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Reiseführer Oldenburg

 

Was von der Nordwolle blieb

Ein Besuch in Delmenhorst

Delmenhorsts Geschichte geht auf die Anlage einer Wasserburg an der Delme zurück, die 1247 auf Geheiß von Graf Otto von Oldenburg entstand. Die Stadtrechte wurden Delmenhorst l37l verliehen. Von der Grafenresidenz sind nur das Gartenhaus (1364), die Graftanlage mit der Burginsel und einige Fundamentsteine erhalten  geblieben, da das Renaissance-Schloss im 18. Jh. abgebrochen wurde. Die Zeiten, als die Kammgarnspinnerei Nordwolle in Delmenhorst für viele Delmenhorster Arbeit bedeutete, werden heute im Industriemuseum wachgehalten.

Der Wasserturm der Nordwolle (1910) in Delmenhorst

Der Wasserturm der Nordwolle (1910)

Wer durch Delmenhorst bummelt, wird die Spuren der gräflichen Residenz entdecken, wenn diese auch sehr bescheiden ausfallen. Im Wesentlichen ist es die Graftanlage, die bis heute sichtbar ist: Ursprünglich gab es nur eine Innengraft, ehe 1553 die Außengraft angelegt wurde. Am Eingang zur Burginsel befindet sich die 1880 erbaute Wassermühle. Unweit von hier steht das zwischen 1912 und 1914 im norddeutschen Jugendstil erbaute Rathaus. Die Fassade ist mit Bildhauerarbeiten von Ernst Wachthold geschmückt. Nebenan sieht man das Wahrzeichen der Stadt, den 42 m hohen Wasserturm (1909). Gleichfalls ein Kind des Jugendstils ist das Haus Coburg (1905). Diese Stadtvilla wurde einst für einen Arzt als Praxis und Wohnhaus erbaut. Nunmehr dient das Haus als Städtische Galerie. Nicht weit von hier befindet sich in der Bahnhofstraße die evangelische  Stadtkirche mit Grafengruft, deren älteste Mauern aus dem 17. Jahrhundert stammen. lm Turm wurden Ziegel des ehemaligen Klosters Hude vermauert. Die Grafengruft wurde von 1614 bis 1619 angelegt und birgt die sterblichen Überreste des Grafen Anton II. und seiner Gemahlin Sibylla Elisabeth sowie die des letzten Delmenhorster Grafen Christian IX.

Was von der Nordwolle bleib
Wie an anderen Orten auch – man denke an die Völklinger Hütte und die Kammgarnspinnerei Kaiserslauternist die Kammgarnspinnerei Nordwolle längst ein Industriedenkmal, das museal erhalten wird.

Die Vereinigte Kammgarn-Spinnerei  und Wollkämmerei „Nordwolle“ wurde als gründerzeitlicher  Ziegelbau ab 1884 errichtet und  ist ein bedeutsames Bauwerk des Industriezeitalters. Teile des Geländes sind inzwischen nach der Schließung des Unternehmens mit modernen Wohnhäusern bebaut worden, sodass seit 1981 auf dem einstigen Fabrikgelände ein neuer „Stadtteil“ entstanden ist.

Die Industriegeschichte von Delmenhorst, auch verbunden mit den Deutschen Linoleum-Werken und mit der Geschichte der Juteverarbeitung, wird im einstigen Turbinenhaus und einem angrenzenden Sheddach-Riegel bewahrt. In der ehemaligen „Lichtstation“ (1884) ist das Stadtmuseum von Delmenhorst beheimatet, eine sinnvolle Ergänzung zur Industriegeschichte der Stadt an der Delme.

Das Turbinenhaus – heute Teil des Fabrikmuseums Nordwolle (Delmenhorst)

Das Turbinenhaus – heute Teil des Fabrikmuseums Nordwolle

Die ehemalige „Verbotene Stadt“
Es lohnt sich über das ehemalige Nordwollegelände zu spazieren, das einst nur für die Beschäftigten zugänglich und gegenüber der Stadt durch Mauern und Tore abgeschottet war. Unter dem Stichwort der Konversion wird nicht nur Leben in einem Industriedenkmal propagiert, sondern es wurden durch Umgestaltung auch neue Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen geschaffen. Die Hallen mit Kammzuglager, Garnkeller, Spinnsälen, der Ringspinnerei mit 42 Ringspinnmaschinen und andere Teile der unmittelbaren Produktion sind verschwunden. Dies ist dem eigenmächtigen   Handeln eines übereifrigen Oberstadtdirektors zu verdanken, der 1990 einen Teil der Werkhallen dem Erdboden gleichmachen ließ – und zwar ohne vorherigen Ratsbeschluss. Nun sind hier Reihenhäuser mit Sheddach-Architektur entstanden. Auch der Zellwollschuppen und die ehemalige Zwirnerei existieren nicht mehr. Erhalten wurde das Kontorgebäude am Haupttor, das   Verwaltungshaus und das Lagerhaus, die beiden Maschinenhäuser von 1892 und 1902 , das Kesselhaus von 1902, das Rohwollelager U, der Wasserturm von 1910 sowie die Gartenstadt nördlich der Delme. Diese Gartenstadt mit Zeilen von teilweise in Fachwerk erbauten Arbeiterwohnhäusern entstand zwischen 1885 und 1922. Sie werden heute zu Wohnzwecken genutzt.

Werkshäuser der Gartenstadt Nordwolle, erbaut 1905-1907 (Delmenhorst)

Werkshäuser der Gartenstadt Nordwolle, erbaut 1905-1907

Neue Nutzer, alte Gemäuer
Ins Alte Kesselhaus ist die Volkshochschule einzogen und im Erdgeschoss des Wasserturms befindet sich ein Café. Das frühere Rohwolllager beherbergt nun das Neue Medien- und Veranstaltungszentrum. Modernes Loft-Wohnen kann man in der 1914 erbauten Transformatorenstation genießen. Kunsthandwerk wird nunmehr in einem der Beamtenwohnhäuser im Westen des weitläufigen Geländes angeboten.

Wer mit dem Drahtesel in Delmenhorst unterwegs ist, folgt der mit R5 ausgeschilderten Tour vom Bahnhof aus. Auf der 18 Kilometer langen Fahrt nach Hasbergen und zurück liegt auch das Nordwollgelände.


Weitere Informationen

Stadtmarketing Delmenhorst
Rathausplatz 1
27749 Delmenhorst
http://www.stadtmarketing-delmenhorst.de/

Städtische Galerie Haus Coburg
Fischstraße 30 | Friedrich-Ebert-Allee
27749 Delmenhorst
http://www.staedtische-galerie-delmenhorst.de/

Nordwolle Delmenhorst
Nordwestdeutsches Museum für IndustrieKultur
Am Turbinenhaus 10-12
27749 Delmenhorst
www.delmenhorst.de/kultur-bildung/museum/index.php

Stadtmuseum Delmenhorst

Am Turbinenhaus 10
27749 Delmenhorst http://willms.delmenhorst.de/museen/stadtmuseum/

Anreise

DB Bf. Delmenhorst
www.vbn.de
www.vwg.de


 


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