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Donnergrollen

Hoch in den Norden Deutschlands sowie nach Dänemark und in die Welt der Surfer entführt der Autor seine Leser. Alles nimmt im Jahre 1941 seinen Anfang, obgleich der Mord an einem Surfer, der mit einer Harpune getötet wird, in unseren Tagen passierte. Anfänglich mag sich der Leser über den historischen Rückblick wundern, der sich mit der deutschen Besatzung Dänemarks, mit der Räumung eines dänischen Dorfes und der Verfolgung dänischer Juden beschäftigt. Doch im Laufe der Handlung wird deutlich, dass wir auch heute noch den Nachwehen der Kriegsereignisse und deutschen Kriegsverbrechen ausgesetzt sind.

Wimmer Wilkenloh: Donnergrollen, Der fünfte Fall für Jan Swensen

Es ist das Mädchen Aase, dass die deutsche Besatzung hautnah miterlebt und diese Ereignisse zeitlebens nicht vergessen kann. Was das mit dem Mord an Oleander Eschenberg zu tun hat, erfährt der Leser schrittweise im Rahmen der dramatisch arrangierten Handlung. Zunächst jedoch taucht der Leser in die Welt der scheinbar unbeschwert lebenden Surfer ein, die nur die nächste Welle im Kopf haben, auch vor Klitmøller. Oleander liebt das Meer, das für ihn der Inbegriff der Freiheit ist. Fast lyrisch-poetisch formuliert der Autor in diesem Zusammenhang: „Aus Wasser besteht der Mensch, Wasser fließt mit seinem Blut, Wasser sind seine Tränen, sein Schweiß und Urin. Im Wasser des Meeres verdient er seinen Lebensunterhalt und nur dort findet er spirituelle Anbindung.“ Dass auch Oleanders Vater eine Beziehung zum Meer hat und der Großvater williges Werkzeug in Hitlers Angriffskriegen war, gehört zur nicht unwichtigen Familiengeschichte des jungen Surfers Oleander, der ein inniges Verhältnis zu einer jungen dänischen Frau namens Freja hat, die von ihm schwanger wird. Auch Freja gehört zum Kreis der Surfer, die sich vor Klitmøller und an anderen Stränden der Welt treffen. Frejas Mutter hält allerdings nichts von Oleander. In seiner Gegenwart keift sie sogar: „Engang nazister, altid nazister.“ Ihr Hass auf alle Deutschen scheint grenzenlos, obgleich Frejas Mutter erst nach dem Krieg geboren wurde. Doch die leidvolle Geschichte hat sich wohl in die Biografien gleich mehrerer Generationen eingekerbt.

Zur Clique der Surfer zählt außerdem Kilian, der Sohn des Wirts vom Smeerkrog auf der Halbinsel Eiderstedt. Oleander und Kilian sind so etwas wie Freunde. Sie verbindet der Kick des Wellenreitens und die Suche nach der Monsterwelle, wie man sie vor Maui findet. Dort beziehen die beiden „Prügel im Schnellwaschgang der Meeresspülung“. Zwischen beiden Surfern herrscht nicht nur Konkurrenz auf dem Brett, sondern auch um Freja, sodass Oleander sich nicht sicher sein kann, ob Frejas Kind wirklich von ihm ist. Liegt hier vielleicht das Motiv für den Mord an Oleander? Ist es eine Beziehungstat?

Zum Zeitpunkt, da der Leser erstmals den Hauptkommissaren Hollmann und Swensen begegnet, ist Mord noch kein Thema, sondern ein schlichter Einbruch bei der Mutter von Oleander, die Zeichnungen von dem bekannten Oldenburger Zeichner Horst Janssen vermisst. Dass der eigene Sohn die wohl 200000 Euro teuren Originale an sich genommen hat, um zu Geld zu kommen, scheint wie ein schlechter Scherz. Wofür braucht er das Geld? Für den Surfladen, den er mit einem Kumpel betreibt? Könnte nicht auch in einem Zerwürfnis mit dem Geschäftspartner der Grund für den Mord an Oleander liegen?

Nein, wie sich herausstellt, spielt die deutsch-dänische Vergangenheit eine ganz entscheidende Rolle, aber das wird den ermittelnden Kommissaren ebenso spät klar wie dem Leser. Für Spannung bis zum Schluss des Romans ist jedenfalls gesorgt – und das ist gut so. © fdp

Wimmer Wilkenloh: Donnergrollen, Der fünfte Fall für Jan Swensen, 419 Seiten, Meßkirch 2012. ISBN 978-3-8392-1319-3, Preis 11,90 Euro



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