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Indien - Impressionen eines Landes

Ein Bildband voller Impressionen, voller Momentaufnahmen. Die Essenz einer Arbeit zweier Fotografen, die während 36 Jahren Indien immer wieder bereisten und die den besonderen Rhythmus des Subkontinents offenbar verinnerlicht haben. Wie anders hätte eine solche fotografische Hommage entstehen können?

Welche Kontraste! Landschaften, die sich einfarbig, nicht eintönig, darstellen: grüne Reisfelder, grüne Hügel, Berge in Schattierungen von braun oder grau, braune, staubige Ebenen, Endlosigkeit. Die Menschen hingegen und ihre Umfelder sind farbig, bunt sogar. Leuchtend rote und grüne und blaue und gelbe und weiße Saris und Hemden und Turbane. Bunte Blumen, bunte Schilder, bunte Fahrzeuge, bunte Häuser. Lebenslust in einer schwierigen Umgebung?

Roland und Sabrina Michaud haben Indien zwischen 1965 und 2001 immer wieder bereist und fotografiert. Sie waren fasziniert von den Kontrasten Indiens, von seinem modernen, schnell voranschreitenden Leben, vor allem in den Städten, und von dem scheinbar ewig gleichen, archaisch erscheinenden Verrinnen der Zeit auf dem Land und in den Dörfern. Sie haben das Schöne und das Schreckliche gesehen, das in Indien näher zusammen zu liegen scheint als anderswo. In einem prachtvoll ausgestatteten, monumentalen Bildband – auch dies ein Kontrast – haben sie einige der besten Fotos aus 36 Jahren Indien ausgestellt.

Es sind Impressionen, Momentaufnahmen wie das flüchtige Lächeln einer jungen Frau, der abschätzige Blick eines ganz weiß angemalten Sadhu, Männer im Reisfeld, Tänzerinnen, Marktszenen. Und es sind Stimmungen: Landschaften, Häuser, Menschen im warmen Nachmittagslicht, in ruhiger Tätigkeit, in der Kontemplation im Tempel. Es sind ruhige Impressionen, wenig von der Hektik, den Menschenmassen, der Aggression, der Dynamik und auch der Resignation des Alltags, die auch ein bestimmender Teil Indiens sind. Es sind die Farben Indiens und über das vielfältige Licht auch die Formen.
Leider kann der Text da nicht mithalten. Er beschränkt sich auf sehr wenige Aspekte des Landes, interpretiert fast alles aus Mythen und Religionen. Er ist aus der Position des Reichtums geschrieben, aus der Freiheit heraus, als Westler Sinn aus einer fernen Kultur zu saugen, sich aber jederzeit zurückziehen zu können. Er verleitet dazu, Indien unter romantischen oder mythischen Gesichtspunkten zu sehen, die es natürlich im Land gibt, die aber für die Menschen dort nicht bestimmend sind.
Er vermittelt Projektionen von westlichen Idealvorstellungen auf ein fernes Land (es muss fern sein, um diese Funktion ausüben zu können), das diese Projektionen gar nicht erfüllen kann und – zum Glück – sich auch nicht darum kümmert. Lesenswert und ein erleichternder Kontrast die Zitate aus anderen Beschreibungen Indiens.
Aber es gibt ja vor allem die optischen Impressionen, die Farben, die Formen, die Welten der Bilder, in denen man sich verlieren kann.

fjk@saw

Roland und Sabrina Michaud (Fotos), Olivier Germain-Thomas (Text): Indien: Impressionen eines Landes, München: Hirmer 2004, ISBN: 3-7774-2215-0, 319 Seiten, 75 Euro.

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