Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther
Bei Ingelheim denken die einen an einen weltbekannten Pharmakonzern, die anderen an ausgelassene Rotweinfeste in Ober-Ingelheim. Ende September/Anfang Oktober strömen Besucher von nah und fern zur wehrhaften Burgkirche, wo dann nicht nur Fahrgeschäfte, sondern auch Weinstände ihren Platz haben. Wie es sich für ein solches Fest gehört, werden auch eine Rotweinkönigin und eine Rotweinprinzessin gewählt. Die Erste trägt ein rotes Kleid als Symbol der roten Trauben, die Letztere ein grünes als Symbol für die Reben. Doch Ingelheim ist mehr als nur Rotwein. Ingelheim das ist auch die einstige mittelalterliche Kaiserpfalz, ein historischer und architektonischer Schatz, den es zu entdecken gilt.
Rotweinfest in Ingelheim
Machen wir uns auf nach Ober-Ingelheim – und das muss nun nicht unbedingt während des Rotweinfestes sein. Auch zu anderen Zeiten lohnt sich der Besuch dieses Ortsteils von Ingelheim, dessen mittelalterliche Strukturen man zwischen Mainzer Berg und Selzbach noch erahnen kann. Wilder Wein rankt an der einen oder anderen Hausfassade in der Bahnhofstraße (1) empor. Noch erhalten ist ein massiver Turm mit Kegeldach in der Burgunderstraße (2), den wir etwas abseits der Bahnhofstraße erblicken. Dabei handelt es sich um einen Befestigungsturm der ehemaligen Ortsumwehrung. Beim Weitergehen halten wir inne. Warum? Drei aus Messing gefertigte „Stolpersteine“ haben uns dazu veranlasst. Diese erinnern an Ferdinand Mayer, Henrietta Mina Mayer und Robert Mayer, jüdische Bürger Ingelheims, die während NS-Zeit entweder in den Selbstmord getrieben oder in Theresienstadt ermordet wurden.
Willkommen in der Rotweingemeinde
Das fünfachsige alte Rathaus mit Uhrturm
Blickfang im Ortszentrum ist das fünfachsige alte Rathaus (3) mit einem Uhrturm als Dachreiter. Nicht zu übersehen ist der rötliche, zum Bau verwendete Buntsandstein. Sobald wir in die Straße „An der Burgkirche“ (4) einschwenken, fällt unser Blick auf eine Bronzefigur. Sie stellt einen Mann dar, der sich köstliche Trauben munden lässt. Wenn die Zeit des Rotweinfestes ist, dann durchschreitet man einen mit Wein geschmückten Bogen, neben dem Weinfässer zu einer Säule aufgeschichtet wurden. So grüßt die Rotweinstadt ihre Gäste! Schmucke barocke Bürgerhäuser flankieren die Straße gen Burgkirche. Auch der Geismar'sche Hof, ein ehemaliges Zehntherrenhaus aus der Gotik steht heute noch in der Straße, die zur wehrhaften Burgkirche führt.
Die Figur, die eine Traube an den Mund hält, ist Teil eines aus drei Skulpturen bestehenden Brunnens, den Benedikt Solga entworfen hat. Die Brunnenfiguren spiegeln die Stadt Ingelheim als die Stadt des Weines, des Spargels und der Kirschen wieder
Mit mit Zinnen bekränzten und mit einem Wehrgang versehenen Mauern ist der Kirchhof der Burgkirche (5) umgeben. Eingelassen in der Burgkirchmauer sind historische Grabplatten wie die des Ritters Johannes von Geispitzheim. Zum Areal der Kirche, die im romanisch-gotischen Stil erbaut wurde, gehört auch der sogenannte Malakoffturm, der eine Höhe von 19 Metern erreicht und einst auch als „Alte Wache“ bekannt war. Dies verweist auf die einstige Bestimmung des Turms.
Blick auf die Burgkirche
Auf der Weinmeile
Treten wir aus der befestigten Anlage der Burgkirche heraus, so stehen wir nur wenige Schritte weiter inmitten ausgedehnter Weinberge, die sich von Ober-Ingelheim bis hinüber nach Nieder-Ingelheim erstrecken. An knorrigen Rebstöcken hängen auch nach dem Rotweinfest noch einige blaue Trauben. Ob sie wohl noch gelesen werden? Teilweise rötlich verfärbt sind die Blätter weniger Rebstöcke, die wir unterwegs erblicken.
Ab und an stoßen wir bei unserer Tour auf der Ingelheimer Weinmeile (6) auf Hinweise zu Weingütern. Auch der Hinweis auf zwei weitere thematische Wanderwege, den Kaiserpfalz-Wanderweg und den Multatuli-Weg, ist nicht zu übersehen. Der eine Weg führt nach Nieder-Ingelheim zur Kaiserpfalz, der andere ist nach dem niederländischen Schriftsteller Multatuli benannt, der seine letzten Lebensjahre im heutigen Hotel-Restaurant Multatuli verbrachte.
Weinberge an der Ingelheimer Weinmeile
Unterwegs kann man auf Ruhebänken verweilen und den Blick über die Weinstöcke hinab ins Tal schweifen lassen. Am Rande der Weinlagen gedeihen vereinzelte Walnussbäume, deren Nüsse im Herbst erntereif sind. Mit ein wenig Glück findet man die eine oder andere reife Nuss am Boden. Die auf der Weinmeile installierten Infotafeln enthalten lesenswerte Texte zu Themen wie „Weinbereitung früher und heute“ oder „Sebastian Münster“, einem genialen Kopf aus der Stadt und ein wichtiger Universalgelehrter des 15. Jahrhunderts. Dessen Porträt zierte im Übrigen einst die 100-DM-Scheine!
An der Weinmeile gesammelte Walnüsse
Geologie und Klima werden auf einer der Infotafeln ebenso behandelt wie die „Roten Reben in Ingelheim“. Gemeint sind damit Blauer Spätburgunder, Portugieser, Dornfelder und Frühburgunder. Dabei muss man wissen, dass die Hälfte der Ingelheimer Anbauflächen dem Rotwein vorbehalten ist. Der Ruf der Stadt als die Rotweinstadt schlechthin – und das seit 1900 – gründet auf dem Frühburgunder, der in Eichenfässern reift. Zum Thema „Weinanbau“ gehört auch die umweltschonende Bekämpfung des Traubenwicklers, die mit Pheromonfallen geschieht, wie man auf einer der Infotafeln erfährt. Bei dem Einbindigen Traubenwickler handelt es sich um eine Motte, deren Raupe im Frühjahr durch Fraß an den Blütenanlagen erheblichen Schaden verursacht. Kein Wunder also, dass Ingelheimer Winzer hinter dem gefräßigen Geschöpf her sind.
Verlassen wir die Weinlagen, dann stoßen wir auch auf das Weingut Arndt F. Werner (7), das sich dem ökologischen Weinbau verschrieben hat. Wie wäre es denn mit dem Kauf eines Cabernet Sauvignon oder eines Grauen Burgunder als Mitbringsel aus Ingelheim? Sind wir danach auf der Straße „Auf dem Graben“ (8) unterwegs, so bewegen wir uns am Rande der ehemaligen Kaiserpfalz Ingelheim entlang, dem Ziel unserer Tagestour in die Rheinebene.
Spuren einer Kaiserpfalz
Mauerreste der ehemaligen Kaiserpfalz
Kein Geringerer als Kaiser Karl der Große veranlasste den Bau der Pfalz, durch den Ingelheim europaweite Bedeutung erlangte. Heute leben in der ehemaligen Pfalz gewöhnliche Ingelheimer Bürger, die ihren Wohnraum mit dem Denkmal „Kaiserpfalz“ teilen – und das macht den besonderen Reiz dieses „Stadtdenkmals“ aus.
Neoromanisches Altes Rathaus
Unweit des Brunnenpfads (9) stößt man auf einen Teil der hochmittelalterlichen Befestigung, die einst 270 Meter lang war. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich in der Südflanke der Wehrmauer das Zuckerbergtor, dessen Funktion bis heute nicht restlos geklärt ist. An diesem Tor wurde ein Kräutergarten angelegt, der diejenigen Pflanzen enthält, die zur Bevorratung an Königshöfen zählten. Am Rande der Kaiserpfalz stehen heute das neoromanische Alte Rathaus und der aus Buntsandstein geschaffene Marktbrunnen, der mit Schlangen und Schwanenköpfen verziert ist.
Aula regia
Kern der archäologischen Ausgrabungen und der Konservierung der einstigen Pfalz ist die Aula regia (8./9.Jh.) nebst einem Schutzbau, in dem sich die Reste einer hochmittelalterlichen Heizungsanlage befinden. Am Rande der ehemaligen Palastaula befinden sich Besuchertribünen und eine Infowand mit Funden der Ausgrabungen sowie die virtuelle Rekonstruktion dieses Teils der Pfalz.
Heidesheimer Tor
Zu den markanten Bauzeugnissen des Hochmittelalters gehört außerdem das Heidesheimer Tor mit seinen Flankiertürmen und der angedeuteten Pfeilerhalle. Im sogenannten Präsentationsbau am Tor, das in der Zeit der Staufer ausgebaut wurde, sind zwei Dauerausstellungen, „Die Pfalz der Staufer“ und „Die Pfalz der Bürger“, zu sehen. In der nahegelegenen, kreuzförmigen Saalkirche (10) , einst als Pfalzkapelle St. Peter erbaut und unter Kaiser Friedrich I, Barbarossa im romanischen Stil umgestaltet, kommen heute evangelische Christen zu ihrem Gottesdienst zusammen. Zugleich aber wird die Kirche auch als Ausstellungsort genutzt und das Kapitel der Pfalz unter den Ottonen aufgeblättert. Mit dieser Zeitreise ins Hochmittelalter beenden wir unsere Stippvisite in Ingelheim. Gewiss werden wir wiederkommen, zum nächsten Rotweinfest in Ober-Ingelheim!
Saalkirche, einst als Pfalzkapelle St. Peter erbaut
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