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Alle singen im Chor

Schon wieder ein Krimi aus Skandinavien, diesmal aus Finnland, wird der eine oder andere Leser dieser Besprechungen anmerken. Doch es scheint, als sei das Reservoir guter Krimiautoren im Norden Europas beinahe unerschöpflich. Maria Kallio, die aushilfsweise und in Vertretung eines dauerhaft erkrankten Polizisten wieder in ihren alten Beruf zurückgeht und dafür ihr Jurastudium unterbricht, steht im Mittelpunkt des in Helsinki und Umgebung angesiedelten Romans. Sie muss einen Mord lösen – neben Fällen von Messerstechereien und Vergewaltigungen – der sich unter Chormitgliedern der Ostfinnischen Landsmannschaften ereignet hat. Jukka, erfolgreich, Frauenschwarm und Weiberheld, hat seine Chorbrüder und -schwestern zu einem Chorwochenende ins Sommerhaus seiner Eltern eingeladen. Es liegt an der Ostsee, recht abgeschieden, genau richtig, um den nächsten Auftritt zu proben. Doch irgendjemand scheint Jukka nicht besonders gemocht zu haben. Erschlagen liegt er eines Morgens am Steg, der in die Ostsee führt. Nach durchzechter Nacht findet Jyri ihn im flachen Wasser an einen Felsen gelehnt.

Leena Lehtolainen: Alle singen im Chor

Keine Frage, eines natürlichen Todes war Jukka nicht gestorben. Kein Wunder also, dass die Polizei ermittelt und sich Maria Kallio vom Präsidium in Pasila an den Ostseestrand nach Vuosaari begibt und erst einmal vor Ort recherchiert. Gleich bei den ersten Befragungen fällt auf, dass augenscheinlich jeder jeden verdächtig. Jukka kannte die Ermittlerin: „Es tat weh, an den Charmeur, den ich vor ein paar Jahren gekannt hatte, zurückzudenken... Ich schluckte die Tränen herunter und räusperte mich.“ Das sind die ersten Gedanken am Tatort, die jedoch rasch verfliegen. Am Ort des grausigen Geschehens sind als mögliche Täterr Antti, in den Maria Kallio beinahe verliebt gewesen ist, aber eben nur beinahe, Mirja, die Geschichtsstudentin, Tuulia, die Nichtstuerin, wie sie selbst von sich sagt, Timo, der Forstwissenschaftler, Sirkku, einst Jukkas Eroberung und nun Timos Geliebte, Jyri, der Mathematikstudent, und schließlich auch Piia, der Jukka vergeblich nachgestellt hatte. Zunächst scheint das Verbrechen für Maria Kallio nach einer Beziehungstat auszusehen, doch nach und nach kommt ans Tageslicht, das Jukka, eine dunkle Seite besaß, die mit Drogenhandel, Schwarzbrennerei und Prostitution zu tun hatte. Dass doch eine Frau und Ex-Gespielin Jukkas die Täterin ist, das wird erst im Rahmen mühseliger Ermittlungen und dank der Kooperation mit dem Rauschgiftdezernat ans Tageslicht gefördert. Neben der einfühlsamen Schilderung der Ermittlungsarbeit streut die Autorin auch immer wieder Lokalkolorit in ihren Roman ein, entführt den Leser in Bars und Cafés von Helsinki und lässt die Ermittlerin als Frau mit allen Zweifeln an ihrem Beruf erscheinen. Lehtolainen bedient aber auch die Klischees von versoffenen Finnen, wie man sie auch aus den Filmen von Aki Kaurismäki kennt.

© fdp

Leena Lehtolainen: Alle singen im Chor, Krimi, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2009, ISBN 978-3-644-40831-9, Preis 8,99 Euro.



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