Der Heilige am Mittelmeer

Touristische Spuren an der Lykischen Küste

Text und Fotos: Axel Scheibe

Türkei - Impressionen aus dem antiken Myra

Spätestens wenn die kalten Novemberstürme übers Land ziehen, beginnt bei den Kleinen die Vorfreude auf den 6. Dezember. Da werden Schuhe und Stiefel geputzt, manch kleiner Frechdachs versucht sogar etwas braver zu sein. Immerhin steht mit dem Nikolaus der erste Geschenkbote der Weihnachtszeit vor der Tür. Und wer will da nicht die eine oder andere süße Leckerei in seinem Schuh vorfinden?

Türkei - yra - das imposante Denkmal für Bischof Nikolaus

Imposantes Denkmal für Bischof Nikolaus in Myra

Nur wenige denken daran, dass der Namenspatron des Nikolaustages Bischof in einem Land war, wo Schnee und Winter zu den unbekannten Größen zähen. In Myra (1), einem kleinen Städtchen in der fernen Türkei hat er seine Wurzeln. Selbst in diesen Tagen kann man dort, wenn auch nicht mehr unter hochsommerlichen Temperaturen, auf seinen Spuren unterwegs sein. Zwar weiß man heute, dass sich die Symbolgestalt des Heiligen Nikolaus, und damit ja auch der mit ihr verbundene Nikolauskult, auf zwei verschiedene historische Personen stützt, nicht allein Bischof Nikolaus von Myra sondern auch der Abt Nikolaus aus dem Mönchskloster in Sion sollen es sein, die zum Vorbild des heutigen Nikolaus wurden. Trotzdem sind es wohl mehr die Legenden und Sagen rund um den bis heute nicht nur in der Ostkirche hoch verehrten Bischof von Myra, auf die man stößt, geht man in der ehemals oströmischen Provinz Lykien auf die Suche nach seinen Wurzeln.

Die ersten belegbaren Quellen über den Bischof stammen bereits aus dem 6. Jahrhundert nach Christi, doch für eine nur annähernd nachvollziehbare Biografie reichen sie nicht. Fakt ist, dass der kleine Nikolaus um das Jahr 280 in Patara in Lykien geboren wurde und wohl um 350 in Myra, nicht weit davon entfernt verstarb. Man nimmt an, es war an einem 6. Dezember.

Auflüge von Ölüdeniz aus

Türkei - Perfekter Ausgangspunkt für Reisen auf den Spuren des Hl. Nikolaus aus das Ferienresort Lykia World an der Bucht von Ölüdeniz

Perfekter Ausgangspunkt für Reisen auf den Spuren des Hl. Nikolaus aus das Ferienresort Lykia World an der Bucht von Ölüdeniz

Beide Orte gehören heute nicht nur zu den Wallfahrtsorten der „Nikolaus-Sucher“, sondern sind beliebte Ziele für Touristen, die sich Lykien zu ihrem Urlaubsziel gewählt haben. Und so zieht es manchen Gast, ganz unabhängig von der Jahreszeit, auf seinen Ausflügen an der Lykischen Küste dorthin, wo auch Nikolaus gewesen ist oder zumindest gewesen sein mag. Mehr als anderswo trifft das natürlich auch auf die Touristen zu, die die LykiaWorld an der Bucht von Ölüdeniz (2) zu ihrem Urlaubsdomizil gewählt haben. Strand und Meer mögen zwar der Hauptgrund sein, gerade in dieser Bucht die schönsten Wochen des Jahres zu verbringen. Viele der Gäste sind zum wiederholten Male hier und nutzen dann natürlich freie Tage gern für manch spannenden Ausflug in die nähere und fernere Umgebung.

Türkei - Felsengräber in Pinara

Felsengräber in Pinara

Da gehört die Fahrt nach Fethiye (3), dem lebendigen Kleinstädtchen mit seinem riesigen Markt ebenso dazu wie die Felsgräber, die monolithischen Hausgräber von Pinara oberhalb des Flusstals Esen Ovasi sowie die Canyon-Schlucht von Saklikent. Auf Zeugen der Antike stößt man auf Schritt und Tritt. Unter dem Namen Telmessos war Fethiye bereits im Altertum eine der wichtigsten Städte der Region.

Türkei - die Canyon-Schlucht von Saklikent

Die Canyon-Schlucht von Saklikent

Damit ist man freilich dem heiligen Nikolaus um einige Jahrhunderte voraus. Der Bischof kommt erst im dritten Jahrhundert nach Christi ins Spiel. Bereits bei einem kleinen Bootsausflug von Ölüdeniz aus, oder mit dem motorisierten Drachenflieger, oder noch aufregender, bei einem Paragliding Flug vom über 2000 Meter hohen Babadag, kommt es zu einer ersten Berührung mit dem guten Alten. Ein kleines Inselchen in der Bucht kann auf die eindrucksvollen Ruinen eines einst wohl mächtigen Klosters verweisen. Die Legende besagt, dass auch der Bischof von Myra für einige Zeit hier gelebt haben soll. Historiker sind anderer Meinung. Doch was soll´s, Nikolaus Insel nennt man das Eiland trotzdem.

Türkei - Malerisch gelegen, mit eigener Bucht die Ferienanlage Lykia World

Malerisch gelegen, mit eigener Bucht die Ferienanlage Lykia World

Bei einem Tagesausflug entlang der Lykischen Küste in Richtung Osten sind es als erstes die Ruinen von Xanthos, die einst als Hauptstadt des Lykierreiches errichtet wurde. Wenig später wartet der längste und wohl schönste Sandstrand des östlichen Mittelmeeres. 19 km lang und bis zu 600 m breit zieht er sich bei Patara (4) in zumeist größter Einsamkeit entlang des blau leuchtenden Meeres. Auch hier trifft man auf Überreste römischer Zeiten. Patara gilt, und das ist relativ sicher, als Geburtsort des Heiligen Nikolaus, der hier als Kind recht wohlhabender Eltern aufwuchs und auch zum Priester geweiht wurde. Dort soll sich eine der bekanntesten Legenden abgespielt haben, die sich um den späteren Bischof von Myra ranken.

So soll es einen armen Mann gegeben haben, der drei Töchter hatte. Da das Geld für die Mitgift fehlte, konnten diese aber nicht heiraten. Ihnen drohte die Prostitution. Davon hörte der junge Nikolaus. In der Nacht wollte er einen Beutel Goldmünzern ins Haus legen. Da aber alle Türen fest verschlossen waren, kletterte er aufs Dach und ließ das Beutelchen durch den Kamin fall. Da die Mädchen ihre Wäsche und Strümpfe im Kamin zum Trocknen aufgehängt hatten, fiel das Goldsäckchen in einen der Strümpfe. Als es am nächsten Morgen gefunden wurde, war die Freude groß. Die Mädchen waren gerettet und konnten nun heiraten.

Türkei - In der Kirche des Hl. Nikolaus in Demre

In der Kirche des Hl. Nikolaus in Demre

Nach seiner Rückkehr von einer Pilgerreise ins Heilige Land wurde er Bischof von Myra. Das heutige Demre oder auch Kale genannte Städtchen, hat außer „seinem“ Nikolaus touristisch nicht viel zu bieten. Die Kirche des Heiligen Nikolaus im Zentrum des Ortes lädt zu einem Besuch ein. Von der dreischiffigen Basilika steht heute nicht viel mehr als die Ruine der Unterkirche. Die Aufmerksamkeit ziehen einige Sarkophage auf sich. Einige Historiker gehen davon aus, dass in einem die Gebeine von St. Nikolaus gelegen haben. Grabräuber stahlen sie 1087 und entführten sie ins italiensche Bari.

Türkei - Impressionen der antiken Stadtanlage von Myra

Das römische Theater in der antiken Stadtanlage

Interessant sind die beiden großen bronzenen Standbilder im Zentrum von Myra, die den Bischoff gemeinsam mit Kindern zeigen. Nicht entgehen lassen darf man sich jedoch auch das antike Myra, das bereits im 5. Jh. v. Chr. gegründet wurde. Faszinierend sind besonders die teils prächtig erhaltenen Felsengräber und das römische Theater.

Türkei - Lykische Küste - Kas

Das kleine Fischerdorf Kas

Auf der Rückfahrt nach Ölüdeniz eröffnen sich erneut phantastische Blicke über die zerklüftete Küste und das Meer. Einen Abstecher sollte man sich aber auf keinen Fall entgehen lassen. Das kleine Fischerdorf Kas (5) galt noch vor wenigen Jahren als Geheimtipp unter den Reisenden. Das hat sich geändert. Trotzdem konnte sich der Ort in einer reizvollen, von zwei Halbinseln umrahmten Bucht, einen großen Teil seines Charmes erhalten. Wenn im Abendlicht der untergehenden Sonne die weißen Fassaden der griechischen Häuser golden glänzen, und die Teppiche und Souvenirs in einer wahren Symphonie an Farben erstrahlen, klicken die Fotoapparate im Sekundentakt. Ein Tee in einem der alten Teehäuser wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ob das der Heilige Nikolaus bei seinen Reisen entlang der Lykischen Küste manchmal auch so empfunden haben mag?

Touristische Informationen

Auskünfte zum vorgestellten Zielgebiet rund um Ölüdeniz erhält man bei
Impress Tours
65189 Wiesbaden
Tel.: 0611/4502060
www.impresstours.com

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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