Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Gutach

Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof durch den Schwarzwald wandern

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

 

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach

Der Besuch des Freilichtmuseums ersetzt gewiss nicht das Wandern auf dem Westweg oder auf dem Flößerpfad Kinzigtal, aber zumindest bekommt man einen Einblick in die Lebensweise zwischen südlichem und nördlichen Schwarzwald. Rund um den Vogtsbauerhof, der an Ort und Stelle geblieben ist, hat man 23 Bauwerke unterschiedlicher Architektur zusammengetragen, ob vom Schauinsland auf 1100 m ü. M, von Oberwolfach im Kinzigtal oder vom Hotzenwald. Die Höhen und Täler des Schwarzwaldes sind im Museumsareal nicht auszumachen, da sich dieses weitgehend eben entlang der Bahnlinie Richtung Hausach erstreckt. Wer mit der Bahn anreist, kann mit der Schwarzwaldbahn bis zum Haltepunkt Vogtsbauernhof, Gutach fahren und direkt am Museum aussteigen. Übrigens, dort wo Eltern mit Familien auf den kleinen Menne treffen, gibt es wie am Wasserspielplatz oder im Hotzenwaldhaus Mitmachstationen für die jüngeren Besucher des Museums.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Ausstellung Milchviehwirtschaft

Ausstellung Milchviehwirtschaft

Wer sich auf dem Gelände umschaut, wird erkennen, dass alle Häuser tief gezogene Dächer aufweisen. Das erinnert ein wenig an den Haustyp des Haubargs der Halbinsel Eiderstedt und auch an die friesischen Gulfhäuser. Als Erstes nehmen wir das Hotzenwaldhaus in den Blick, das am sehr windigen Ursprungsort parallel zum Hang errichtet worden war. Dies lässt sich im Museum leider nicht nachvollziehen.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Hotzenwaldhaus

Hotzenwaldhaus

Wie auch in anderen Bauernhaustypen, man denke an das niedersächsische Hallenhaus, sind Wohnbereich und Wirtschaftsteil unter einem riesigen Dach miteinander vereint. Statt mit Roggenstroh ist der Museumsbau mit Reet gedeckt. Typisch für das Haus ist der sogenannte Umgang an drei Seiten. Das diente dem Schutz gegen Wind und Wetter. Hier lagerten die Arbeitsgeräte und Holzvorräte. Zudem stand hier auch die Viehtränke. Erbaut wurde der Hof nach dem Vorbild des Klausenhofs, der als Original vor Ort erhalten werden konnte. Ein Bauerngarten mit Gemüse und bunter Blumenpracht gehört auch zu diesem Hof.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Hotzenwaldhaus - Einblick

Teil der Inneneinrichtung des Hotzenwaldhauses

Die Inneneinrichtung datiert auf die Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis zu 12 Personen bewohnten den Hof, dessen Bewohner von Viehzucht, aber auch von der Weberei lebten. Eine Webstube mit Spinnrad und Webstuhl wurde im Museumsbau eingerichtet. Kurz sind die Wege zum Falkenhof aus Buchenbach-Wagenstein. Bis 1976 wurden Teile des Hofes genutzt, so als Unterkunft für Waldarbeiter. Der Wohnteil des Hauses liegt talwärts. Stube, Kammer und Stüberl für das Altbauernpaar wurden nebeneinander angelegt. Nicht Stroh oder Schilf bedeckt das riesige Dach, sondern Dachschindeln. Pferde, Ochsen, Federvieh. Kühe und Schweine hielt die Großfamilie, die das Haus ursprünglich bewohnte. Kinder finden in der Menne-Tenne neben dem Murmellabyrinth auch eine Kegelbahn zum Spielen.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Schwein

Glücklicher als auf Spaltböden im Stall

Zugleich erfährt man im Stallteil etwas über die auf dem Hof betriebene Milchwirtschaft einschließlich der Milchverarbeitung, derweil die im Museum gehaltenen Rindviecher genüsslich Heu wiederkäuen. Auch kleine Kaltblutpferde, die sogenannten Schwarzwälder Füchse, werden in diesem Teil des Freilichtmuseums gehalten. Und zudem stößt man auf ein paar Schweine, die ihre Suhle zu schätzen wissen. Spaltenboden entdeckt man hier nicht.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Schauinslandhaus, 1730

Schauinslandhaus, 1730

Weiter geht es zum Schauinslandhaus (1730), das auf einer kleinen Anhöhe, aber eben nicht auf 1100 Metern liegt, wie ursprünglich. Auffallend sind das tief gezogene Walmdach und äußerlich eine Blockhausbauweise, so hat es den Eindruck. Geschützt liegen die Eingänge zum Wohnbereich und zum Stall an der Stirnseite. Schindelmachen gehörte im Nebenerwerb dazu, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Ansonsten war man auf Viehwirtschaft angewiesen. Übrigens, neben dem Garten befindet sich das außen ans Haus angebaute Plumpsklo. Rund um das Haus sieht man freilaufendes Federvieh, das nach Würmern pickt. Dabei handelt es sich wohl um schwarz-weiße Sundheimer.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Große Wäsche vor dem Tagelöhnerhaus

Große Wäsche vor dem Tagelöhnerhaus

Auf einer Wiese unweit des Tagelöhnerhauses flattert die Wäsche zum Trocknen im Wind. Ein mit Brennholz zu beheizender Waschbottich wartet darauf, gefüllt zu werden. Die Hofstelle eines solchen Tagelöhnerhauses war zumeist nicht größer als 1.8 Hektar. Noch 1981 wurde das Haus von zwei Junggesellen bewohnt. Sieht man sich im Inneren um, dann drängt sich der Eindruck auf, man unternehme eine Zeitreise in die 1950er bis 1970er Jahre.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Im Inneren des Tagelöhnerhauses

Im Inneren des Tagelöhnerhauses

Auf dem weiteren Besuch kommen wir an einem Pferch mit brauen Ziegen vorbei, die einen dunklen Rückenstrich und mächtiges Gehörn aufweisen. Nächste Station ist der Hippenseppenhof, zu dem auch eine frei stehende kleine Kapelle und ein Hochschwarzwälder Speicher gehören. Mit diesem Hof sind wir schon in den Hochlagen des Mitteleren Schwarzwald. Das mit Schindeln bedeckte Dach hat gewaltige Dimensionen und ruht auf sogenannten Firstständern. 400 Bäume mussten geschlagen und verarbeitet werden, um den Hausbau zu realisieren. Über dem Stall kann man die Gangkammern fürs Gesinde und den bäuerlichen Nachwuchs finden. Mitte der 1960er Jahre schaffte man diese Hofanlage ins Museum. Bis dahin diente der Hof als Wochenendhaus und Waldhüterwohnung.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Vogtsbauernhof Original

Vogtsbauernhof

Ebenso beeindruckend wie der Hippenseppenhof ist der Vogtsbauernhof aus dem Jahr 1612. Was wir heute sehen, ist das Original! In der Mitte des Wohnbereiches liegt die gemauerte Küche mit Feuerstellen. Links davon haben die Altbauern ihren Wohnbereich, rechts davon befindet sich die Stube des Bauern. Die Küche ist im Übrigen im Zustand von 1964 erhalten. Hier wurde für die Großfamilie und das Gesinde, bis zu 15 Personen, gekocht. Vorbei geht es am Hermann-Schilli-Haus, einem Neubau von 1980, zur Klopf- und Plotzsäge, die einstmals zum Sägen von Stammholz genutzt wurde. Angetrieben wurde die Säge mittels Wasserkraft und einem mittelschlächtigen Wasserrad. Ein holzgezimmertes Obergeschoss ruht beim Lorenzenhof auf einem steinernen Sockelgeschoss, durchaus typisch für die Bauweise im Kinzigtal. In der Ferne können wir schon das Schlössle von Effringen sehen. Es war ehemals ein herrschaftliches Anwesen, erst ein Meier- und später Lehenshof mit burgähnlicher Architektur. Das kann man heute nur noch erahnen.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Schlössle von Effringen

Schlössle von Effringen

Dass man auf dem Lande auf Gewerke jenseits der Landwirtschaft angewiesen war, unterstreichen die Hochgangsäge mit Wellenbaum und Kammrad, die Hanfreibe zur Verarbeitung von Hanf, die Hammerschmiede, vor der auch die Hufe von Pferden beschlagen werden konnten, und die Ölmühle. Mit einem Schäferkarren wird an die Schäferei im Schwarzwald und auch an die Tradition des sogenannten Schäferlaufs in Wildberg erinnert. Wildberg ist neben Markgröningen und Bad Urach Teil des immateriellen UNESCO-Welterbes. Legendär sind die Barfußläufe über Stoppelfelder, die in den genannten Orten während der jährlichen Heimatfeste veranstaltet werden. Doch dazu müssen wir uns in die genannten Orte begeben. So aber endet unsere Kulturwanderung mit einem Tipp für den nächsten Urlaub.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Vor der Hammerschmiede

Vor der Hammerschmiede

 

Informationen

www.vogtsbauernhof.de

 

Die verwendeten Fotos wurden mit Genehmigung des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof auf dem Gelände des Freilichtmuseums „geschossen“.

 

Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Die Kinzig fließt durch den mittleren Schwarzwald zwischen Kehl im Rheintal und Loßburg im Schwarzwald, wo das Flüsschen auch entspringt. Entlang des 93 Kilometer langen Flusslaufes finden sich sehenswerte Fachwerkstädte wie Schiltach, Haslach und Gengenbach. Einstiges Klosterleben und die hohe Kunst des Brauens machen den Reiz von Alpirsbach aus. In einem Nebental der Kinzig, im Gutachtal, stoßen wir auf das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof mit verschiedenen Gehöften aus allen Teilen des Schwarzwaldes. Ein weiterer lohnenswerter Abstecher führt nach Zell am Harmersbach, wo neben Spuren der mittelalterlichen Stadtbefestigung auch die Architektur des Jugendstils das Stadtbild prägt. Rund um Gengenbach und Offenburg versteht man etwas von edlen Weinen. Man besucht dabei ein wichtiges Gebiet des badischen Weinbaus. Auf dem Ortenauer Weinpfad, einem Wanderweg quer durch die Region, kann man mehr über Reben und Rebensaft in Erfahrung bringen.

Die Kinzig war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Wasserstraße, auf der Flößer unterwegs waren. Sie brachten Bauholz nach Straßburg und auch nach Amsterdam. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn wurden die Flößer dann arbeitslos. Ab und an gibt es noch Schauflößen auf der Kinzig bei Schiltach zu sehen. Ist man auf dem Flößerpfad von Loßburg nach Wolfach unterwegs, dann folgt man den Spuren der Flößer, erfährt dank zahlreicher Informationstafeln am Wegesrand, was ein Flößerbub zu tun hatte oder was ein Gamber ist. Schließlich organisieren die Narrenzünfte der genannten Städte zur Fasnet närrische Umzüge in der Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Dann beherrschen Hexen, Hemdglunker, Narrenbolezei, Klepperlesgarde, Büttel, Storch und Elefant die Straßen und Gassen.

 

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Alpirsbach. Nicht nur Weizen Hell, Kloster Zwickel und …

Alpirsbach an der Kinzig ist mit der historischen Flößerei in Verbindung zu bringen. Diesem einst florierenden Gewerbe kann man auf einer Wanderung über den Flößerpfad Kinzigtal auf den Grund gehen. Er führt von Loßbach bis nach Wolfach.Alpirsbach ist außerdem wegen seiner ausladenden romanisch-gotischen Klosteranlage bekannt. Zudem wird nahe des Klosters Bier gebraut.

Alpirsbach

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Gengenbach. Eine Perle an der Deutschen Fachwerkstraße

Was haben Duderstadt, Celle, Einbeck, Quedlinburg, Bietigheim-Bissingen, Herrenberg und Haslach mit Gengenbach gemeinsam? Sie liegen alle an verschiedenen regionalen Abschnitten der Deutschen Fachwerkstraße. Diese 1990 ins Leben gerufene Kulturroute erstreckt sich von der Elbe bis zum Neckar und zum Bodensee, schließt das Wendland ebenso wie den Harz, das Weserbergland und die Oberlausitz mit ein. Zu sehen sind Fachwerkbauten aus dem 13. bis zum 19. Jahrhundert. Enge Gassen und Stadttore sowie Reste der Stadtmauer lassen das Mittelalter wieder aufleben.

Gengenbach

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Haslach. Ein Haselstrauch gab der Fachwerkstadt den Namen

Das Stadtwappen von Haslach ist ein sogenanntes sprechendes Wappen. Bereits das erste Stadtsiegel zeigte einen stilisierten Haselstrauch, der namensgebend für die Stadt war. Einst war die Fachwerkstadt im Kinzigtal eine fürstenbergische Amtsstadt, ehe sie dann zum Großherzogtum Baden kam. Wie Schiltach, Gengenbach, Celle oder Wernigerode und Quedlinburg liegt die Stadt an der Deutschen Fachwerkstraße.

Haslach

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Offenburg. Die „Stadt in der Ortenau“ jenseits von Aenne Burda

Unzweifelhaft ist Offenburg mit Aenne Burda und Burda-Moden in Verbindung zu bringen. Doch Offenburg, die „Stadt in der Ortenau“, ist auch bekannt für ihre Weine und Weingüter wie die Ortenauer Weinkeller GmbH und die Fessenbacher Winzergenossenschaft. Auch für die, die keine Weinliebhaber sind, bietet die Stadt Sehenswertes, ob nun Barockes am Marktplatz oder die Stadtbefestigung entlang des Zwinger-Parks.

Offenburg

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Schiltach. Ein Herz aus Fachwerk, Flößergeschichte und …

Wer die Kinzig überquert, der steht vor einem Hang, an den sich dicht an dicht mehrgeschossige Fachwerkhäuser klammern. Hinter diesen liegt das Herz der Fachwerkstadt, das über eine steile Steintreppe zu erreichen ist. Dass überhaupt eine derart einmalige Fachwerkarchitektur das Stadtbild prägt, erscheint nach drei verheerenden Stadtbränden wie ein Wunder. Aufgabe kam nicht in Frage, denn im württembergischen Grenzort war gutes Geld zu verdienen. Die Flößerei auf der Kinzig, die einst auch sehr einträglich war, ist allerdings längst verschwunden, sieht man von gelegentlicher Schauflößerei einmal ab. Verbunden mit der Stadt an der Kinzig ist außerdem der Name „hansgrohe“, der für Duschspaß und Smart Living steht.

Schiltach

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Zell am Harmersbach. Storchenturm, alte Waschküche und …

Wer im Kinzigtal zwischen Gengenbach und Alpirsbach unterwegs ist, sollte durchaus mal vom Weg abweichen und ins Städle am Harmersbach fahren. Reste der alten Stadtmauer sind neben dem Storchen- und dem Hirschturm zu finden. Nein, mit Rothenburg ob der Tauber oder Nördlingen kann der Ort am Harmersbach nicht mithalten, denn eine begehbare Stadtmauer haben nur die genannten Städte vorzuweisen. Doch Pfarrhofgraben und Grabenstraße sowie der Straßenverlauf machen den Resten der Stadtmauer deutlich, dass wir uns in einem mittelalterlichen Städtchen befinden. Und wer einen Sinn für Kunst der Gegenwart hat, der kommt beim Besuch von Zell am Harmersbach außerdem auf seine Kosten.

Zell am Harmersbach

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Donaueschingen. Donauquelle, Jugendstil und …

Was fällt einem zur Stadt Donaueschingen spontan ein? Das Schloss derer von Fürstenberg nebst Brauerei? Die Donauquelle am Rande des Schlossareals? Der Zusammenfluss von Breg und Brigach zur Donau? Das herbstliche Musikfestival? Ein internationales Reitturnier von internationaler Bedeutung? Gewiss, all das macht die Stadt aus und doch gibt es noch weitere Schätze, so für Kunstliebhaber das Museum Art.Plus am Rande des Schlossparkareals und am Ufer der Brigach gelegen, sowie sehenswerte Jugenstil-Architektur.

Donaueschingen

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