Mit Rad und Schiff auf Rhein und Neckar

Von Koblenz auf Rhein und Neckar bis Bad Wimpfen

Text und Fotos: Axel Scheibe

Heidelberg - Das größte je gefüllte Weinfass der Welt auf Schloss Heidelberg

Das größte je gefüllte Weinfass der Welt auf Schloss Heidelberg

220.000 Liter Wein – wie viele Radtouristen auf der PATRIA damit wohl versorgt werden könnten? Seit einigen Tagen sind die Passagiere aus Deutschland, der Schweiz und Kanada erst auf dem Rhein und nun auf dem Neckar unterwegs. In Koblenz gestartet ist seither so mancher Liter vom köstlichen Rhein- und Moselwein durch ihre Kehlen geflossen. Möchte sein, in dieser Region. Aber 220.000 Liter, das ist schon eine Hausnummer, damit könnte die PATRIA sicher einige Jahre unterwegs sein, ohne auf dem Trockenen zu landen. Deshalb ist das Staunen groß, als die Touristen in der Schlossruine hoch über Heidelberg vor dem mächtigen Eichenholzfass stehen, das diese Riesenmenge fassen soll. Bei den zigtausenden Studenten, die die ehrwürdige Hochschulstadt bevölkern, könnte das sicher schnell geleert werde. Doch das Fass ist schon lange leer. Kurfürst Carl Theodor ließ es im 18. Jahrhundert für seinen herzoglichen Weinkeller bauen. Das Vorgänger „Fässchen“ mit seinen schlappen 200.000 Litern hatten ihm wohl nicht mehr gereicht. Bewacht von Phillips weinseligem Hofnarr, dem kleinwüchsigen Perkeo, ist es heute die größte Attraktion in den halbzerfallenen Mauern der mächtigen Schlossruine. Hunderte Schaulustige drängen sich Tag für Tag um das hölzerne Meisterstück. Überraschend und kaum erwartet führt eine Treppe hinauf aufs Fass, wo eine hölzerne Plattform bei höfischen Festen zum Tanzboden wurde.

Heildberg - Weinfass auf Schloss Heidelberg - Ein Wächter des Weinfasses

Wächter des Weinfasses

Das Heidelberger Schloss gehört zu den beeindruckendsten Ruinen Deutschlands. Kaum überschaubar die Vielzahl der Einzelgebäude, die über die Jahrhunderte immer wieder erweitert wurden, bevor sie nach den Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg Ende des 17. Jahrhunderts nie wieder komplett aufgebaut wurden.

Ein besonderer Besuchermagnet im Schloss, das sogar mit einer Standseilbahn erreicht werden kann, ist das Apotheken-Museum. Da gibt es manch Kurioses zu entdecken, was sicher nicht nur Pharmazieinteressierte staunen lässt. Highlights sind die komplett erhaltenen Innenausstattungen historischer Apotheken aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.

Heidelberg - Im Apothekenmuseum der Stadt

Im Apothekenmuseum der Stadt Heidelberg

Da vergeht die Zeit schnell und so rückt das abendliche Dinner an Bord des schwimmenden Hotels in den Blickpunkt. Immerhin haben die Passagiere ja nicht nur einen Stadtbummel hinter sich sondern auch über 60 km in den Radlerbeinen. Die vormittägliche Tour führte sie aus der Nibelungenstadt Worms erst entlang des Rheins und dann weiter am Neckar bis nach Heidelberg. Kein Wunder, dass am Abend der gute Tropfen im Glas ganz besonders köstlich mundet. Auch wenn er nicht aus dem Riesenfass stammt. Die Stimmung an Bord ist prächtig. Koch Petr versteht sein Handwerk und zaubert in seiner kleinen Kombüse jeden Abend ein perfektes 4-Gang-Menü. Und der Wein aus der Region, man hätte es nicht anders erwartet, trägt das seine dazu bei.

Mit 1.200 PS flussaufwärts

Schon beim Start in Koblenz war abzusehen, dass Bacchus auf dieser Tour die Finger im Spiel haben würde. Stationen wie Bingen, Mainz und Nierstein sprechen für sich. Doch bevor es soweit kam, machten sich die Gäste erst mal mit ihrem Hotel auf Zeit vertraut. Unweit des Deutschen Ecks hatte sich die PATRIA, fast etwas verschämt im Hintergrund, einen Platz gesucht. Klar, mit den großen, schmucken Flusskreuzfahrtschiffen, die Jahr für Jahr in wachsender Zahl den Rhein befahren, kann und will sie sich nicht messen. Dazu passen weder die Maße noch Alter und Ausstattung.

Flusskreuzfahrtschiff Patria

Doch die PATRIA hat dafür eine Seele. Das sehen nicht nur die Besatzungsmitglieder so, sondern auch die Gäste, die teils nicht zum ersten Mal an Bord kommen. Davon gibt es einige. Ehe Gottfried Hagen als Kreuzfahrtreiseleiter das Zepter für die nächsten Tage in seine Hände nahm, gab es bei der Vorstellung der Crew den üblichen Zahlenmix. Man will ja schließlich wissen, welchem Schiff man sich anvertraut. Mit maximal 68 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern gehört die PATRIA zu den kleinsten Flusskreuzfahrtschiffen auf dem deutschesten aller Flüsse. 67 m ist sie lang, 7,70 m breit und ein Tiefgang von 2 Meter unterm Kiel sind nötig, damit sie sicher ans Ziel kommt. Dafür sorgen auch die beiden je 600 PS starken Hauptmaschinen und das 90 PS starke Bugstrahlruder. Auf 10 bis 12 Knoten bringt es die zwar gut erhaltene aber halt doch etwas in die Jahre gekommene Patria. Gebaut 1940 war sie, bevor sie 1970 verlängert wurde, als Schlepper im Einsatz. Davon ist ihr aber nichts anzumerken. Klar, als Passagier muss man sich darauf einstellen, mit wenig Platz auszukommen, doch da tagsüber eh die Räder im Mittelpunkt stehen, ist das kaum ein Problem. Kapitän Hermann Püpke, der seit 1954 auf den großen deutschen Flüssen unterwegs ist, springt gern ein, wenn dem eigentlichen Kapitän des Schiffs noch einige Papiere fehlen, um das Schiff auf Rhein und Neckar steuern zu dürfen. Dabei fährt er, der eigentlich seit fast 10 Jahren seine Rente genießen könnte, auch ab und an auf Frachtern, Tankschiffen und Schubverbänden. Das ist sein Hobby, betont er lächelnd, und so manche Reederei freut sich, wenn er ihr mit einem Kurzeinsatz aus der Patsche helfen kann. Er weiß, so attraktiv wie früher ist die Binnenschifffahrt für junge Leute nicht mehr. Da fehlt den Reedereien oft der Nachwuchs. Auf der PATRIA ist er gern unterwegs. Seit drei Jahren regelmäßig. Er mag die alte Dame mit dem Blau-Weißen-Kleid.

In der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz

In der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz

Gern unterwegs auf der PATRIA ist auch Reiseleiter Gottried Hagen. Und das merkt man ihm an. Bereits bei der Besprechung für die erste Radtour in Richtung Mainz wurde klar, so wie der Gottfried seine Touren präsentiert und so wie er die Gäste mit Informationsmaterial versorgt, hatte es wohl vorher noch kaum einer der Radler bei einer ähnlichen Reise erlebt. Bereits die erste Etappe von Koblenz (1) über Bingen nach Mainz (2) wurde zu einem Erlebnis. Wenn sich auch die Sonne hinter dicken Wolken versteckte, der Faszination des Mittelrheintals, auch von der UNESCO gewürdigt, konnte das keinen Abbruch tun. Erst mit dem Schiff bis Bingen und dann auf der rechten Rheinseite über das weltbekannte Rüdesheim mit Muskelkraft weiter nach Mainz. Es war nicht nur die Drosselgasse, die für Abwechslung am Wegesrand sorgte. So manche Burg grüßte herunter zu den Radlern und so mancher Weinberg ließ gute Tropfen erahnen.

 

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