Die Lage des Landes
Das Geschäft mit den Ferienhäusern und Strandvillen hat sich erfolgreich entwickelt, und Bascombe befindet sich in der "Permanenzphase", jenem Lebensabschnitt, in dem er das reife Mannesalter in ganzen Zügen genießen will. Mit anderen Worten: Die Zukunftsperspektiven sind begrenzt, und er muss sich mit dem begnügen, was bleibt. "Die Lage des Landes" ist zeitlich um das Thanksgiving-Fest des Jahres 2000 angesiedelt und umfasst im Ganzen nur drei Tage. Drei Tage, in denen sich nicht nur ein islamistisch motivierter Bombenanschlag auf ein Krankenhaus und eine Schießerei in der Einfahrt seiner ungeliebten Nachbarn ereignen, sondern ganz Amerika gebannt auf das Ende des Präsidentschaftswahlkampfes zwischen Al Gore und George Bush wartet. Letzteres wäre nicht weiter schlimm, aber die Enttäuschung fängt schon viel früher an: Bereits nach 100 Seiten schwankt man, ob man Fords detailversessenes Ostküstenpanorama als faszinierend oder geschwätzig bezeichnen soll. Doch je länger man liest, und je mehr Handlungsstränge Ford aufreißt und sich in Nebensächlichkeiten ergießt, desto weniger Zweifel bleiben: "Die Lage des Landes" ist ein über weite Strecken langatmiges Buch, das Fords amerikanischer Lektor um ein Drittel hätte kürzen müssen. Nun, dafür kann der Berlin Verlag nichts – ihm sind nur die zahlreichen Anglizismen des Übersetzers anzukreiden, so kann im Deutschen ein Charakter keinen "guten Wert" (good value) haben. In diesem Sinne zeichnet sich der Roman weder durch Lesevergnügen noch durch good value for money aus. ran@saw Richard Ford: Die Lage des Landes. Berlin Verlag. ISBN 3827000653. 9,90 Euro |