus Polemeianus errichtet, fiel das antike Meisterwerk, in dem etwa 12.000 Schriftrollen und Manuskripte gelagert haben sollen, im 10. Jahrhundert einem Erdbeben zum Opfer. Zwischen 1970 und 1978 wurde die aufwendig verzierte Prunkfassade dann komplett restauriert. In unmittelbarer Nachbarschaft der Celsus-Bibliothek, in deren Erdgeschoss vier Statuen die Celsus-Leitwerte Weisheit, Mut, Einsicht und Bildung verkörpern, erhebt sich mit dem doppelbögigen Mazaeus- und Mitridates-Tor ein weiteres Meisterwerk der Architektur.

Das doppelbögige Mazaeus- und Mitridates-Tor, ein weiteres Meisterwerk der Architektur

Wegweiser zum Freudenhaus

Auf dem Weg zum mächtigen Theater stößt der Blick unweigerlich auf Marmorplatten mit einem Fußabdruck und einem Frauenkopf, die als Wegweiser zum Freudenhaus galten. In dem zum Komplex des Hadrian-Tempels zählenden Gemäuer wollen Archäologen eine kleine Tonfigur mit überdimensionalem Phallus gefunden haben, deren Nachbildung überall als Souvenir erhältlich ist.

Unvergessliche Festspiele

Das prachtvolle Theater am Ende der Marmorstraße gilt als größtes der Türkei und bietet rund 24.000 Besuchern Platz. Noch immer dient das monumentale Bauwerk als Forum für aktuelle Bühnenstücke, aber auch für Rock- und Popkonzerte. Megastars wie Rod Stewart und Liza Minelli gaben sich hier bereits ein Stelldichein. Und alljährlich in der ersten Maiwoche knüpfen die internationalen Kunst- und Musikfestspiele eine faszinierende Brücke zwischen der Moderne und der allgegenwärtigen Geschichte von Ephesus und verleihen der Reise in die Vergangenheit eine unvergessliche Note. Dies gilt besonders für diejenigen, die bei Tageslicht die historische Ausgrabungsstätte studieren und sich dann mit Einbruch der Dunkelheit im einmaligen Ambiente des antiken Auditorium mit modernen Darbietungen verwöhnen lassen.

Reiseinformationen

Türkisches Generalkonsulat Berlin
Heerstr.21
14052 Berlin
E-Mail: konsulat.berlin@mfa.gov.tr
http://berlin.bk.mfa.gov.tr

Türkisches Kultur- und Tourismusbüro
Baseler Str. 35-37
60329 Frankfurt
Deutschland
Tel. 0049-69-233081
Fax 0049-69-232751

 

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