Auf den Spuren der ersten Siedler

Amerikanische Geschichte im Historischen Dreieck rings um Williamsburg

Text und Fotos: Axel Scheibe

Wenn man in Europa von Geschichte spricht, reicht das meist viele Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende zurück. Hinter dem Großen Teich sieht das etwas anders aus, zumindest wenn man die Geschichte der Ureinwohner, der Indianer, außer acht lässt. Was unter weißen Amerikaner durchaus üblich ist.

Jamestown - In Jamestown wurde das alte Fort so nachgebaut, wie es zur Zeit der ersten Siedler ausgesehen hat

In Jamestown wurde das alte Fort so nachgebaut, wie es zur Zeit der ersten Siedler ausgesehen hat

Damit reduziert sich die Geschichte letztlich auf die knapp 400 Jahre, die vergangen sind, seit 1607 die ersten Siedler aus der Alten Welt mit ihren Schiffen im James River sichere Ankerplätze fanden. Das war der Anfang der modernen Geschichte Nordamerikas. Von dort aus entwickelte sich das, was wir heute als Vereinigte Staaten von Amerika kennen. Klein und bescheiden ging es los, doch schon damals mit dem bemerkenswerten Selbstbewusstsein, das bis heute typisch ist für die Bürger der Weltmacht Nummer 1. Im Historischen Dreieck zwischen Richmond und Hampton, rund 150 Meilen südlich von Washington D.C., nahm die Geschichte ihren Anfang. In dieser Region kann man die Gründungszeit wieder entdecken. Mit Colonial Williamsburg (1) findet man ein lebendiges Freilichtmuseum, wie es seines Gleichen sucht.

Jamestown - In Jamestown liegen originalgetreue Nachbauten der drei Schiffe, mit denen die ersten Siedler hier angelandet waren

In Jamestown liegen originalgetreue Nachbauten der drei Schiffe, mit denen die ersten Siedler hier angelandet waren

Beginnen sollte man seinen Besuch im Historischen Dreieck jedoch in Jamestown (2). Damit bleibt man in der historischen Chronologie und kann als erstes die Schiffe besichtigen, mit denen die Siedler in ihrer neuen Heimat ankamen. Zwar nicht die Originale, aber originalgetreue Nachbauten, die seetüchtig sind und zu besonderen Anlässen, so auch zur 400-Jahrfeier 2007, die Anker lichten. Bis 1699 war das Städtchen sogar die Hauptstadt der englischen Kolonie. Sehenswert sind außerdem der Festival Park, in dem das historische Jamestown gezeigt wird und ein nachgestelltes Dorf der Powhatran-Indianer, die hier vor den weißen Siedlern lebten. Weltweit bekannt, wenn auch Hollywood-typisch verklärt, wurde das Schicksal dieser Indianer durch den Disney Film über die Häuptlingstochter Pocahontas.

Jamestown - Glasbläser gehörten zu den ersten Handwerkern, die hier heimisch wurden

Glasbläser gehörten zu den ersten Handwerkern, die hier heimisch wurden

Von Jamestown führt eine Parkallee nach Williamsburg, das 1633 als Middle Plantation gegründet und 1699 zur zweiten Hautstadt Virginias wurde. Seine Blütezeit reichte bis ins Jahr 1780. Im 19. Jahrhundert verfiel Williamsburg schnell. Von ihrer einstigen Schönheit war nicht mehr viel übrig geblieben, als Reverend Dr. Goodwin und John D. Rockefeller in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ihr Interesse am historischen Stadtkern entdeckten und mit ersten Sicherungsarbeiten begannen. Beiden ist es letztlich zu verdanken, dass Colonial Williamsburg heute das größte lebende Geschichtsmuseum der USA ist. Es gibt kaum einen anderen Platz, an dem man so perfekt in die Vergangenheit versetzt wird, wie hier. Dabei ist es trotzdem verschont geblieben vom Disney-Charme, den man sonst auch bei solchen Museum durchaus finden kann.

Williamsburg

Hunderte Gebäude wurden im historischen Stil wieder oder völlig neu errichtet. Führer, durchweg original bekleidet, sorgen für die notwendigen Informationen. Die Stadt mit ihrer Geschichte und all den kleinen Geschichten, die sich um sie ranken, funktioniert völlig im alten Stil. Beim Bäcker duftet es nach frischem Brot, so wie es wohl vor 200 Jahren bereits im gleichen Ofen gebacken wurde. Handwerker präsentieren fast vergessenen Fertigkeiten, und das, was in den zahleichen Andenkenläden über die natürlich uralten Ladentische gereicht wird, ist in der Mehrzahl kein Kitsch sondern Geschichte zum Anfassen und Mitnehmen. Übrigens, natürlich auch in den traditionellen Gaststätten. Dort ist es halt Geschichte zum essen. Der Transport erfolgt mit Pferdekutschen und am Abend marschieren Soldaten auf und demonstrieren ihre „Kampfeskünste“.

Williamsburg - Kutsche

Die Eindrücke, die ein Tag in Colonial Williamsburg hinterlässt, sind so komplex, so umwerfend, dass jede Beschreibung nur durch Unvollständigkeit glänzen kann. Umwerfend auch die Einrittspreise, die dem Besuch vorausgehen. Doch wird kaum einer, der sich im Besucherzentrum nicht von den Preisen abschrecken ließ, diese Ausgabe bereuen.

Williamsburg - Historische Vorführungen beenden das tägliche Programm

Historische Vorführungen beenden das tägliche Programm

Den Abschluss der Erkundungstour durch das Historische Dreieck sollte ein Abstecher nach Yorktown (3) bilden. Hier endete das, was in Jamestown begann. Mit der Kapitulation des britischen Kommandeurs Cornwalls vor der französisch-amerikanischen Allianz im Jahre 1781 schlossen die amerikanischen Revolutionskämpfe. Die koloniale Ära Englands in Nordamerika war beendet. So wurde das Historische Dreieck zur Wiege der Vereinigten Staaten. Es ist schon etwas verwunderlich, dass es noch immer nicht so richtig ins Bewusstsein deutsche Reiseveranstalter und Touristen gedrungen ist.

Wer die Ostküste besucht, tut das zumeist nördlicher, also rund um Washington, Baltimore und New York oder südlicher in Florida. Eine Reise an die Ostküste ohne Williamsburg wäre schade. Motels und Hotels gibt, wie überall in den Staaten, reichlich. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig und für den Rest sorgt der Zauber der Geschichte.

Yorktown - Im Souvenirgeschäft sieht es so aus wie vor über 100 Jahren

Im Souvenirgeschäft sieht es so aus wie vor über 100 Jahren

 

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