Zwei Engel im Grünen GewölbeIm Gegensatz zu der üblicherweise eher trockenen Art Kunstführer zu schreiben, ist die vorliegende Veröffentlichung eine angenehme Ausnahme. Zumal sie sich an Kinder richtet und deren Aufmerksamkeit vom Eintritt in das Grüne Gewölbe in Dresden an fesselt: Da erwachen die beiden Engelchen Angelus und Uriel in Raffaels Madonnendarstellung eines Morgens und verlassen ihren angestammten Platz im Gemälde. Sie schweben gemeinsam mit dem Schlossgeist, der August dem Starken erstaunlich ähnlich sieht, vom Zwinger hinüber zum Grünen Gewölbe im Residenzschloss. Gemeinsam entdecken sie die dortigen Schätze aus Elfenbein und Edelsteinen. So zeigt der Schlossgeist den beiden Engelchen das Eck-Kabinett, das mit einem vergoldeten Gitter verschlossen ist. Hier standen, so erklärt der königliche Geist, einst die kunstvollen Perlfiguren. Selbstverständlich kann der Schlossgeist auch erklären, warum das Grüne Gewölbe Grünes Gewölbe heißt: „Die prächtige Decke gab es schon und die Pfeiler waren grün bemalt, wie auch die Fensternischen. Obwohl von der grünen Farbe nichts mehr zu sehen ist, hat das Museum den Namen Grünes Gewölbe bis heute behalten.“ Natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken, so den Straußenpokal und die Galeere aus Bergkristallglas. Und die Engel sind begeistert. So ruft Uriel auf dem Weg von Zimmer zu Zimmer einmal voller Begeisterung Angelus herbei: „Ich habe eine kostbare Puppenstube entdeckt.“ Das allerdings weiß der Schlossgeist besser zu erklären und grummelt: „Das ist der Thron des Großmoguls Aureng Zeb.“ An anderer Stelle fallen den Engeln Angelus und Uriel komisch geformte Etuis auf und die leeren Konsolen im Weißsilberzimmer. Hier schweben sie umher und teilen ihre Beobachtungen mit, wie auch im Silbervergoldeten Zimmer. Was es mit dem Schnitzwerk auf einem Kirschkern auf sich hat und wieso man zum Erkennen eine Lupe braucht, bleibt für die kleinen Leser und deren Eltern auch kein Geheimnis. Abgerundet wird der unterhaltsame „Museumsbesuch“ mit dem Einleger „Malen und Rätseln mit Angelus und Uriel“: Die eigene Perlfigur darf gemalt werden, zehn Fehler in den Abbildungen des Throns des Großmoguls Aureng Zeb dürfen gesucht und schließlich kann der Bernsteinschrank aus einem Puzzle zusammengefügt werden. Fazit: Ein kurzweilig geschriebener Museumsführer für Kinder, der nicht davor zurückschreckt, bei Comics Anleihe zu nehmen – und das ist auch gut so. fdp@saw C. Sturm / C. Schmidt: Zwei Engel im Grünen Gewölbe. Sandstein-Verlag Dresden. ISBN 978-3-940319-01-2. 9,95 Euro. |