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Heute bin ich blond

Heute bin ich BlondDas Buch war schon im Gespräch, als man es noch nicht kaufen konnte. Doch halt, man sollte vielleicht anders beginnen: Die Autorin war schon Gespräch, bevor man ihr Buch kaufen konnte.

Sophie van der Stap ist nämlich eine ansehnliche, um nicht zu sagen sehr gut aussehende Autorin. Sie ist jung, sie ist wohl auch klug und sie ist freimütig. Und sie hat mit ihren 25 Jahren bereits eine Hölle durchlebt. Diese Erfahrungen und Empfindungen teilen viele Frauen und Männer mit ihr und in der heutigen Zeit finden sie auch nicht mehr im Verborgenen statt. Man kann offen dazu stehen Krebs zu haben, kann von der Krankheit gezeichnet, ungestalt und kahlköpfig in der Öffentlichkeit erscheinen.

Nicht jeder derart Kranke aber kann dem Damoklesschwert über seinem Kopf so unverhohlen Paroli bieten – dies scheint nach der Lektüre dieses Buches das Privileg der jungen Krebskranken van der Stap zu sein. Die Betonung liegt auf „jung,“ denn so, wie die Autorin ihre Auseinandersetzungen mit dem bisschen noch verbleibender Hoffnung schildert, ist es dir Art junger Menschen. Derer, die eine andere Sprache sprechen als die zahllos Betroffenen der älteren Generationen. Jene begründen ihr ureigenes Verständnis für die Krankheit lebenserfahrener, geben sich weniger aufgedreht damit ab und nutzen andere Mechanismen im Kampf dagegen.

Sophie van der Staps Methode, sich mit neun verschiedenen Perücken verkleiden zu wollen, ist als Flucht vor der grausamen Wirklichkeit gedacht, und streckenweise funktioniert die Farce beim Schminken, Aufbrezeln, Shoppen und Flirten. Allerdings frisst der Krebs diese Fassaden immer wieder auf.

Das tut dem Buch gut, denn die Verschönerungsattitüden der Autorin erscheinen über weite Strecken schlicht oberflächlich und damit völlig am Anspruch des Buches vorbei. Zumal all das in Formulierungen vorgebracht ist, die sich wahrlich nicht lohnen, in Stein gemeißelt zu werden. Das ist schade, denn das Buch könnte Mut machen. Doch so cool und so toll und so erfinderisch und so beliebt und so schön Sophie van der Stap sich darstellt, ist sie selbst für jung erkrankte Krebspatienten einfach zu super, um sich ein Beispiel an ihrer Leidensgeschichte nehmen zu können.

Weit über diese gesamte Thematik heraus und dennoch nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sind die in dem Buch enthaltenen Plädoyers für Familien und für Freundschaften. In diesem Rahmen möchte man sogar Sophie van der Stap sein.

usch@saw

Sophie van der Stap: Heute bin ich blond. Droemer Verlag. ISBN 3426780917. 8,95 Euro

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