Reise ans Ende der Nacht -oder: Aufschrei gegen ein gewalttätiges Jahrhundert
Louis-Ferdinand Céline gilt in Frankreich als einer der wichtigen Romanciers des Jahrhunderts, seine „Reise ans Ende der Nacht“ wegen ihrer sprachlichen und gedanklichen Explosivität als bahnbrechendes Werk der Erzählkunst. Doch musste er mit einem solchen Roman, entstanden unter dem Eindruck und den Folgen des Ersten Weltkriegs, wohl ein Außenseiter bleiben. Sein ketzerischer Pessimismus passte nicht in die Jahre, als Faschismus und Sowjetkommunismus eine radikale Zuversicht einforderten, passte auch nicht in die Bundesrepublik der Nachkriegszeit, als Demokratie gewagt werden durfte, und er passt auch nicht ins offizielle Bild des neuen Jahrtausends, da wieder Kreuzzüge geführt werden, die neuerdings Friedensmissionen heißen. Immerhin: Das umstrittene Buch wurde ausgerechnet jetzt neu aufgelegt und zum ersten Mal getreu und eindrucksvoll ins Deutsche übersetzt. Und weil es ein radikaler Aufschrei gegen die Verkommenheit der Welt ist, sollte man es lesen, auch wenn es weder eine erholsame Reise noch ein behagliches Lehnstuhlvergnügen verspricht. vm@saw Louis-Ferdinand
Céline: Reise ans Ende der Nacht. Roman. Rowohlt Tb
2004. ISBN 3499236583, 672 Seiten, 12,95 Euro |