Wo die Seele den Himmel berührt

Eine Nacht auf der Almhütte

Text und Fotos: Adrienne Friedlaender

„Kann ich dort oben den Himmel berühren?“ Der vierjährige Juri zeigt mit seinem Zeigefinger hoch zum Gipfel des Berges. „Oben“ - das ist das Bodenschneidhaus (1) in 1.350 Meter Höhe. Die bewirtschaftete Hütte liegt direkt unter dem Gipfel des gleichnamigen Berges im oberbayerischen Manfallgebirge. Dort wollen wir die letzte Nacht unserer Wanderferien durch das Tegernseer Tal verbringen.

Bodenschneidhaus

Bodenschneidhaus

Am Wildbach entlang geht es durch den herbstlichen Wald stetig bergauf. Im Rucksack haben wir das Nötigste für eine Nacht und natürlich eine große Portion Abenteuerlust. Nur die blauen Punkte auf den Bäumen dienen als Wegweiser über Steine und den holprigen Laubboden. Plötzlich aber lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf sanft hügelige Almwiesen frei, die sich weitläufig vor der Kulisse der Gebirgskette ausbreiten. Wie für uns bestellt, äsen nur ein paar Meter entfernt zwei Hirsche und vollenden die friedvolle Szenerie. „Ich sehe ein Haus“, johlt der neunjährige Jonah, der schon hüpfend hinter der nächsten Kurve verschwunden ist, mit einer Begeisterung, als wären wir nicht sechs Kilometer, sondern bereits Tagesreisen von der Zivilisation entfernt.

Wir sind am Ziel. Mitten in einer großen Wiese liegt die Berghütte, die schon über 100 Jahre als Stützpunkt für Bergsteiger und Wanderer dient. „Das ist ja ein richtiges Haus“, staunt Jonah, der offenbar bei der vom Alpenverein als Hütte bezeichneten Unterkunft mehr einen Unterschlupf in Gartenhausgröße erwartet hatte. Aber dies ist ein kleiner einladender bayerischer Gasthof mit bunt bemalten Wänden und grünen Fensterläden vor den Sprossenfenstern. Es ist das Bodenschneidhaus. Und es bietet Platz für 45 Übernachtungsgäste.

Bodenschneidhaus - Schafe

Mit fröhlichem Glockengebimmel begrüßt uns eine Schafherde. Neugierig trotten die zutraulichen Tiere auf uns zu. Dicht gefolgt von Petra, der Wirtin der Almhütte, die uns ein Haferl Kaffee, Kaiserschmarren und Johannesbeerschorle anbietet und sich nach den Klettererlebnissen der Kinder erkundigt.

Nachdem die Kinder die Gegend erkundet haben, wird die Hütte erobert

Bodenschneidhaus

Die Stufen der alten Holztreppe, über Jahrzehnte abgetreten von müden Wanderbeinen, stöhnen bei jedem Schritt nach oben. Für die Nacht können wir zwischen Zimmerlager (ein einfaches Doppelzimmer mit richtigem Bett) und Matratzenlager (Mehrbettunterkunft auf Matratzen oder in Etagenbetten) wählen. Wir entscheiden uns für das Matratzenlager – so kann die ganze Familie zusammen schlafen. Die Bauernmalerei auf der windschiefen Tür blättert an einigen Stellen schon ab. Der blaue Enzian hat seit langem schon nicht nur seine Farbkraft sondern auch schon einige Blätter eingebüßt. Durch die Fenster des Herbergszimmers fällt ein letzter Strahl goldenes Licht ins Zimmer, bevor die Sonne gemächlich hinter den Bergen versinkt.

Bodenschneidhaus

Der Geruch verbrannten Holzes aus dem Kachelofen vermischt sich mit dem Duft von Rotkohl und Bratkartoffeln aus der Küche und lockt uns zurück in die warme Gaststube. Nur schummrig flackert das Licht unter dem gerüschten Leinenstoff der Lampen hervor - Strom gibt es keinen auf der Alm. Beim Abendessen erzählen Petra und Hanno Geschichten aus den Bergen und schwärmen von den einsamen Wintern in der Hütte. Denn auch wenn die Bergwelt im Schnee versinkt, hält Petra immer einen heißen Kakao oder eine deftige Brotzeit für unerschrockene Hüttenbesucher bereit. Viele Gäste tauchen dann mit Schneeschuhen und Schlitten bewaffnet im Bodenschneidhaus auf, bevor sie die sechs Kilometer lange Strecke auf dem geräumten Wanderweg zurück ins Tal hinab rodeln.

Schon bald nach dem Abendessen verschwindet ein müder Wanderer nach dem nächsten aus der Gaststube und schon kurze Zeit später ist kein Mucks mehr aus den Betten zu hören.

Tiefschwarz umhüllt die lautlose Nacht die Berghütte. Ganz nah scheinen die Sterne am klaren Himmel. Fast glaubt man, den Himmel berühren zu können.

 

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