Tipp Nr. 11

urmu Blaubeuren

Neandertaler und moderner Mensch, die beide wohl zeitgleich am Rande der Schwäbischen Alb gelebt haben und deren Zeugnisse in den Höhlen rund um Blaubeuren entdeckt wurden, darunter die ersten Musikinstrumente, sind die Hauptpersonen, deren Alltag wir im urmu begegnen. Mit Hannes Wiedmann, seines Zeichens Archäologe und Mitarbeiter des urmu, in die Urgeschichte einzutauchen ist ein Glücksfall, kann er uns doch sachkundig auf der Zeitreise in die Altsteinzeit begleiten.

urmu Blaubeuren

Zunächst betreten wir im Museum eine stilisierte Höhle. Auf einem Monitor brennt ein Feuer, was in Höhlen wegen des mangelnden Rauchabzugs jedoch selten der Fall war, sieht man von der Brillenhöhle einmal ab. Wir werden mit Materialien konfrontiert, die für die Neandertaler von Nutzen waren: Zu sehen ist z. B. Jurafeuerstein, der Verwendung bei der Werkzeugherstellung fand. Darüber hinaus sieht man Plattenfeuerstein aus dem Altmühltal, der seinen Weg an die Donau gefunden hat, und schließlich Radiolarit, der aus den Alpen mit den Eismassen in die Donaugegend kam. Aus dem Elfenbein von Mammutstoßzähnen wurden Schmuck, Figürchen und Musikinstrumente wie Flöten gefertigt. Teile eines Pferdekiefers fanden Verwendung als Schaber für Häute. Auch Rentiergeweihe konnten als Nutzwerkzeug gebraucht werden. Einige Exponate wie ein Schwirrholz aus der Grotte de la Roche sind in Rekonstruktion ebenso ausgestellt wie zumeist nackte Venusstatuetten aus der Zeit 29 000-23 000 v. u. Zt. Aus Gönnersdorf stammen stabförmige Venusfiguren und vom Petersfels die Venus aus Gagat.

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Begeben wir uns nun auf den Vorplatz der Höhle. Museal wurde das Leben in einem Lager vom Ende der Eiszeit gekonnt inszeniert. Der zeltartige Unterschlupf konnte dank Bodenverfärbung der ehemaligen Zeltpfosten nachgewiesen werden.

Vor dem Zelt befindet sich in der Inszenierung eine Feuerstelle mit Knochen und Holz. Aus frisch abgezogenen Häuten wurde ein „Kessel“ gefertigt, in den man heiße Steine legte, um Essen kochen zu können. Rentiergeweihschaufeln dienten dazu, die heißen Steine aus dem Feuer zu holen. Dass feste Behausungen vorhanden waren, weiß man aus Funden in der Brillenhöhle und von einer Fundstelle bei Ehigen, wo man auf eine rund 14 000 Jahre alte Trockenmauer gestoßen ist.

Die wichtigste Jagdbeute der Menschen der letzten Eiszeit war das Mammut, von dem man Rippen, einen Stoßzahn und einen Kiefer ausgestellt hat. „Hier sehen sie einen Zahn eines Mammutbabys, das im frühen Frühjahr geboren wurde. Die Menschen, die damals hier lebten, haben es erlegt und verspeist. Das war natürlich weniger gefährlich als an ein erwachsenes Mammut heranzugehen. Man darf sich aber nun ja nicht vorstellen, dass sie stets Mammuts gejagt haben, wie dies in Filmen oder Büchern vorkommt. So viele Tiere gab es gar nicht. Wir gehen davon aus, dass auf der Schwäbischen Alb eine, maximal zwei Mammutherden existierten. Erwachsene Tiere brauchten pro Tag 200 Kilo pflanzliche Nahrung und streiften daher ausgiebig umher. Fallgruben für Mammuts sind reine Fantasie. Sie sind nirgends nachgewiesen. Wie sollte das doch mit dem einfachen Werkzeug gelingen, bei Permafrostboden“ so Hannes Wiedmann. Murmeltier, Höhlenbär, Steinbock und Rentier wurden, so Wiedmann, nachweislich von den „Eiszeitmenschen“ erbeutet und landeten dann im heimischen „Kochtopf“.

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Dass Leder von Mammut und Rentier verarbeitet wurde, konnte man mithilfe von Pfriemen, Nähnadeln und Steinwerkzeugen nachweisen. Tierfett, Hirn oder Rötel dienten als Gerbmittel. Zugleich weiß man unterdessen, dass Neandertaler und der moderne Mensch zeitweilig im gleichen Lebensraum gehaust haben. Daher werden Neandertaler und modernder Mensch in der musealen Inszenierung miteinander konfrontiert.

Unser Blick fällt beim Weitergehen auf filigranen Schmuck, der bis zu 40 000 Jahre alt ist: Doppellochperlen aus Elfenbein, Zahnanhänger in Gestalt eines Bären und eines Eisfuchses sowie körbchenförmige Anhänger. In einer Vitrine fällt unser Blick auf Phallussymbole, Venusfigürchen und einen Löwenmenschen. Es müssen auch Hyänen nahe Blaubeuren gelebt haben, denn man fand in der Geißenklösterle-Höhle versteinerte Speisereste und versteinertes Exkrement dieses Raubtiers.

Des Weiteren zeigt man im urmu auch die Grabungsfunde aus der Großen Grotte, dem Geißenklösterle oder dem Hohle Fels, darunter ein Wasservogel, die Venus vom Hohle Fels und die schon angesprochenen Flöten, für die einige Hörstationen eingerichtet wurden. So kann sich jeder von dem Klang dieser steinzeitlichen Musikinstrumente ein Hörbild verschaffen. Allerdings gespielt werden moderne Weisen, denn die altsteinzeitlichen kennen wir natürlich nicht, da schriftliche Aufzeichnungen wie Noten nicht existieren.

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Auffallend ist, dass teilweise moderne Kunst mit altsteinzeitlichen Artefakten konfrontiert wird. So zeigt man Otto Baums „Urmutter“ von 1940 im Kontext der Venusfiguren oder den „Sitzenden Jüngling“ von Berthold Müller-Oerlinghausen von 1952. Dabei geht es vor allem darum, die Verbindungslinien zwischen den steinzeitlichen Kunstformen und den modernen aufzuzeigen.

Informationen

urmu Blaubeuren
Karlstraße 21
89143 Blaubeuren
www.urmu.de

 

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