Tipp Nr. 10

Der Blautopf von Blaubeuren

Wer durch Blaubeuren spaziert, der wird, ähnlich wie in Riedlingen und Munderkingen, Fachwerkbau neben Fachwerkbau sehen. Da man gegenüber dem Kloster zur Grundsteuer verpflichtet war, baute man auf möglichst kleinem Grundriss einen Steinsockel, auf den das in den Straßenraum verspringende Fachwerk aufgesetzt wurde. Zu sehen sind unter anderem Bauwerke aus der Zeit vor 1500, zu erkennen an dem sogenannten alemannischen Mann, einem in die Schwelle des Fachwerks eingezapften „Stiel“ mit „Kopf“ und „Armen“. Wer sich für Stadtarchitektur interessiert, wird beim Stadtrundgang gewiss fündig, ob er nur das Heilig-Geist-Hospital aufsucht oder „Klein-Venedig“. Doch der Blautopf ist es, der die Besucher auf Blaubeuren neugierig macht.

Blaubeuren - Kapelle des Stadtfriedhofs

Aufbau der Spitalverwalterkanzlei auf der Kapelle des Stadtfriedhofs

Hätte sich der Pforzheimer Höhlenforscher Jochen Hasenmayer nicht 1985 auf einen zugegebenermaßen wagemutigen Tauchgang begeben, wir wüssten heute rein gar nichts von dem Höhlensystem, zu dem man über den Blautopf gelangt. Hasenmayer gilt als der Entdecker der Blautopfhöhle. Schwimmend – er brauchte neun Stunden – erreichte Hasenmayer auch den sogenannten Mörike-Dom.

21 Meter tief ist der Blautopf und damit eine der tiefsten und größten Karst-Quellen Deutschlands. Das Wasser hat eine Temperatur von 9 Grad Celsius, eine wahre Herausforderung bei jedem Tauchgang. Dass einige Taucher bei dem Unterfangen ins unterirdische Höhlensystem des Karstgebirges vorzudringen, ums Leben kamen, sei an dieser Stelle nur erwähnt. Wer in dieses System von Höhlen und Schloten eintaucht – etwa 10,5 Kilometer sind unterirdisch unterdessen vermessen –, landet schnell bei einer Tiefe von 45 Metern. Daher ist auch nur ein langsames Auftauchen möglich. 2002 ist der letzte Taucher beim Tauchgang im Blautopf zu Tode gekommen, weil er Panik bekam, nachdem er in einen Siphonstrudel geraten war.

Für diejenigen, die am Blautopf stehen, muten die Zahlen über die Welt unter Tage ganz unglaublich an: Der sogenannte Mörike-Dom ist eine Halle, in die das Ulmer Münster spielend hineinpasst. Allein die Wasserfläche der Höhle hat das Ausmaß von 120 Meter auf 40 Meter. Es gibt außerdem ein unterirdisches Canyon-System von 4,5 Kilometer Länge, in dem es tost und braust, sodass einem der Kopf gehörig dröhnt.

Die sogenannte Schüttung des Blautopfs reicht von 250 bis zu mehr als 32 000 Litern Wasser pro Sekunde. Dabei wird diese Schüttung nur noch von der des Aachtopfs übertroffen. Die Schüttung beeinflusst auch die Farbe des Blautopfs, der nicht immer türkis-bläulich schimmert, sondern bei 22 000 Litern pro Sekunde auch mal gelblich-bräunlich. Das ist allein dem Umstand zu verdanken, dass aus der Tiefe der Quelle auch Schlamm ausgespült wird.

Der Blautopf von Blaubeuren

Der Dichter Eduard Mörike hat den Blautopf in seiner Geschichte der schönen Lau verewigt und darin schreibt er unter anderem: „Gen Morgen sendet er ein Flüsschen aus, die Blau, welche der Donau zufällt. Dieser Teich ist einwärts wie ein tiefer Trichter, sein Wasser von Farbe ganz blau, sehr herrlich, mit Worten nicht wohl zu beschreiben; wenn man es aber schöpft, sieht es ganz hell in dem Gefäß.“ Aber was wäre der Blautopf ohne eine schöne Wasserjungfrau mit fließenden Haaren, die wir in Stein gehauen am Rande des Blautopfs entdecken: „ Zuunterst auf dem Grund saß ehmals eine Wasserfrau mit langen fließenden Haaren. Ihr Leib war allenthalben wie eines schönen, natürlichen Weibs, dies eine ausgenommen, daß sie zwischen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß und zärter als ein Blatt vom Mohn. … Beim Volk hieß sie die arge Lau im Topf, auch wohl die schöne Lau.“

Unterdessen gibt es auch einen trockenen Zugang über einen Schacht an der Bundesstraße 28. Ob dieser Zugang für die Öffentlichkeit einen Blick in die Unterwelt erlauben wird, steht allerdings zurzeit noch in den Sternen.

Blaubeuren Benediktinerkloster

Neben dem Blautopf soll noch auf ein weiteres Highlight des Städtchens hingewiesen werden, auf das im 11. Jahrhundert gegründete ehemalige Benediktinerkloster. Den Bildersturm der Reformationszeit hat das Kloster fast unbeschadet überstanden, sodass man auch heute noch den spätgotischen Hochaltar und das Schnitzwerk des Chorgestühls bewundern kann. Beide stammen aus Ulmer Werkstätten. Heute ist im Kloster das Evangelisch-Theologische Seminar, ein altsprachliches Internat-Gymnasium, untergebracht. Abschließend soll noch auf Blaubeurens „Klein-Venedig“ aufmerksam gemacht werden, das von der Aach durchflossen wird. Dies war die Voraussetzung, dass sich die Gerber hier und nicht etwa in der heutigen Gerbergasse niederließen. Der sogenannte Hohe Wil ist das wohl schönste Fachwerkgebäude in „Klein Venedig“ und erhielt den Namen Hohe Wil wegen des sehr steilen Daches. Noch immer arbeitet übrigens ein Weißgerber in Klein Venedig, es ist die Gerberei H. und K. Widenmann.

Informationen

Stadt Blaubeuren
http://www.blaubeuren.de

ARGE Blautopf
http://www.blauhoehle.com/www/

Weißgerberei Widenmann GmbH
Hirschgasse 12
89143 Blaubeuren
http://www.weissgerberei.de

 

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