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Die Seele eines Landes offenbart sich in der Musik

Musik aus aller Welt

Winfried Dulisch
präsentiert CDs, Hörbücher, Vinylplatten


 

Die bisherigen Empfehlungen unseres Musik-Experten Winfried Dulisch finden Sie unter Musik aus aller Welt.

Die aktuelle CD

Mercedes Sosa: „La Negra – The Definitive Collection”
Doppel-CD:  Wrasse Records 291 / harmonia mundi

mercedes sosaEs geschah 1979. Die damals in Argentinien herrschende Militär-Junta ließ nach einem Konzert in La Plata die Sängerin Mercedes Sosa – und mit ihr das gesamte Publikum – verhaften. Die Frau mit der großen Stimme hatte sich im Laufe ihrer Karriere von einer Pflegerin der traditionellen Musik ihrer Heimat zum politischen Sprachrohr gewandelt. Ihr Publikum hörte zwischen den Zeilen ihrer Songs die versteckten Aufforderungen zur Revolte gegen das Militär-Regime heraus. Die Sängerin spielte damals in Südamerika eine kulturpolitische Rolle, die ungefähr vergleichbar war der Bedeutung einer – als „Mama Afrika“ verehrten – Miriam Makeba.

Als Mercedes Sosa 2009 starb, ordnete der Staatspräsident eine dreitägige Staatstrauer an. Ihr Leichnam wurde im Parlamentsgebäude von Buenos Aires öffentlich aufgebahrt. In den argentinischen Fußball-Stadien wurde jedes Spiel erst nach einer Schweigeminute für diese Volksheldin angepfiffen.

... und sofort durchstöberten Plattenproduzenten in aller Welt die Rundfunk-Archive und andere Goldgruben nach Mitschnitten von Konzerten, welche die Argentinierin zum Beispiel während ihres Exils Anfang der 1980er Jahre außerhalb ihres Heimatlandes gegeben hatte. Aber mit derartigen Leichenfleddereien darf die vorliegende „La Negra – The Definitive Collection” auf keinen Fall verwechselt werden.

„La Negra“ wurde die Sängerin wegen ihrer schwarzen Haare genannt. Und die gleichnamige Doppel-CD mit Aufnahmen aus den Jahren 1966 bis 1998 ist ein Geheimtipp – für ihre alten Fans wie auch für jene Musik-Liebhaber, die neben Brasilien und Kuba endlich den weißen Flecken Argentinien in ihrer Tonträger-Sammlung auffüllen möchten. Mercedes Sosa ist hier zu hören als eine Künstlerin mit der Wandlungsfähigkeit einer Chansonette, mit der Experimentierfreude einer Jazz-Vokalistin, mit der Ausdrucksstärke einer Opern-Diva. Und sie klingt hingebungsvoll fordernd wie eine Tango-Sängerin, so hauchzart berührend wie ein Folk-Singer und manchmal so aggressiv wie eine Rock-Röhre.

Auf der zweiten von den beiden vorliegenden CD sind einerseits Live-Mitschnitte zu hören, bei denen die kolossale Bühnen-Präsenz der großen alten Dame der südamerikanischen Liedermacher-Szene beinahe körperlich zu spüren ist. Gleichzeitig enttäuscht diese CD ein wenig, weil die hierfür verwendeten Studio-Aufnahmen klanglich entschärft und bereits dem heute üblichen internationalen Pop-Geschmack angeglichen sind. Um die einstige Revolutionsheldin besser für den Latino-Massenmarkt aufbereiten zu können, wurde ihre Stimme manchmal übermäßig geglättet. Die Tontechniker am Mischpult haben sie ihrer Ausdrucksstärke beraubt – was ja wohl auch eine Form von Zensur ist.

Aber die eher folkloristisch orientierten – beinahe schon in Richtung Kunstlied zielenden – Songs auf der ersten CD bewegen sich aufnahmetechnisch auf einem weitaus höheren Level. Trotz einiger Hall-Effekte, die in den 1970er Jahren in jedem Plattenstudio der Welt rücksichtslos eingesetzt wurden, kommen die stimmlichen Möglichkeiten von Mercedes Sosa hier naturgetreu zur Geltung. Und allein schon diese 20 Tracks machen die gesamte Doppel-CD empfehlenswert. wd@saw 


Die aktuelle DVD (Januar 2012)

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