Ziemlich romantische Stimmung

Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns durch Bamberg

Text und Fotos: Ulrich Traub

Sie ist auf sieben Hügeln erbaut, auf einem thronte die Peterskirche. Der Herrscher, der den Grundstein für die herausragende Rolle dieser ehemaligen Kaiserstadt legte, wollte sie zum Zentrum der christlichen Welt ausbauen. Der Vergleich mit Rom liegt da auf der Hand.

Bamberg - St. Michael

St. Michael auf dem Michaelsberg, einem der sieben Hügel des fränkischen Roms

Heinrich II. schenkte den von ihm so geliebten Flecken, das heutige Bamberg, seiner Gattin Kunigunde zu Beginn des 11. Jahrhunderts zur Hochzeit. Damit setzte er den Ausgangspunkt einer fast tausendjährigen Geschichte, die in den Mauern der Stadt, die Kriege und Krisen nahezu unversehrt überstanden hat, lebendig geblieben ist. Ende 1993 wurde Bamberg von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Bamberg - Altstadt

Impression in der von der Unesco zum Weltkulturerbe gezählten Altstadt Bambergs

So ist es nicht verwunderlich, dass Bamberg Ende des 18. Jahrhunderts als Wiege der Romantik galt. Viele schwärmerische Seelen wallfahrten in die Stadt. Von einem der wohl bekanntesten Bürger der Stadt, dem Dichter, Komponisten und Maler E.T.A. Hoffmann, wollen wir uns durch das alte Bamberg leiten lassen.

Bamberg - Denkmal E.T.A. Hoffmann

Denkmal für einen Streuner: der Dichter mit dem geschulterten Kater Murr

Hoffmann kommt vor 1808 nach Bamberg. Im Gepäck hat dieser in vielen Künsten bewanderte Mann große Hoffnungen auf ein ersprießliches Künstlerdasein. Hoffmann folgt einem Ruf als Musikdirektor ans Bamberger Theater, das heute seinen Namen trägt. Der gebürtige Königsberger, den es immer nach Italien gezogen hatte, erlebt die Schönheit Bambergs als südländisch. An einen Freund schreibt er: „Komm in das herrliche südliche Deutschland“ - und meint Bamberg. „Überhaupt bin ich mit dem Orte meines Aufenthaltes sehr zufrieden, da er sich ganz dazu eignet, ein ruhiges Künstlerleben zu führen.“

Gerne folgen wir den Spuren des träumerisch sehnsüchtigen Hoffmann. Zwischen Traum und Wirklichkeit spukt der Geist des Mittelalters. Wir lassen uns in Gassen locken, deren Weg über holpriges Pflaster und steile Stufen zur höher gelegenen Bischofsstadt führt, flanieren in den Straßen der barocken Bürgerstadt und lauschen den Geschichten, die die reich verzierten Häuserfronten erzählen.

Bamberg - verzierte Hausfassade

Häuserschmuck: In barocker Pracht strahlen viele Fassaden in der Bamberger Altstadt

Schließlich kehren wir in ein Wirtshaus ein - am besten ins berühmte Schlenkerla - wo man noch heute nach leiblichen Genüssen mit einem Rauchbier (eines der wenigen alkoholischen Getränke, die Hoffmann ablehnte) auf die Volksweisheit ‚Unterm Krummstab ist gut leben’ anstößt.

Denn natürlich ist Bamberg eine Stadt, deren Geschichte die Kirche geprägt hat. Deutlich sichtbares Zeichen der Kirchenmacht ist die Bischofsstadt, die nur vom Michaelsberg mit dem gleichnamigen Kloster überragt wird. E.T.A. Hoffmann zog es häufig in den viertürmigen Dom. Hier interessierte unseren Romantiker indes vielmehr die Musik als das verkündete Wort. Außerdem trieb er im Dom Studien zur Architektur, die ihm bei der Bemalung des Turms der Altenburg halfen, einem auf den Hügeln Bambergs gelegenen Rückzugsort des Künstlers. Leider sind die Fresken nicht mehr erhalten.

Bamberg - Wohnhaus

Hier lebte Hoffmann während seiner Bamberger Jahre, im so genannten „Poetenstübchen“

Zurück in der Stadt der Bischöfe treffen wir unseren Musikus wieder, der in Bamberg seinen dichterischen Durchbruch schafft und hier seinen ersten Verleger findet. Hoffmann kommt von einer seiner vielen Gesangsstunden, die er, um sein schmales Salär aufzubessern, in den Häusern der reichen Bürgerfamilien gibt, und sich dabei verliebt hat. In der Langen Straße erinnert eine Gedenktafel am Wohnhaus der 13-jährigen Julia Marc an diese natürlich unerfüllte Liebe. Hoffmanns Hochschätzung der fränkischen Damenwelt ist wie manch andere Begebenheit aus den Bamberger Jahren - ob wahr oder unwahr - in seine Literatur eingegangen.

Wir folgen dem Künstler, den man sich heftig gestikulierend vorzustellen hat, wie seine Biografen meinen, als wolle er der Enge der Gassen entfliehen. Er streunt auf der Suche nach einer Gelegenheit, seinen Träumen Flügel zu verleihen, durch die Gastwirtschaften. Zahlreiche findet man noch heute. Wie eben vieles in dieser Stadt hat auch die barocke Sinnesfreude, die der trinkfreudige Hoffmann an den Bambergern so geschätzt hat, überlebt.

Bamberg - Denkmal der Stadtpatronin Kunigunde

Ihr soll schon Hoffmann zugezwinkert haben: Stadtpatronin Kunigunde, eine der seltenen Heiligen, die lächeln

Vom Alten Rathaus, für dessen Bau man eine Insel in der Regnitz anlegte, wo Hoffmann der Stadtpatronin Kunigunde zuzwinkert, einer Heiligen, die lächelt, führt er uns in die Eisgrube, eine dunkle Gasse, wo ihn der große Türknauf verschreckt, der ein feixendes Apfelweib zeigt. In E.T.A. Hoffmanns „Der goldene Topf“ ist dieses Motiv unsterblich geworden.

Bamberg - Türknauf

Der Schrecken Hoffmanns: ein grinsendes Weib als Türknauf

Bald scheint es den weinseligen Dichter und Musiker nach Hause zu drängen, in das „Poetenstübchen“, wie er seine Wohnung am heutigen Schillerplatz nennt. Gegenüber liegen seine wichtigsten Wirkungsstätten, das Theater - und das Lokal Theaterrose. Doch vorher will Hoffmann mit uns noch durch den Englischen Garten zum Ortsteil Bug lustwandeln, um dort in seinem liebsten Ausflugslokal einen letzten Bocksbeutel zu leeren. Kein Wunder, dass er auf dem Rückweg glauben wird, einem sprechenden Hund begegnet zu sein, der unter dem Namen Berganza eine von Hoffmanns literarischen Titelgestalten werden sollte.

Wie dem auch sei, in Begleitung des genialen Künstlers und romantischen Streuners lernt man Bamberg von seiner schönsten Seite kennen. Bereitwillig pflichten wir Hoffmann bei, der häufig seinem Tagebuch anvertraute: „Ziemlich romantische Stimmung.“ 

Information

Bamberg Tourismus
Geyerswörthstr. 3
96047 Bamberg
Tel: 0951/871161
www.bamberg.info

 

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