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Fahnenflucht

Horst (-ky) Bosetzky: FahnenfluchtDer unter seinem Pseudonym -ky bekannte Berliner Soziologe und Kriminalromanautor Horst Bosetzky nimmt uns mit in das Berlin im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs. Der Leser taucht dabei ins Berliner Milieu zwischen Alexanderplatz und Schönhauser Allee. Vier- und fünfgeschossige Mietshäuser und ihre Hinterhöfe beherrschten damals das Straßenbild. Aber auch Fachwerkhäuser von Handwerkern existierten in diesem Berliner Kiez, in dem Hertha Theuerkauf ihr Zuhause hatte. Aus Posen hatte es sie in die Reichshauptstadt verschlagen. Anschaffen ging sie, legte aber Wert darauf, dass die Herren gut betucht waren. Einen ihrer Verehrer, einen schwerkranken Oberregierungsrat, ehelichte sie. Das war von Vorteil, denn nach dem Ableben des Gatten erbte Hertha Theuerkauf ein Mietshaus in der Lottumstraße. Nun hatte die Dame ausgesorgt. Hinfort stand ihr Sinn nicht mehr nach „Liebesabenteuern“ mit dem starken Geschlecht. Stattdessen suchte sie eher die Nähe zur holden Weiblichkeit. Dass ihr das zum Verhängnis werden sollte und welche Rolle dabei ein Rasiermesser mit Monogramm sowie die Friseurin AnnaVenzlaff spielt, erfährt der Leser dieses spannungsreichen historischen Kriminalromans im weiteren Verlauf der Handlung. Dabei vermittelt der Autor dem Leser auch überaus interessante Einblicke in die Polizeiarbeit der Berliner Kriminalpolizei, die zumeist aus adligen Herren wie Fokko von Falkenrhede bestand. Ihm wurde die Ermittlungen im Fall Theuerkauf anvertraut. Alleine war er dabei nicht, stand ihm doch ein Mann mit Sinn für Humor und Mutterwitz namens Hermann Markwitz zur Seite, der mit seiner Berliner Schnauze stets für eine pointierte Bemerkung gut war.

Dass man zunächst den ehemaligen Luden und Friseursalonbesitzer Ludwig Woytasch verdächtigte, Hertha Theuerkauf auf dem Gewissen zu haben, ist Teil einer auch von Vorurteilen und Betriebsblindheit belasteten Polizeiarbeit, die erst bei akribischer Nachrecherche den wahren Tätern auf die Spur kommt. Auch der Friseur Louis Maleike, der dank seiner Verwandlungskunst und seinem schauspielerischen Können Tag für Tag in die Rolle der Friseurin Louise Schulz schlüpfte und im Salon Woytasch Kundinnen wie die ihr sehr zugetane Hertha Theuerkauf verwöhnte, geriet ins Fadenkreuz der Ermittlung. Doch außer Fahnenflucht hatte er sich keines Vergehens schuldig gemacht.

Erst ein glücklicher Zufall und gekonnte Verhörmethoden ermöglichen on Falkenrhede und Marwitz, das Verbrechen an Hertha Theuerkauf aufzuklären. Um die Tat zu vertuschen, hatte man die mit einem Rasiermesser der Marke „Schulze Stosser“ Getötete per Bahn in einem Reisekorb von Berlin nach Stettin verfrachtet. Doch auch das war ein ganz und gar unzulänglicher Versuch, einen Mord zu vertuschen, wie der Leser im Verlauf der Handlung erfährt. © fdp

Horst (-ky) Bosetzky: Fahnenflucht, Kriminalroman, 271 Seiten, Meßkirch 2013, ISBN 978-3-8392-1403-9, Preis 9,99 Euro




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