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Affeninsel, Nordseesand und ...

Ein Besuch im Allwetterzoo Münster

Eltern sind bei einem Münsterbesuch gut beraten, den Allwetterzoo ins Programm aufzunehmen, und das nicht nur wegen der zahlreichen Spielplätze, die für alle Altersstufen ein Angebot machen. Zudem locken der Streichelzoo und die Darbietungen der kalifornischen Seelöwen und Großen Tümmler, die wahre Meister der Akrobatik sind und vor allem die Jüngsten, begeistern. Es sind nicht nur die Tiere, wie die einmal am Tag durch den Zoo watschelnden Brillenpinguine oder die durch die Besucher zu fütternden Loris, die den Münsteraner Zoo so einmalig machen, sondern auch die überdachten Wege. Durch sie wird der Zoo ein Zoo für alle Jahreszeiten. Zudem hat sich der Zoo dem Gedanken der Arterhaltung, vor allem aber der Erhaltung der unterschiedlichen Lebensräume, vor allem in den Subtropen und Tropen verschrieben. Aufklärung über die Bedrohung von natürlichen Lebensräumen findet man auf Schritt und Tritt, durchstreift man die weitläufige Anlage, in der Honigdachse ebenso wie Indische Elefanten oder Menschenaffen zuhause sind.

Allwetterzoo Münster, Syrischer Braunbär

Syrischer Braunbär

Zu Besuch bei Meister Petz
Nein, Eisbären wird man im Zoo vergeblich suchen, denn es geht im Konzept des Allwetterzoos nicht darum alle Tierarten von A bis Z zu zeigen, sondern sich eher auf ausgesuchte Arten u. a. der Tropen zu konzentrieren und die Besucher für die natürlichen Lebensräume zu sensibilisieren. Dazu dient im Bärenhaus unter anderem eine audiovisuelle Animation zum Lebensraum des Eisbären. Ansonsten findet man im Bärenhaus neben dem Syrischen Braunbären auch den Malaienbären.

Mithilfe künstlerischer Interventionen wird zudem in sehr ironischer Weise das Verhältnis Mensch und Bär auf die Schippe genommen. „Ein Kerl wie ein Bär“ ist eines der ausgestellten Kunstwerke, die einen Mann hinter Gitterstäben zeigen. Dieter Brembs macht mit seinem Kunstwerk „Das braucht der Bär“ nachdenklich. Während uns Johannes Mann mit seinem „Seehbär“ zum Lachen bringt. Darüber hinaus sehen wir einen „Bären, kosmopolitisch“, eine Arbeit von Gerrit Wigger. Schließlich inszeniert Uli Martini den „Bärenfeierabend“ - und der erinnert uns sehr an unseren eigenen Alltag.

Sehr neugierig sind die Südamerikanischen Nasenbären, die ihre langen Schnauzen durch das Käfiggitter strecken. Äußert geschickt klettern sie im Astwerk von Bäumen und kommen doch immer wieder an den Käfigzaun, um zu sehen, ob es nicht doch irgendwelche Leckereien gibt. Nebenan streift der Syrische Braunbär umher, der ein sehr helles isabellfarbenes Fell trägt. Eigentlich bräuchte er ein Revier von bis zu 500 qkm, aber da er im Zoo mit Nahrung versorgt wird, kann der Lebensraum hier begrenzt ausfallen. Die Tafel im Allwetterzoo ist für Meister Petz reich gedeckt: Brot, Nüsse, Fleisch, Gemüse, Laub, Gras und Heu sowie Obst wird serviert. Dabei machen Obst und Gemüse 60% der Nahrung aus, Fleisch 20%. In der Wildnis kommt diese Bärenart – sie ist die kleinste Unterart der Braunbären – heute nur noch in kleinen Beständen in der südlichen Türkei und im Südkaukasus vor.

Eben waren wir noch in Asien und nach wenigen Schritten sind wir bereits in den dichten Regenwäldern West- und Zentralafrikas, wenn wir dem hell gestreiften Bongo gegenüberstehen. Es handelt sich dabei um eine Waldantilopenart, bei denen auch die Weibchen Hörner tragen. Auffallend sind die trichterförmigen Ohren, mit denen ein Bongo besonders gut hören kann. Friedlich stehen nebenan die Shetlandponys in ihrem Gehege, doch vor ihnen wird dennoch gewarnt: „Auch die nettsten Pferde haben Zähne“, heißt es auf einem Hinweisschild.

Wer ist denn Gundi?
Wer bisher Gundi für einen Frauennamen hielt, der wird beim Zoobesuch eines Besseren belehrt, handelt es sich doch um ein Nagetier aus den Halbwüsten und Wüsten Afrikas. Dieser Nager liebt die Wärme, doch nach ausgiebigem Sonnenbad verkriecht er sich in natürlichen Felshöhlen. Ein weiterer im Zoo vorkommender Nager ist die Türkei-Stachelmaus. Wer sie betrachtet, wird auf dem Rücken und dem Hinterteil tatsächlich kleine Stacheln entdecken – ein Schutz vor etwaigen Fressfeinden. Das Münstersche Wieselmeerschwein lebt nicht etwa, wie der Name annehmen lässt, im Münsterland, sondern wurde erst 2004 in den Hochtälern der bolivianischen Anden von Wissenschaftlern der Uni Münster entdeckt.

Allwetterzoo Münster, Stachelschwanzwaran

Dieser Stachelschwanzwaran hat seine eigentliche Heimat Nordaustralien
mit Münster eingetauscht

Aus China ins Münsterland
Träge liegt der Dunkle Tigerpython in seinem Terrarium und lässt sich von einer künstlichen Lichtquelle wärmen. Im fernen China ist er zuhause und kann bis zu acht Meter lang werden. Aus Australien hat der Stachelschwanzwaran den Weg nach Münster gefunden. Insekten, Spinnen und Skinke stehen auf seinem ausgefallenen Speiseplan. Auch den kleinsten Paarhufer der Welt, Hirschferkel genannt, kann man, mit etwas Glück beobachten, wenn man die Tropenhalle besucht, wo er sich im Dickicht des Regenwalds aufhält. Im tropischen Regenwald sind auch die eigentlich scheuen Straußenwachteln zu sehen. Auffällig ist der rote „Federschopf“ des Männchens. Zu diesen gesellt sich der Indische Flughund, der die Dämmerung liebt und den Tag meist verschläft. Fasanentaube, Magellanzeisig und Lappenstar sind weitere Bewohner der Tropenhalle.

Allwetterzoo Münster, Flamingos

Ein Flamingopaar bei der Paarung

Nur manchmal tanzt der Kranich
Der Mandschureikranich muss sich mit Krähen das Futter teilen. Diese haben unterdessen gelernt, in den vergitterten Futtertrog hinein- und herauszuschlüpfen. Wenn man die Kraniche nicht bei der Balz beobachten kann, kann man dank einer Infotafel zumindest eine Vorstellung des Balztanzes bekommen.

Auf dem Weg zum Aquarium entdeckten wir die bronzene Schleiereule von Klaus Schäfer und zudem die monumentale „Arche Noah“ von Jo Jastram, die die Fassade des Aquariums schmückt.

Pfeilfrösche, Vogelspinnen, Eierschlangen
Im Aquarium erlebt der Besucher eine Reise in das Amazonasgebiet, kann aber auch in die farbenprächtige Riffwelt abtauchen und Seeanemonen oder bizarre Feuerfische beobachten. Bisweilen leuchtend bunt sind die exotischen Pfeilgiftfrösche, die in den Tropen leben. Wandelnde Blätter kann man im Aquarium ebenso zu Gesicht bekommen wie Vogelspinnen, tropische Achatschnecken, Tannenzapfenechsen und Eierschlangen.

Allwetterzoo Münster, Netzgiraffe

Eine Netzgiraffe beim Fressen

Krummschnäbler und Dickhäuter
Unweit des Aquariums lädt ein großer Spielplatz Kinder zum Toben ein, während der bronzene Professor Dr. Hermann Landois, der Gründer des Westfälischen Zoologischen Gartens, von seinem Sockel herabschaut. Flamingos sind wie andere Wasservögel, darunter der eine oder andere Graureiher, der die Verpflegung im Zoo sehr schätzt, auf den Wasserflächen des Zoos zu beobachten. Stehen wir vor der Elefantenanlage, so sehen alle Indischen Elefanten auf den ersten Blick gleich aus, ob es sich nun um Bala oder Rada handelt. Doch dank einer Infotafel wird man auf individuelle Merkmale hingewiesen, so auf eine unterschiedliche Rückenlinie. Bei Bala ist diese abfallend, bei Rada eher rundlich.

Der Sprintweltmeister der Savanne ist der Gepard, der, so der Infotext, in drei Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen kann, jedoch im Zoogehege eher gemächlich umherstreift. Unweit dieser Raubkatze haben Netzgiraffen ihr Revier. Kattas tollen im Affenhaus umher, wenn sie nicht gerade auf der Affeninsel unterwegs sind.

Allwetterzoo Münster, Brillenpinguine

Brillenpinguine vermeiden die Mittagssonne

Naturschutz wozu?
Dort, wo unter anderem die Kattas leben, gibt es eine Ausstellung zur Frage von Naturschutz und Ressourcenabbau. Das betrifft u. a. den Abbau von Bauxit und Kupfer, Rohstoffe, die in der Unterhaltungselektronik gebraucht werden. Wie fahrlässig wir mit diesen Rohstoffen umgehen, wird deutlich, wenn man von 60 Mio. Handys erfährt, die ungenutzt in Deutschlands Schubladen liegen. In ihnen stecken 1900 Tonnen Kupfer, deren Verwertung unterbleibt, während für den Abbau in den Minen in Brasilien, Papua-Neuguinea, im Kongo und in Indonesien Regenwälder abgeholzt werden. Die Goldgewinnung, ein weiteres Thema der Ausstellung, geschieht unter anderem in Brasilien sehr häufig durch Verwendung von Zyanidlösung, die nach dem Einsatz in riesigen Auffangbecken gesammelt wird, ein Chemiecocktail mitten in der Natur der Tropen.

Nicht nur Textblöcke werden dem Besucher zum Komplex Natur- und Umweltschutz angeboten, sondern auch Fragen und Antworten zu „Macht Tropenholz arme Länder reicher?“ oder „Gibt es Erdöl nur im Nahen Osten?“. Der Genuss von Garnelen, immer mehr in Aqua-Farmen gezüchtet, bleibt auch nicht ohne Folgen. 33 Liter Frischwasser und bis zu fünf Kilo Fischmehl benötigt man für ein Kilogramm Garnelen. 2,5 Kilo der Schalentiere verzehrt allein ein US-Bürger  durchschnittlich im Jahr.

Allwetterzoo Münster, Guerezas

Guerezas leben im Allwetterzoo zeitweilig
auf der für Besucher zugänglich Affeninsel

Gefahr für die Natur des Regenwaldes droht außerdem durch die rigorose Anpflanzung von Ölpalmen in Indonesien. Um entsprechende Flächen zu gewinnen, legten Palmölproduzenten 1982/3 und 1997 Waldbrände. Ein Areal so groß wie die Schweiz wurde durch das Feuer vernichtet. 3000 Orang-Utans verloren ihren Lebensraum. Dass unserer Kaufverhalten den Wald voller Affen hält, nehmen wir als Lektion mit, wenn wir das Affenhaus verlassen.

Nicht nur die Affeninsel
Auf der Affeninsel begegnen wir Guerezas, Affen in einem schwarz-weißen Fellmantel, die gekonnt durch die Lüfte gleiten, um von Baum zu Baum zu gelangen. Es sind nicht die einzigen Affen des Münsteraner Zoos, in dem die seltenen Goldenen Löwenäffchen und Zwergseidenaffen gehalten werden.

Die gefiederten Freunde des Nordseestrands, so auch Säbelschnäbler und Austernfischer, kann man in einer inszenierten Nordseelandschaft beobachten. Gefiederte Exoten hingegen sind Krauskopfpelikane, die unweit von Zebras und Indischen Elefanten ihr Revier bezogen haben.

Na, Lust auf einen Zoobesuch bekommen?

Allwetterzoo Münster, "Zoo im Zoo" von Otmar Alt

Otmar Alt schuf diese bunten Figuren für den Allwetterzoo
und nannte sein Werk „Zoo im Zoo“ (1985/1991)

Weitere Informationen

Allwetterzoo Münster
Westfälischer Zoologischer Garten Münster GmbH
Sentruper Straße 315
48161 Münster
http://www.allwetterzoo.de

 


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