Von Lübeck
nach Sankt Petersburg - oder: Ostsee der Deutschen, Westmeer der
Balten
Was haben Ännchen von Tharau, Klaus Störtebeker, Immanuel
Kant und Henrik Ibsen gemeinsam, was verbindet Lübeck mit Sankt
Petersburg, Stockholm mit Tallinn? Wie inszenieren Sänger eine
politische Revolution, warum wurde Olof Palme ermordet, und was hat
der Wodka mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu tun? Antworten auf
diese und tausend andere Fragen rund um die Ostsee bietet das Buch
von Christoph Neidhart, der den „kleinen Bruder des Mittelmeers“ kreuz
und quer, von Küste zu Küste, von Insel zu Insel bereist
hat und nun Städte und Menschen, Geschichte und Gegenwart mit
geradezu lexikalischer Akribie aufarbeitet und beschreibt. Es wäre
müßig, nach Lücken zu suchen, die Summe der Geschichten,
Erlebnisse und historischen Rückblicke formt ein geschlossenes
Bild. Für jeden Ostsee-Fahrer ist das Buch deshalb eine
unterhaltsame und lehrreiche Fundgrube.
Und
doch will Neidharts Blickwinkel kein umfassender, sondern ein persönlicher,
historisch bedingter sein.
Es sind die neunziger Jahres des vergangenen Jahrhunderts, die in seinen
Berichten aus den Anrainerstaaten im Mittelpunkt stehen. Der Zusammenbruch
des Warschauer Pakts, die Unabhängigkeit der Baltischen Staaten
und die damit einher gehende Öffnung der Ostsee sind der rote
Faden, mit dem das Meer in der Mitte Nordeuropas vermessen und abgesteckt
wird. Eigene Erfahrungen verbinden sich immer wieder mit grundsätzlichen
Erwägungen und geschichtlichen Hintergründen, die Ostsee
als Meer von historischer Bedeutung wird dadurch lebendig und greifbar.
Eher blass dagegen bleibt hinter der ausgebreiteten Wissensfülle
die Schilderung von Begegnungen im heutigen Ostseeraum, zu schnell
verlässt der Autor oftmals seine erlebte Gegenwart, um wieder
in die Vergangenheit abzutauchen.
vm@saw
Christoph
Neidhart: Ostsee. Das Meer in unserer Mitte. Marebuchverlag 2007.
ISBN 3866480547, 407 Seiten, 24,90 Euro.
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