Auf den Spuren edler Tropfen

Urlaub an der Mosel

Text und Fotos: Axel Scheibe

Das Moseltal sei wie geschaffen für einen Urlaub mit dem Wohnmobil. Nicht nur wegen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, auch die Möglichkeiten, direkt beim Winzer einen Stellplatz zu finden, nehmen zu.

Das Brummen des 2,8 Liter Turbo-Diesel verstummt. Die letzte Strecke der ersten Tagesetappe auf dem Weg zu römischer Geschichte und Weinabenden vom Feinsten ist geschafft. Direkt neben dem Gebäudekomplex des Weingutes Longen-Schlöder in Longuich liegt der gesuchte Wohnmobilstellplatz. Inmitten eines Obsthaines - der Weinberg beginnt direkt dahinter - wurde ein ruhiges Plätzchen so direkt nach dem Geschmack der Wohnmobilisten geschaffen. Strom und Wasser fehlen nicht. Zur Mosel sind es nur wenige Minuten Fußweg, und vom gegenüberliegenden Steilufer grüßt eine Wein-Kulturlandschaft, wie sie seit Jahrhunderten zum Markenzeichen dieses Landstrichs geworden ist.

Mosel / im Weinberg

Unterwegs bei Longuich

Doch begrüßt wird man auch von Longen-Schlöders. Die Ankunft des Wohnmobils bleibt nicht unbemerkt. Kaum hat man den Motor abgestellt und die Trittstufe ausgefahren, ist schon der Senior des Hauses im Anmarsch. Mit sichtbarer Freude heißt er die Neuankömmlinge willkommen, und schon Augenblicke später ist man in fachmännische Gespräche verwickelt. Der Wein steht im Mittelpunkt, wie sollte es anders sein. Der Wein und die begründete Angst des Seniors um die alte Tradition des Winzerhandwerks an der Mosel und die beeindruckende Schönheit der weinbewachsenen Hänge links und rechts des Flusses. „Fotografiert so viel ihr könnt,“ ist sein wichtigster Tipp, „ob ihr in wenigen Jahren all das noch so bewundern könnt, ist unwahrscheinlich.“ Und wirklich, wenn man genau hinsieht, kann man bereits heute erste Flächen finden, die nicht mehr bebaut werden, die brach liegen. „Und das Winzersterben geht weiter!“ ist sich der erfahrene Weinfachmann sicher. „Wenn die Menschen nicht bereit sind, für einen guten Wein das zu bezahlen, was er wirklich wert ist, können sich viele Betriebe nicht mehr über Wasser halten.“ Er weiß wovon er spricht.

Kurze Zeit später kommen auch die jungen Leute hinzu. Markus Longen und Sabine Steinmetz haben die Geschicke des traditionsreichen Weingutes mit viel Schwung in ihre Hände genommen. Da weht ein neuer Wind nicht nur durch die Weinberge und die Kellerräume voll leckerer Tropfen. Für Markus Longen steht ein junger, frischer und modern ausgebauter, also säurearmer trockener Riesling ganz hoch in der Gunst. Davon kann man sich schon beim Begrüßungsschluck ein erstes, sehr schmackhaftes „Bild“ machen. Das ist nicht unbedingt moseltypisch, ebenso wenig wie die Vielzahl der Rebsorten, die er kultiviert. Doch Markus und Sabine wollen nicht nur mit dem Strom schwimmen, sie wollen ihre Vorstellungen von einem modernen, zukunftsträchtigen Weingut in die Tat umsetzen. Nicht nur eine Vinothek ist vorhanden, zwischen April und Dezember wird auch ein abwechslungsreiches Programm geboten, das von Kunst- und Weinausstellungen über gehobene gastronomische Abende bis hin zum adventlichen Weihnachtsmarkt im Kelterhaus reicht.

Mosel / Weinkeller

Markus und Sabine Longen im alten Weinkeller ihres Weingutes

Die letzten Strahlen der Abendsonne legen sich über das Land, langsam bricht die Nacht herein. Nach einer Verabredung für den nächsten Tag, Keller- und Weinbergsbesuche stehen auf dem Programm, gibt es für die Winzer noch manchen Handschlag zu erledigen. Die Gäste haben Zeit die Eindrücke des Tages zu ordnen.

Von Bad Dürkheim nach Trier

Die Wohnmobilreise auf den Spuren des Weines begann eigentlich schon fernab der Mosel auf dem Knaus-Campingpark in Bad Dürkheim. Hier findet man, aus dem Süden kommend, nicht nur einen günstigen Platz auf dem Weg an die Mosel, sondern, mitten im Weinanbaugebiet gelegen, einen rund 500 Meter langen Weinlaubengang mit Dutzenden verschiedenen Rebsorten und entsprechenden Schautafeln. Eine gute Gelegenheit, sich über die Unterschiede der Trauben und Blätter zu informieren.

Trier / Kurfürstl. Palais

Kurfürstliches Palais in Trier

Doch am Reisemorgen heißt es, zeitig auf Tour zu gehen. Mit Trier wartet eine Stück Geschichte, das seinesgleichen sucht. Und natürlich sichert zeitiges Kommen einen guten Wohnmobilparkplatz. An der Ausfallstraße in Richtung der Deutschen Richterakademie oder am Amphitheater sollte das kein Problem sein. Trier ist nicht nur die wichtigste Stadt am Mittellauf der Mosel, sondern eine Stadt der kurzen Wege. Zumindest für Touristen. Das, was man in Trier gesehen haben muss, also die alten römischen Baudenkmäler wie Porta Nigra, Kaisertherme oder die Palastaula, ist ebenso in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen wie der Dom, die Liebfrauenkirche, der berühmte Marktplatz und auch das Karl-Marx-Haus mit seinem Museum.

Trier / Kreuzgang

Kreuzgang

Doch wehe dem, der, verführt von den kurzen Wegen, zu wenig Zeit für Trier einplant. Schnell ist auf den Spuren der Geschichte die eine oder andere Stunde verstrichen. Schnell gerät man, gemütlich in einem der hübschen Straßencafes sitzend, ins Träumen. Ehe man sich versieht ist plötzlich der Abend heran und noch lange nicht all das besichtigt, was man eigentlich gern wollte.

Ein Gläschen in Ehren

„Ein Gläschen in Ehren, kann keiner verwehren.“ Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch, der manchem Liebhaber eines guten Tropfens als willkommene Rückendeckung für ein Gläschen gerade recht kommt. Doch der Besuch auf einem Weingut ist wohl mehr als nur einfach ein Grund, für einen guten Schluck. Wie will man die Kultur der Region und die Qualität des Winzers schätzen lernen, ohne zum Glas zu greifen? Außerdem sind sich die Mediziner mittlerweile einig über die gesundheitsfördernde Wirkung des Weines. In Maßen getrunken, versteht sich.

Moesel / Weinlese

Trotzdem beginnt der Tag bei Longen-Schlöders vorerst weinfrei bei einer heißen Tasse Kaffee im gemütlichen Wohnmobil. Draußen hat sich ein Hauch Kälte ins Moseltat geschlichen. Erster Reif liegt auf den Wiesen und schon kurz nach Sonnenaufgang herrscht im Weingut Betrieb. Die Helfer für die Weinlese kommen an. Der Traktor wird angelassen und noch frierend ziehen die Winzer in den Weinberg. Das gute Wetter muss genutzt werden. Die Sonne der letzten Tage hat für ein ordentliches Mostgewicht gesorgt und plötzlicher Frost könnte die gute Lese vernichten. Da wird jede Hand gebraucht. Eine ganz besondere Spezialität des Weingutes wartet darauf, in den Keller zu wandern, der Cabernet Sauvignon. Eine Qualitätsrebe, die es entlang der Mosel nur bei Longen –Schlöders gibt. Und das bei rund 2000 Winzern, die hier ihrem Handwerk nachgehen.
Als die Wohnmobilisten am Weinberg, in diesem Fall einer recht flachen Lage ankommen und ihr Haus auf Rädern abstellen, sind die letzten Trauben der diesjährigen Sauvignon-Lese fast im Kasten. Erleichtert durch moderne Technik werden die schweren, dunkelblauen Trauben verladen und ab geht es ins Weingut, wo Markus Longen sofort die Gärung einleitet. Dieser edle Rotwein wird ganz besonders behandelt, er erhält einen Barriqueausbau in französischen Eichenholzfässern spendiert. Da lacht das Herz des Weinkenners.

Nach einer kurzen, herzhaften Brotzeit geht es weiter, auf die anderes Seite der Mosel, wo sich die Weinberge an steile Hangterrassen schmiegen. Hier beginnt für die Weinleser die richtige Schinderei. Bis zu 70 Prozent Steigung machen allein das Stehen schwierig und so ganz „nebenbei“ muss ja noch der Eimer transportiert und der Wein gelesen werden. Doch der Boden ist gut, ideal für einen feinen Riesling. Mit Spannung schaut Markus Longen durch sein Refraktometer. Über 90 Grad Oechsel zeigt es an. Das verspricht, eine ordentliche Spätlese zu werden. Die Voraussetzungen sind auf jeden Fall gegeben. Nun entscheidet die Erfahrung des Winzers über den weiteren Weg des Weines.

Mosel / Weinprüfung

Winzer Markus Longen prüft die Qualität des Weines

Während sich die Weinbauern mit voller Kraft der Lese widmen, überall am Steilhang ist Betrieb, stehen Traktoren, sind Menschen als bunte Tupfer zwischen den grünen Rebstöcken unterwegs, kann der Gast den herrlichen Blick auf das Moseltal genießen.

Mit der letzten Fuhre geht es zurück ins Weingut und so langsam wird es Zeit, den Spruch vom Gläschen in Ehren in die Tat umzusetzen. Im Kamin der Probierstube brennt ein wärmendes Feuer und Sabine Steinmetz hat bereits eine Galerie verschiedener Weine vorbereitet. Gemeinsam mit ihren Gästen beginnt sie eine interessante „Weinreise“ durch das breit gefächerte Spektrum der Jahrgänge und Weinsorten. Vier weiße und drei rote Rebsorten hat Markus Longen unter seinen Fittichen. Rund 6 ha Weinberge sind das. Da gibt es reichlich zu tun. Und auch Verkosten kann eine, wenn auch wunderschöne, Arbeit sein: Weißer Burgunder, Riesling, Blauer Spätburgunder, Domina oder Cabernet Sauvignon. Die Entscheidung für den ganz persönlichen „Lieblingswein“ fällt schwerer und schwerer, je später der Abend wird.

 

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