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BOX! Du hast nur diese eine Chance

Man muss ihn einfach gern haben, dieses Knuffmann den man auf dem Titel des Buches am Boxring sieht. Obwohl man eigentlich gar kein Buch übers Boxen lesen wollte und schon gar nicht über ein Profiboxcamp in Halle.

Halle? Ex-DDR? Jugendliche mit kaum wahrnehmbaren Zukunftschancen – schon immer. Das heißt: auch schon während DDR Zeiten. Das bekam Jung-Uwe auch mit, doch konnte er sich, nicht zuletzt seiner familiären Historie wegen, ziemlich hoffnungsfroh im Tempel des DDR Kader Boxsports etablieren.

Uwe Schuster mit Philipp Kohlhöfer: BOX! Du hast nur diese Chance

Wenn da bloß nicht diese maßlose Hingabe zum vielen Essen und Trinkengewesen wäre. Irgendwann muss Schuster sich seinen zu vielen Pfunden geschlagen geben, und wird von einer minute zur anderen gnadenlos ausgemustert. So gnadenlos, dass selbst sein Trainer, der uns allen bekannte Uli Wegener, ihn plötzlich nicht einmal mehr wahrnimmt.

Doch Schuster driftet nicht ab, getreu seinem Motto: Hinfallen ist in Ordnung, noch mal hinfallen macht auch nichts, sogar hundertmal hinfallen ist nicht schlimm, solange man immer wieder aufsteht. Und Schuster wird mit jeder aufgeschlagenen Seite seines Lebens dem Leser sympathischer. Seine Bemühungen, seine Vita nicht nur lebenswert sondern auch erfolgreich zu gestalten. Sein unerschütterlicher Humor, der sich durch all seine Beschreibungen zieht. Sein Staunen, sein fast schon philosophischer Mut, seine unbedingte Hingabe zum Da-sein.

Als äußere Einflüsse dann seinen 10-jährigen, stark übergewichtigen Sohn aus der Bahn schmeißen, wird Uwe Schuster zum Commander. Der das größte Profiboxcamp Deutschlands in Halle leitet. Der dort eine erkleckliche Zahl viel versprechender Profiboxer herangebildet und nicht zuletzt seinem Sohn den Weg dahin gezeigt hat, dass er bereits im Vorprogramm von Wladimir Klitscho boxte.

„Herangebildet“ ist der treffende Begriff, denn Ausbildung alleine würde in dem Milieu, in dem der Commander herrscht, zu nichts führen. Sind die Kids, aber auch die Älteren, die zum Boxen kommen, doch überall woanders schon gescheitert. Einige von ihnen sind kriminell geworden, bevor sie wussten, dass es ein anderes Leben gibt, andere liefen mit, weil sie nicht wussten, wohin sonst. Sie leisten höchstrichterlich verhängte Arbeits- und Sozialstunden ab, sie sind voller Wut, auf die Welt, auf die Vorgesetzten, auf ihr Leben, auf sich.

Und in diesem Stadium treffen sie auf einen Commander, der ihnen sagt, wie uncool es ist, sich draußen zu prügeln, wenn man die Kraft doch zum richtigen Boxen einsetzen kann. Sie hören ihm zu, wenn er sagt, dass neue Weg beim gehen entstehen, und dass man einfach mal probieren muss, was sich gut für einen selbst anfühlt. „Wer es nicht versucht, der kann ja nicht gewissen!“

Man muss ihn einfach gern haben, diesen Knuffmann Uwe Schuster! Während man sich mühelos durch seine Geschichte liest, mitgenommen wird von seiner positiven Ausstrahlung, von seinem Mut und seiner Message, klar verfasst in einem ehrlichen Buch.

Das dem Leser nicht nur alles Mögliche zum Boxen vermittelt, sondern so ganz nebenbei ein Gesellschaftsportrait der DDR in ihren Hoch- und den Auslaufzeiten beschreibt – grandios!

Mit Dank an Philipp Kohlhöfer, der die Sprache Uwe Schusters beibehielt.

usch@saw

Uwe Schuster mit Philipp Kohlhöfer: BOX! Du hast nur diese Chance. Heyne Verlag. ISBN: 978-3-453-60187-1. 13,00 Euro.



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