Ausflüge in die Umgebung


Wer länger in Prag weilt, kann zahlreiche Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Unsere Tipps, Halbtages- und Tagesfahrten, führen ins reizvoll gelegene Städtchen Melnik, ins pittoreske Kutna Hora sowie zu Stätten faschistischen Terrors, nach Theresienstadt und Lidice.

Beliebtestes Ausflugsziel außerhalb Prags ist ohne Zweifel die Burg Karlstein (Karlstejn), 28 km südwestlich der Stadt. Mitte des 14. Jhs. auf Betreiben Karls IV. innerhalb weniger Jahre in einem Seitental der Berounka auf einem 319 Meter hohen Kalksteinfelsen errichtet, diente diese berühmteste gotische Festung Böhmens in erster Linie der Aufbewahrung der Reichskleinodien, böhmischer Kroninsignien und zahlreicher Heiligenreliquien. Mehrmals trotzte die Burg Belagerungen und Angriffen, doch ab dem 16. Jh. verlor sie ihre Bedeutung als sommerlicher Königssitz. Doch der wehrhafte Charakter der hoch aufstrebenden, mächtigen Türme und Paläste, die von einer zinnenbesetzten Mauer umgeben sind, hat sich bis heute erhalten.

Von der Ortschaft Beroun führt eine steile Straße zur Burg hinauf. Vorbei an Cafés, Restaurants, und Souvenirläden gelangt man nach zwei Toren in den Burggrafenhof. Rechts geht es zum Brunnenturm mit dem 90 Meter tiefen Brunnen und einem großen Schöpfrad.

Die Burggebäude sind nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen, in einigen Bereichen finden langjährige Restaurierungsarbeiten statt. Zunächst besucht man den Kaiserpalast mit seinen herrschaftlichen Räumen (Arbeits- und Schlafzimmer Karls IV., Kaisersaal). Den Höhepunkt stellt der Marienturm mit der Marienkirche dar. Ihre Balkendecke ist als Sternenhimmel ausgemalt, die Wände werden von Darstellungen aus der Apokalypse bedeckt, möglicherweise ein Werk des Straßburger Malers Nikolaus Wurmser. Daran schließt sich die kleine, der hl. Katharina geweihte Privatkapelle Karls IV. an. Die mit Edelsteinen besetzten Wände können nur durch ein Gitter besichtigt werden. Der kunsthistorisch wertvollste Raum der Burg ist die Hl.-Kreuz-Kapelle im Großen Turm. Auch hier sind Wände und Decken mit Edelsteinen bedeckt. Der größte Schatz sind jedoch die 128 Tafelbilder des Meisters Theodoricus aus dem 14. Jh. Sie zeigen Heilige, Kirchenväter, Geistliche, Ritter und Könige, deren "Aufgabe" es ist, die hier verwahrten Reliquien zu bewachen.

Anfahrt: Von der U-Bahnstation Smichovske nadrazi, Linie B, mit dem fast stündlich verkehrenden Regionalzug nach Karlstejn (Fahrzeit ca. 30 Minuten). Von dort ist es noch eine halbe Stunde zu Fuß, ausgeschildert "Hrad" (Burg), zunächst über den Fluss und dann eine steile Dorfstraße hinauf. Bequemer aber auch teurer sind die von allen Reiseveranstaltern in Prag angebotenen Halbtagesausflüge nach Karlstein.

Das kleine Dorf Lidice, 20 km nordwestlich von Prag, ist heute ein Mahnmal für die Opfer des deutschen Faschismus. Am 10. Juni 1942 wurde das Dorf von Angehörigen der SS dem Erdboden gleichgemacht. Alle 173 anwesenden männlichen Einwohner über 15 Jahre wurden erschossen, Frauen und Kinder in Konzentrationslager verschleppt. Ein schlichtes Holzkreuz markiert den Ort der Erschießung, eine Gedenkstätte erinnert an die Opfer.

Terezin (Theresienstadt) liegt 60 km nordwestlich von Prag. Die ursprünglich von Maria Theresia erbaute Festungsstadt an der Eger wandelte ihr Gesicht während des Zweiten Weltkriegs. Die Nationalsozialisten vertrieben die Einwohner der Stadt und schleppten über 140 000 Juden aus ganz Europa hierher. Nach außen hin stellte man eine "selbstverwaltete jüdische Siedlung" zur Schau, doch starben in diesem jüdischen Ghetto 34 000 Menschen an Hunger und Epidemien, über 80 000 wurden in Konzentrationslagern, vorwiegend in Auschwitz, ermordet. In der "Kleinen Festung" ist heute eine Gedenkstätte eingerichtet, im Zentrum der Stadt informiert ein Museum über die Zeit des Nationalsozialismus. Beim alten Friedhof südlich der Stadt befindet sich ein Krematorium sowie der alte Jüdische Friedhof.

Hoch über dem Zusammenfluss von Elbe und Moldau gelegen lockt das kleine Städtchen Melnik, 38 km nördlich von Prag. Schon von weitem prägen das Schloss und die Propsteikirche St. Peter und Paul die Silhouette der Stadt. Nach einem Bummel durch den historischen Stadtkern mit dem Alten Rathaus aus dem 14. Jh. und Resten der Stadtbefestigung lädt das Schloss zum Besuch seiner Gemäldesammlung (mit Werken von Karel Skreta, Peter Brandl und Wenzel Lorenz Reiner) und seines Museums zur tausendjährigen Geschichte des Weinbaus in Melnik. Selbstverständlich kann an Ort und Stelle auch probiert werden.

68 km östlich von Prag liegt das mittelalterliche Städtchen Kutna Hora (Kuttenberg) - von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt - für dessen Besuch man einen Tag einplanen sollte. Ansehen und Reichtum erlangte die Stadt aufgrund ihrer Silberbergwerke. Das Silber für den so genannten Prager Groschen, eine Münze, die im Mittelalter als stabiles Zahlungsmittel begehrt war, kam aus dieser Region. Die 1388 unter Führung der Parlerschen Bauhütte in Angriff genommene und von Matthias Rejsek und Benedikt Ried fortgeführte, mächtige Barbarakirche überragt die Stadt. Erst Ende des 16. Jhs. konnte sie vollendet werden. Der nach dem Vorbild französischer Kathedralen errichtete fünfschiffige Kirchenbau verfügt über eine reiche Ausstattung, darunter Malereien von Karel Skreta und Peter Brandl.

Auch die gotische St. Jakobskirche vermag mit einer kostbaren Innenausstattung, darunter ein sehenswerter Hochaltar aus dem 17. Jh., zu faszinieren. Die ehemalige Münzstätte (Welscher Hof) aus dem 13. Jh. wurde später zur königlichen Residenz umgebaut. Weitere Sehenswürdigkeiten wie das Steinerne Haus (Ende 15. Jh.), das nach Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer erbaute Ursulinenkloster, ein kleines Kastell (Hradek) aus dem 14. Jh. mit einem Bergbaumuseum sowie das Kloster Sedlec, dessen Beinhaus zahllose aus Menschenknochen hergestellte Gegenstände birgt, sorgen für ein reichhaltiges Besichtigungsprogramm.


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