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RuhrKompakt - Der Ruhrgebiets-Erlebnisführer

Kompakt ist zutreffend, jedoch wenig handlich und sicherlich auch nicht gerade nutzerfreundlich ist zudem ein Charakteristikum der Veröffentlichung. Beeindruckend ist jedoch, was da im Ziegelsteinformat auf 752 Seiten zusammengetragen wurde. Allerdings: Wer möchte sich schon auf einer Ruhrtour mit einem derartigen schweren Druckwerk belasten? Wohl niemand. So fragt man sich, für wen ein solcher Erlebnisführer eigentlich gedacht ist. Gewiss, wer mit dem Auto unterwegs ist, der hat kein Problem mit dem „Schwergewicht“. Auch derjenige, der im Ruhrgebiet wohnt, aber endlich mal die für ihn unbekannten Ecken kennenlernen möchte, tut sich nicht schwer mit diesem umfänglichen Erlebnisführer.

A. Nöllenheidt/Th. Kirfel: RuhrKompakt, Klartext-Verlag

Freizeit, Natur, Sport, Industriekultur, Städte, Geschichte und Kunst & Kultur sind die „großen Themen“, die aufgegriffen werden. Übersichtsbeiträge erleichtern den Einstieg auch für die, für die das Ruhrgebiet Neuland ist. Von A bis Z werden Ruhrgebietsstädte vorgestellt, wobei man allerdings kritisch anmerken muss, ob diese Zuordnung immer stimmig ist. Gehört Bocholt mit seinem musealen TextilWerk an zwei Standorten wirklich zum Ruhrgebiet oder doch eher Münsterland? Die Angaben zu den Städten sind sehr knapp und fast stichwortartig gehalten, was man auch bei Bochum sieht. Eigentlich finden die wesentlichen Sehenswürdigkeiten wie das Deutsche Bergbaumuseum oder das Museum unter Tage im Schlosspark Weitmar nur eine Erwähnung. Gleiches gilt für Dortmunds neuen Stadtteil Phoenix oder das Dortmunder U und den Revierpark Mattlerbusch von Duisburg. Was sich eigentlich hinter den genannten Duisburger Akzenten verbirgt, muss man gesondert im Erlebnisführer an anderer Stelle recherchieren. Was es mit dem kultur,gebiet CONSOL in Gelsenkirchen auf sich hat oder dem Wasserschloss von Herten, erhellt sich nur, wenn man tiefer in die Materie, sprich den Erlebnisführer, einsteigt. Veröffentlichte Webadressen hierzu sucht man im Städtekapitel vergeblich. Die folgen dann in anderen Kapiteln. Ob das nutzerfreundlich ist, ist zu hinterfragen.

Etwas ausführlicher beschreiben die Autoren Burgen, Herrenhäuser und Schlösser, so auch Haus Laer und Schloss Beck. Für diese Schlösser findet man im entsprechenden Adressenteil Hinweise auf Veröffentlichungen im Netz, sodass man auf eigene Faust Näheres in Erfahrung bringen kann. Vielleicht ist aber auch eines der schönsten Wasserschlösser Westfalens, Schloss Lembeck, das das besondere Interesse weckt. Es ist, so erfahren wir, eine Dreiflügelanlage und von dem wohl berühmtesten Barockbaumeister Westfalens, Conrad Schlaun entworfen worden. Wer bisher nicht wusste, dass das Schloss Borbeck und Schloss Hugenpoet zu Essen gehören, der wird es nach der Lektüre der „Ruhrgebietsenzyklopädie“ wohl wissen.

Eingestreut sind ins Kapitel über Burgen und Herrenhäuser u. a. Beiträge wie „Winde der Nordsee-Mühlen“ sowie „Stadtgeschichte – Rathäuser“. Ritterspektakel und Mittelalterfeste finden in der Oberhausener Burg Vondern statt, die man übrigens abseits solcher Feste auch besuchen kann. Nur noch Ruine ist die Burg Hardenstein in Witten. Im benachbarten Wetter gibt es gleich zwei derartige Burgruinen.

Wer sich für Klöster und Kirchen interessiert, findet entsprechende Angaben im Erlebnisführer, so auch über die neugotische Christuskirche (Bochum) oder die Kulturkirche Heilig Kreuz (Bottrop), ein Kind der 1950er Jahre und seit 1988 unter Denkmalschutz gestellt. Ein Blickfang in Duisburgs Innenstadt ist die Salvatorkirche. Im expressionistischen Stil wurde in Gelsenkirchen die eh. Pfarrkirche Heilig Kreuz errichtet. Gedacht ist daran, dieses eh. Gotteshaus zukünftig als Multifunktionsbau zu nutzen.

Unvollkommen wäre ein Erlebnisführer ohne die zahlreichen Museen des Ruhrgebiets zu erwähnen: angefangen von der Städtischen Galerie „sohle 1“ (Bergkamen) und dem Bochumer Eisenbahnmuseum über das Medizinhistorische Museum (Bochum), das Dortmunder Brauereimuseum, DASA Arbeitswelt (Dortmund), das Lehmbruckmuseum (Duisburg), das Essener Designzentrum oder das Hagener Kaltwalzmuseum. Skurriles wie das Giraffenmuseum (Dortmund) mit 30000 Objekten wird dabei nicht ausgelassen. Angesichts der ausführlichen Beschreibung der Museen, die in den Städteporträts nur erwähnt wurden, findet man gewiss ein lohnendes Ausflugsziel für sich.

Festivals und regelmäßige Veranstaltungen wie Tatort Jazz in Bochum werden präsentiert, aber auch Theater und Tanztheater, nicht nur in Essen. Schließlich sind es, wie nicht anders zu erwarten, auch die Route der Industriekultur sowie Halden und Landmarken, die in der Veröffentlichung einen breiten Raum einnehmen. Fußball und Freizeit kommen als Themen ebenso wenig zu kurz. Die Fülle der Informationen ist beeindruckend, doch man muss sie auch bewusst filtern, um nicht von der Infolast erschlagen zu werden.

Text: © ferdinand dupuis-panther

A. Nöllenheidt/Th. Kirfel: RuhrKompakt, Klartext-Verlag, ISBN 9 783837 509 151, Preis 16,95 Euro

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